Heute Donnerstag, 21.08.2008 sind wir unterwegs zu den Muthöfen, das sind mehrere Bergbauernhöfe oberhalb von Meran und Dorf Tirol. Wir, das heißt, der Andreas, der Kurt mit seinen zwei Töchtern (ich glaube 7 und 9 Jahre), die Nives, der Rupert (mein Bruder), die Sibille (meine Schwester) und ich. Die beste Freundin von allen hat leider keine Zeit 🙁 .
Die Muthöfe liegen auf der Mut, einer „Hochebene“ auf circa 1.200 m über dem Meeresspiegel, oberhalb des Tourismusortes Dorf Tirol. Hochebene ist das falsche Wort, weil „eben“ bzw. flach ist da oben nichts! Die Muthöfe sind extrem steil, einige Wiesen haben sicherlich eine Neigung von – ich schätze mal – 60° oder mehr. Bis vor einigen Jahren gab es nicht mal eine Zufahrtsstraße, es gab nur, und gibt immer noch, die Kabinenseilbahn Hochmut. Nun führt aber auch eine Straße bis zu den ersten Muthöfen hoch. Wir parken unser Auto bei der Talstation der Kabinenseilbahn Hochmut, denn wir wollen die Muthöfe und den noch etwas höher gelegenen Mutkopf (1.670 m) zu Fuß erklimmen.
1.000 Höhenmeter liegen vor uns. Wir schauen etwas besorgt auf die beiden Mädchen. Der Kurt sagt aber: „Die beiden sind wandererprobt, das geht schon.“
Zuerst wandern wir einige Meter die Straße hoch, biegen dann links ab und finden nach circa 5 Minuten den Einstieg in den Steig Nr. 23B, der uns durch Apfelwiesen bis zum Waldrand führt. Nun marschieren wir durch den Wald bis zu einer Gabelung. Wir beschließen den Steig Nr. 23B und dann den Steig Nr. 23A zu nehmen. An einer weiteren Weggabelung entscheiden wir uns für Steig Nr. 24A und steigen weiter in Richtung Muthöfe hoch.
Die Muthöfe werden natürlich noch bewirtschaftet
Wir kommen an einer extrem steilen Wiese vorbei, auf der ein junger Bauer ganz alleine mit einer Gabel „bewaffnet“ das Heu umkeart (=umdreht). „Bewaffnet“, weil ich finde, dass sein Vorhaben auf dieser extrem steilen Wiese fast ein Kampf ist. Der Andreas neckt ihn: „Oschti, do braucht man jo foscht die Steigeisn.“ (=Ups, da braucht man ja fast Steigeisen). Der Bauer ist nicht auf den Mund gefallen und kontert: „Geat schun so a, obr i sieg es hobs di richtign Schuach on und i hon obn nou a poor Gobln ibrig.“ (=Geht schon, aber ich sehe Ihr hättet die richtigen Schuhe für diese Arbeit an und ich hätte oben noch mehrere Gabeln übrig).
Wir lachen und fragen uns, ob wir uns für eine ordentliche Brotzeit darauf einlassen sollen, beschließen aber, unsere Wanderung trotz des verlockenden Angebots fortzusetzen.
Die Mädchen werden langsam etwas müder und rennen nun nicht mehr 50 m voraus, aber Sie halten sich tapfer!
Die Muthöfe
Nach 1,5 Stunden kommen wir bei dem ersten Muthof an und zwar beim Oberegghof der Familie Laimer Gerhard, ein Urlaub auf dem Bauernhof-Betrieb. Eine kurze Rast mitten auf der Straße mit ein, zwei kräftigen Schlucken aus den Wasser- und Holunderflaschen ist angesagt.
Weiter geht es nun in Richtung Mutkopf / Mutspitz. Der Steig führt uns durch den Nadelwald empor bis zum Mutkopf auf circa 1.670 m. Hier finden wir ein gut besuchtes Gasthaus vor, welches von einem kleinen Hexenhaus flankiert wird. Das gefällt den beiden Mädchen natürlich. Wieder eine Rast mit Wasser und Holunder, bevor wir in Richtung Hochmut abmarschieren.
Vom Mutkopf bis zur Bergstation Hochmut führt ein viel bewanderter Steig leicht abwärts (circa 230 Höhenmeter). Die meisten Leute kommen uns ohne Bergausrüstung entgegen. Wir verstehen: die fahren alle mit der Kabinenseilbahn Hochmut hoch und spazieren dann die wenigen Höhenmeter bis zum Mutkopf hinauf bzw. hinüber.
Bei der Bergstation Hochmut angekommen, beschließen wir im Gasthaus Steinegg einzukehren und ganz gemütlich ein deftiges Mittagsmahl einzunehmen.
Die Speise- und Getränkekarte präsentiert sich ziemlich umfangreich und auch etwas extravagant: Knödel oder Polenta mit Pilzen, Schafsfleisch aus der Eigenproduktion, Kaiserschmarrn, Buttermilch mit Apfelsaft usw.
Nach dem Essen geht es ans „Blind Watten“ (Kartenspiel siehe Watten), natürlich auf Traminerisch! Der Andreas und der Kurt gegen meinen Bruder Rupert und mich. Eine Runde Schnaps steht auf dem Spiel! Das erste Spiel geht an uns, das zweite Spiel – auch. Andreas und Kurt haben aber Glück: die Runde „Klaren“ spendiert die Wirtin.
Eigentlich wäre nun gedacht gewesen den Rückweg anzutreten. Ich habe aber auf der tollen Tappeiner 3D Wanderkarte, welche die Nives mithat, noch einen Weg entdeckt der schön sein könnte: von Hochmut über den Steig Nr. 24 zur Leiteralm und wieder zurück über den Steig Nr. 22A.
Der Meraner Höhenweg zur Leiteralm
Da der Kurt mit seinen beiden Töchtern keine Einwände hat, geht es um circa 14.30 Uhr weiter in Richtung Leiteralm. Der Steig ist als gut gesichert, aber nur für Schwindelfreie angeschrieben. Die Entscheidung, diesen Steig noch zusätzlich zu bewandern, erweist sich als goldrichtig. Phänomenal, grandios, absolut empfehlenswert! Ja, es ist angebracht hier Superlative zu verwenden! In eine Felswand wurde ein circa eineinhalb Meter breiter Felsweg gemeißelt. Wir gehen also direkt in einer fast aufrechten Wand, ganz gemütlich über Meran und Algund schwebend, in Richtung Leiteralm. Rechts von uns die senkrechte Felswand, links von uns eine fast senkrecht abfallende Wiesenböschung, ganz unten im Tal Meran und Algund. Ein berauschendes Erlebnis für Panoramablick-Jäger. Für unter Höhenangst Leidende eine Horrortrip! Diese Aussage muss ich etwas abschwächen, denn der Weg ist sage und schreibe wirklich eineinhalb Meter breit, also keine Kletterpartie sondern eine gemütliche Wanderung!
Während des ganzen Weges habe ich den Fotoapparat heraußen, so überwältigt bin ich vom Fußweg und vom Panorama.
Nach circa einer ¾ Stunde erreichen wir die Leiteralm. Hier ist beschildert, dass der hinter uns liegende Steig Teil des Meraner Höhenweges ist.
Dieses Mal machen wir keine Rast und wandern den Steig Nr. 25 hinunter in Richtung Vellau bis zur Kreuzung mit dem Steig Nr. 22A. Dieser soll uns über einen wiederum nur für Schwindelfreie ausgewiesenen Steig bis nach Hochmut zurückführen. Der Weg erweist sich als ziemlich ähnlich wie der vorige: eineinhalb Meter breit, sehr ausgesetzt, aber wegen seiner Breite zumindest für Trittsichere und Schwindelfreie nicht gefährlich. Die Kinder sollte man aber sicherheitshalber an die Hand nehmen. Der Kurt nimmt sich das zu Herzen und trägt sogar eine seiner Töchter, natürlich die Kleinere.
Fast hätte ich es vergessen. Vor 10 Minuten sind wir an einer extrem steilen Wiese vorbei gekommen, die wir bereits beim Hinweg von Weitem bewundert haben. Wir hatten uns gefragt, wie die Bauern das mit dem Einbringen des Heues nur anstellen würden. Wir sahen nämlich, wie sie das Heu nach unten rechten.
Nun da wir direkt am unteren Rand der Wiese vorbeikamen, sahen wir es: zuerst wird das Heu nach unten gerecht und dann mit einem, auf Drahtseilen über die gesamte Wiese gespannten Transportsystem, nach oben befördert. Anders ginge es nicht, da nur ein schmaler Steig am unteren Rand der Wiese vorbeiführt und es unmöglich wäre, die Wiese mit Fuhrwerken zu befahren. Sogar das Hochtragen würde zwecks Neigung nicht gehen. Nur rechen kann man, weil man sich am Rechen zugleich festhalten kann 😉 .
Die Kabinenseilbahn Hochmut
Der ganze Zusatzweg hat uns zwischen 1,5 und 2 Stunden Zeit eingebrockt. Darum beschließen wir nun, nicht nur den beiden Mädchen zuliebe, die Kabinenseilbahn Hochmut für den Rückweg zu wählen.
Wer nicht gerade Angst vor Seilbahnfahrten hat, für den wird diese Fahrt ein wunderbares Erlebnis werden. Durch die Scheiben der Kabine hat man einen herrlichen Ausblick auf das Feriendorf Dorf Tirol und auf die Kurstadt Meran! Die 4 Euro zahlen sich bereits für die Aussicht aus, geschweige denn der Wegersparnis wegen…
Um circa 17.30 Uhr kommen wir in Dorf Tirol an und kehren vor der Heimfahrt bei einer der zahlreichen Eisdielen Dorf Tirols ein. Zu unserer Verwunderung sind die Eisbecher hier ziemlich groß und relativ günstig….
Eine tolle Wanderung mit einem unvergesslichen Ausblick und einem imposanten Felsenweg! Genau so wird dir diese Wanderung in Erinnerung bleiben, wenn du sie nachwanderst. Viel Spaß!
Fotos Wanderung Dorf Tirol – Muthöfe – Mutkopf – Hochmut – Leiteralm
Wandertour Dorf Tirol – Muthöfe – Mutkopf – Hochmut – Leiteralm
Akt. Position: -km, -m
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Eckdaten der Tour
Wanderung Dorf Tirol – Muthöfe – Mutkopf – Hochmut – Leiteralm
- Dauer: 6:15 h
- Distanz: 13,7 km
- Bergauf: 1.245 m
- Bergab: 1.159 m
Um welche Art von Tour handelt es sich?
In welcher Region befindet sich die Tour?
Um welche Bergkategorie handelt es sich? Auf welcher Höhe liegt die Tour?
Wie lang ist die Strecke?
Wie streng ist der Aufstieg (Länge, Höhenmeter, Steigung)?
Wie anspruchsvoll ist der Abstieg (Länge, Höhenmeter, Steigung)?
Wie viel Zeit werde ich für die Tour brauchen?
Dieser Wert kann individuell stark variieren. Siehe Gehzeitrechner.
Wie viele Kalorien werden bei der Tour verbrannt?
Es ist zu beachten, dass die Berechnung des Kalorienverbrauchs auf Faustformeln und allerlei Annahmen beruht, z.B. Gewicht=75 kg, Kalorienverbrauchsvorgaben für Aufstieg, Abstieg, flach usw. und daher nur eine Schätzung und keine exakte Angabe liefert. Wenn du deinen Kalorienverbrauch selbst berechnen möchtest, dann schau dir diesen Kalorienrechner an.
Gibt es interessante Wegpunkte?
Ja, es gibt interessante Wegpunkte. Hier ist eine Liste:
- Gasthof Steinegg auf der HochmutHöhe: 1.251 m ü. d. M.GPS: 46.704421, 11.13312521-AUG-08 12:03:21
Tiroler Seilbahnen GmbH (Funivia Tirolo – Maso Muta)
Haslachstraße 64
Dorf Tirol (Tirolo)
Tel. +39 0473 92 34 80
Durchgehender Betrieb von 7.30 – 18 Uhr
Mittagspause von 12 – 13 Uhr
Juli, August, September 7.30-19 Uhr
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