Ich habe mich lange dagegen gesträubt. Heute muss ich nachgeben. Eine Wallfahrt, eigentlich eine Wallfahrtswanderung steht an und zwar von Leifers nach Maria Weißenstein bei Petersberg. Warum ich mich so lange bitten lassen habe? Wanderungen zu Wallfahrtsorten sind meist relativ wenig aussichtsreich, sodass das Wandern mir dabei wenig Spaß macht. Als wir im August 2008 von Graun zur Wallfahrtskirche San Romedio gewandert sind, war das so und die Wanderung von Leifers nach Petersberg und Maria Weißenstein verspricht ähnlich zu werden, da wir die ganze Zeit auf halber Höhe durch ein Tal wandern werden, das sich von Ost nach West erstreckt. Chancen, auf einen Gipfel oder Aussichtspunkt zu treffen, haben wir bei dieser Wanderung jedenfalls nicht.
Egal, wir machen uns auf nach Leifers und starten unseren Aufstieg beim Haus Emmaus (Ex-Gasthof Moser) auf dem steilen, mit Natursteinen gepflasterten Wallfahrtssteig (Wegmarkierung 1). Der Pilgerweg führt uns zuerst recht steil bis zum Peterköfele empor, wo eine kleine Kirche über der Stadt Leifers thront. Fotografieren ist angesagt.
Hmm… Das kleine Kirchlein ist von hinten fast schöner als von vorne. Also mal die Hinterseite ablichten. Weil ich es aber nicht übers Herz bringe, nur die Hinterseite digital eingefangen zu haben, schaue ich mal vorne vorbei und will mich schon ans Aufstellen des Dreibeins machen, da gibt mir eine augenscheinlich einheimische Familie einen Tipp: Da vorne, außerhalb des Holzgeländers, befindet sich ein Felsen, der einen wunderbaren Aussichtpunkt markiert.
Der Sohn ist so freundlich und hilft mir, meine Ausrüstung über den Zaun zu hieven und wartet sogar bis ich mit meiner Fotografiererei fertig bin, um mir und meiner Ausrüstung wieder zurück zu helfen.
Das Ergebnis:
Nach etwa einer halben Stunde wandern wir weiter. Der für einen Wanderweg recht breite Weg ist nun nicht mehr ganz so steil. Er führt uns nicht nur an den Kreuzwegstationen, sondern auch an Aluminium- Tafeln mit der Kennzeichnung des jeweiligen Waldviertels. Weil die eine oder andere Bezeichnung so lustig ist, will ich sie hier auflisten:
- Emmaus – früher Bäckmühle
- Bäckmüllerhöhe
- Peter Köfele
- Köfelereih
- Cava Righi
- Brunnerreih
- Buchnerkreuz
- Buchnerbach
- Hirschegg
- Lindental
- Scholeregg
- Zaunegg
- Halbweg
- Melcherboden
- Fluorit Bergwerk
- Veronika
- Neuweg
- Feichtenreih
- Engelswand
- Schupfertal
- Wasserfall
- Schupferkreuz
- Pitschö Dreiviertelweg
- Arme Seelen
- Maurerbach
- Steinmetzmühle
- Landererpill
- Steinmetz Weiher
- Rotes Kreuz Kalvarienberg
- Neben der Bründlwiese
Die Pilgerwanderung ist – mal abgesehen vom einzigen Aussichtspunkt Peterköfele – wie vermutet wenig aussichtsreich, dafür bei den heutigen Temperaturen recht angenehm zu gehen.
Etwa auf dem halben Weg treffen wir auf ein verlassenes und teilweise zerfallenes Gasthaus. Ich kann mir schwer vorstellen, dass es im Sommer bewirtschaftet sein soll.
Gehen, wandern, Schritt für Schritt, Kreuzwegstation um Kreuzwegstation, Schild um Schild nach circa 2 h 3/4 treffen wir zuerst auf einen Bauernhof bevor wir die Straße Petersberg-Deutschnofen erreichen. Zwei, drei Schritte durch den Wald und zum ersten Mal haben wir eine halbwegs passable Aussicht auf das Dorf Deutschnofen.
Wir müssen aber weiter bis zum Kloster Maria Weißenstein, überqueren darum die Straße und wandern nun gemütlich nur mäßig ansteigend bis zum Kloster auf 1.520 m hinauf. Die letzten 100 Meter werden für mich zur Qual. Die erste Wanderung für heuer fordert ihren Tribut. Obwohl ich die Wanderung nicht als sonderlich anstrengend empfunden habe, plagen mich Muskelkrämpfe, die mich fast zum Stehenbleiben zwingen.
Endlich, nach 3,5 Stunden und 10 km stehen wir vor dem Kloster Maria Weißenstein und müssen nur noch die Treppe bewältigen. 5 Stufen, dann niedersitzen bis der Krampf wieder weg ist, wieder 5 Stufen usw. Eine echte Pilgerwanderung also!
Nach der Tortur will ich nicht in die Kirche sondern so schnell wie möglich ins Gasthaus, da mich neben dem Muskelkrampf auch ein enormer Hunger plagt. Demnach habe ich sogar zwei schwere Bürden hier rauf geschleppt.
„Da hinten isch a scheans Platzl.“ „Ok.“ Wir setzen uns und legen unsere Rucksäcke ab.
Wie ein Blitz schießt mir jetzt durchs Gehirn: Brieftasche! „Hosch du a Geld mit?“ „Na.“ Sch… und jetzt? Es bleibt uns nichts anderes übrig, als unsere Sachen zu packen und das Weite zu suchen. Zum Glück haben wir zumindest noch nichts bestellt.
Ich gestehe, dass ich den Zorn über meine Vergesslichkeit nur schwer verbergen kann. Ziemlich grantig setze ich mich vor dem Eingang zur Klosterkirche auf eine Bank, um zu warten bis meine bessere Hälfte die Kirche besucht hat.
Immer noch zornig machen wir uns dann schnellstens auf den Rückweg. Wir wollen direkt durch das Brantental entlang des Brantentalbaches zurück gehen. Also zurück zur Straße Petersberg-Deutschnofen, diese überqueren und dann dem Wanderweg 5B folgend in Richtung Deutschnofen, das aber durch das Brantental seitlich von uns getrennt liegt.
Der Ausblick auf das von hier recht idyllisch aussehende Dörfchen, der für heute ungewohnt weite Blick beruhigt mein Gemüt. Der Zorn verfliegt. Wir steigen sehr steil, vorbei an einer zerfallenen Kapelle bis zum Brantentalbach ab. Der Steig würde uns auch nach Deutschnofen führen, wir aber biegen in der Talsohle angekommen links ab und folgen auf einem breiten Schotterweg dem Bachverlauf zur rechten Seite.
Der Rückweg zeigt sich extrem in die Länge. Das Highlight bilden einen kleiner Wasserfall und ein Baum, der über die Schlucht ans andere Ufer zu wachsen versucht.
Irgendwie gleicht das Brantental ziemlich dem Weg nach San Romedio. Genau wie bei unserer San Romedio Wanderung wandern wir rechts des Baches, sehr mäßig absteigend, unserem Ziel entgegen mit dem einzigen Unterschied, dass dieses Mal das Auto – und nicht das Kloster – unser Ziel ist.
Auf halbem Weg erreichen wir ein Gasthaus, welches wir wegen der vergessenen Brieftasche rechts liegen lassen. Ab hier wandern wir über die asphaltierte Straße zu unserem Ausgangspunkt zurück.
20 km Wallfahrt liegen hinter uns. Da es für heuer meine erste relevante sportliche Tätigkeit war, Muskelkrämpfe mich begleiteten, mein Hunger nicht gestillt werden konnte und ich den Zorn obendrein noch mit tragen musste, eine echte Pilgerreise. Gott sei Dank ist sie aber schlussendlich gut ausgegangen und ich freue mich jetzt auf einen großen Teller Spaghetti Carbonara von der besten Ehefrau von allen.
GPS Daten der Wandertour, nein Wallfahrt
Akt. Position: -km, -m
↓ download GPX
Eckdaten der Tour
Wallfahrt Leifers-Maria Weißenstein
- Dauer: 7:00 h
- Distanz: 19,1 km
- Bergauf: 1.235 m
- Bergab: 1.103 m
Um welche Art von Tour handelt es sich?
In welcher Region befindet sich die Tour?
Um welche Bergkategorie handelt es sich? Auf welcher Höhe liegt die Tour?
Wie lang ist die Strecke?
Wie streng ist der Aufstieg (Länge, Höhenmeter, Steigung)?
Wie anspruchsvoll ist der Abstieg (Länge, Höhenmeter, Steigung)?
Wie viel Zeit werde ich für die Tour brauchen?
Dieser Wert kann individuell stark variieren. Siehe Gehzeitrechner.
Wie viele Kalorien werden bei der Tour verbrannt?
Es ist zu beachten, dass die Berechnung des Kalorienverbrauchs auf Faustformeln und allerlei Annahmen beruht, z.B. Gewicht=75 kg, Kalorienverbrauchsvorgaben für Aufstieg, Abstieg, flach usw. und daher nur eine Schätzung und keine exakte Angabe liefert. Wenn du deinen Kalorienverbrauch selbst berechnen möchtest, dann schau dir diesen Kalorienrechner an.
Gibt es interessante Wegpunkte?
Ja, es gibt interessante Wegpunkte. Hier ist eine Liste:
- StartHöhe: 349 m ü. d. M.GPS: 46.422380, 11.344632Via Pietralba
- PeterköfeleHöhe: 453 m ü. d. M.GPS: 46.420553, 11.34325310-APR-11 10:41:30
- Maria WeissensteinHöhe: 1.531 m ü. d. M.GPS: 46.391452, 11.41274510-APR-11 13:02:48
Die Tour ist nicht ganz vollständig, da die Batterien des GPS-Geräts uns im Stich gelassen haben…
Ich beziehe stellung zum Bericht , zerfallenes Gasthaus auf halben Weg! Dieses Gasthaus was auch “ Halber Weg “ genannt wird, war von 1978 bis 2003 in der Hand unserer Familie ! Und Ich kann Ihnen sagen , daß wir immer in der Zeit von März bis Oktober geöffnet hatten, denn Ich habe da meine Kindheit verbracht ! Meine Eltern haben es dann 2003 wegen Ihrem Alter Verkauft. Der zustand des Gebäudes ist dem neuem Besitzer zuzuschreiben!
Hallo Valentin,
kann ich gut verstehen, dass du das sehr schade findest. Bleibt nur zu hoffen, dass sich der neue Besitzer irgendwann eines Besseren besinnt….
Grüße
Dietmar