Lajen, das Tor zu den Dolomiten, so der Werbespruch des Tourismusvereins Lajen. Gelogen ist das nicht. Bereits vom Dorf aus kann man die Gipfel der Langkofelgruppe und des Sellastocks sehen.
Wir starten etwas oberhalb der Lajener Fraktion Tschöfas auf 1.350 m Seehöhe, knapp über dem Hatzes-Gspoi Hof. Mein Gott was für ein zungenbrecherischer und zugleich lustiger Namen. Geplant ist den Aussichtsberg Raschötz (2.281 m) zu erklimmen. Ob sich das heute noch ausgehen wird, ist mehr als fraglich. Ein organisatorisches Desaster kostet uns eine Stunde vor dem Start plus eine weitere Stunde am Tagesende.
Ich saß schon im Auto, um meine Wanderbegleiter abzuholen, als das Telefon klingelte.
Kurz vor St. Martin im Passeiertal zweigt links das steile Kalmtal ab, das ab den Rappen Höfen ins Falsertal (auch Valser Tal) übergeht. Heute geht’s mitten in der Bergwelt der Texelgruppe auf eine tolle Rundwanderung in dieses einsame Tal. Wir parken das Auto oberhalb von Magdfeld, kurz vor den Rappenhöfen. Das letzte Stückchen der schmalen Bergstraße ist nicht asphaltiert, aber trotzdem mit dem Auto befahrbar.
Links an den Rappenhöfen vorbei wandern wir nun auf dem Forstweg mit der Wegnummer Nr. 4A. Der Weg durch den Wald zur Alm wird parallel vom Kalmbach begleitet. Der liegt allerding einige Meter tiefer in der Talmitte des engen V-Tales. Sein Rauschen hören wir ständig. Der Almweg ist nicht nur bei Wanderern beliebt, auch Radfahrer wissen ihn zu schätzen.
Hohe Wilde bzw. Hochwilde so heißt der Berg, den wir bezwingen wollen. Ich bin heute mit dem Armin und dem Andreas unterwegs. „Hoch“ das ist korrekt, auch „wild“ kann ich zustimmen, nur fehlt noch das Attribut „gefährlich“. In Gedanken taufe ich die Hohe Wilde in Gefährliche Wilde um. Nein, nicht die Drahtseilpassagen machen mich nervös, es sind die Stellen, die keine Versicherung aufweisen. Bei jeder nicht versicherten Schwierigkeit ertappe ich mich bei Gedankengängen à la „Rauf geht ja noch, wie komme ich da in aller Herrgottsnamen bloß wieder runter?“. Zu allem Überfluss schleichen sich Muskelkrämpfe im Musculus adductor magnus ein. Das ist komisch, denn ein 300.000-Höhenmeter-pro-Jahr-Mensch sollte bei dieser kurzen – wir sind von der Eisjöchlhütte gestartet – Bergtour nicht trainingsassoziierte Muskelkrämpfe bekommen. Ich schiebe es auf eine Kombination von Medikamente, die ich letztens eingenommen habe, der hohen Temperatur und dem Schlafmangel in der Nacht. Vielleicht trägt auch der schwere Rucksack und die hohen Felsstufen eine Mitschuld. Anderseits, die 11 kg am Rücken bin ich gewohnt. Verdammt ich merke Bergsteigen ist nicht gleich Wandern! Doch das Schlimmste ist der Respekt den mit die Hohe Wilde einflößt. Dann der alles entscheidende Gedanke: „Du willst deine Kleine schon noch aufwachsen sehen!“ Bum, Aus, Schluss!
Der Berg hat gewonnen! Ich gehe vor seiner Mächtigkeit in die Knie!
Die idyllische Fane Alm (1.739 m) inmitten der Pfunderer Berge ist heute unser Ausgangsort für eine abwechslungsreiche Wanderung hinauf auf 2.580 m ü. d. M. zum tiefsten Bergsee Südtirols. 46 m lang müsste die Lotleine sein, bis das Gewicht seinen tiefsten Punkt berühren würde.
Der Andreas und die Nadia begleiten mich. Wir sind zeitig in der Früh vom Süden Südtirols bis nach Mühlbach, dann weiter ins Valsertal gefahren. Die Zufahrt zur Fanealm mit dem eigenen Auto ist nur bis 9.00 Uhr möglich. Anschließend wird die enge, kurvenreiche Fane-Straße gesperrt und man muss zu Fuß über den Milchsteig oder mit den Shuttlebus zur Alm auffahren. Der zirkuliert in den Sperrstunden, also von 9.00 bis 17.00 Uhr. Vor allem für mich wäre das keine Alternative gewesen, denn ich wollte früh bei der Alm sein, am besten vor Sonnenaufgang.
Sieben Uhr dreißig. Wir stehen hoch über Kastelbell auf dem Parkplatz der Lokalität Freiberger Säge und wollen über die Latschinger Alm hinauf zu den Kofelraster Seen, weiter über den Muttegrub und den Rontscher Berg zu den Drei Plomboden Seen und zum Schluss über die Zirmtal Alm und den idyllischen Zirmtalsee zurück.
Obwohl Freiberger Säge ein Siedlungsgebiet vermuten lässt, ist es ein Parkplatz mitten im Wald. Wir sind von Kastelbell aus über eine schmale Straße zum Weiler Freiberg gefahren und dann über einen kurvenreichen Schotterweg zum Parkplatz. Zweimal mussten wir anhalten. Das Auto hat dermaßen gewackelt, dass es den Kofferraum als offen angezeigt hatte. Dem war zwar nicht so, aber scheinbar ist es dem Kofferraum Sensor aufgrund des holprigen Weges zu bunt geworden und er hat eine Verschnaufpause gebraucht.
Zur Latschinger Alm
Verschnaufpause brauchen der Andreas und ich keine. Wir steigen zügig den steilen Waldsteig Nr. 3 links des Schlumsbaches bis zur Latschinger Alm auf. Eingebettet in Alpenrosenfeldern und durchzogen vom Schlumsbach liegt sie jetzt um kurz nach 8.00 Uhr noch im Schatten. Der Aufstieg ist mit einer Stunde 20 Minuten ausgeschildert, wir benötigen aber nur circa 45 Minuten. Dieser Umstand und auch, dass der neue Fahrweg unter der Almhütte noch nicht in Karten eingezeichnet ist, missfällt dem Wirt. Verständlich! Der wandertechnische Aufstieg präsentiert sich länger als tatsächlich und die Auffahrt mit dem Mountainbike oder dem E-Bike scheint erst gar nicht möglich zu sein. Das ist für einen Almwirt, der auf Gäste wartet, gar nicht gut. Wir trinken einen Kaffee, ein Stutzen Wasser und ein Glas Rotwein und plaudern mit dem sympathischen Sarner Almpächter.
Im schönen Dolomitental Villnöß unter den anmutigen Geisler-Gipfeln waren wir bereits zwei Mal. Vor 11 Jahren haben wir zu zweit die imposante Dolomitengruppe umrundet. Ein zweites Mal vor 3 Jahren sind wir zu siebt vom begehrenswerten Fotohotspot, dem Ranui Kirchlein oberhalb von St. Magdalena, zur Brogles Alm hinauf gewandert und sind anschließend über den Adolf-Munkel-Weg und die beiden Almen Gschnagenhardt und Geisler Alm zurück marschiert.
Heute wollen wir zu dritt auch wieder ins ruhige Tal der Villnößer. Dieses Mal von der Zanser Alm ausgehend zur Gampen Alm hinauf. Dieselbe ist etwas weniger frequentiert ist als oben genannte Almen. Doch zuerst möchten wir hoch hinaus, und zwar auf den Aussichtsberg Zendleser Kofel 2.422 m (italienisch Col di Poma). Dort wollen wir in das Dolomiten-Bergpanorama zwischen Peitlerkofelgruppe und Geislergruppe eintauchen.
Ich will mit dem Andreas zu einer Schneeschuh-Winterwanderung aufbrechen. Beide haben wir ziemlichen Respekt vor Lawinen. Darum entschließen wir uns Richtung Süden zu fahren. Je weiter entfernt vom Alpenhauptkamm umso weniger Lawinengefahr, so zumindest unsere Überlegung. Der Monte Sera über Ragno soll ein einfacher Aussichtsberg sein. Und da die Fraktion Ragno, die zur Gemeinde Bleggio Superiore steht, weitum bekannt für seinen besonderen, bäuerlichen Weihnachtsmarkt ist, ist die Entscheidung schnell gefallen.
Die Anfahrt ins Trentino nach „Borgo di Ragno“ erweist sich mit 1 h 10 min kürzer als gedacht. Vor dem Ort, der das Siegel „I Borghi più belli d‘Italia“ trägt, werden wir abgefangen. Man weist uns an auf einer Wiese zu parken. Eigentlich wollten wir hinauf zum Passo del Durone und von dort den Monte Sera erklimmen und erst nach absolvierter Wandertour in Rango vorbeischauen. Doch der italienische Parkplatzanweiser sagt, die Straße sei gesperrt.
So stehen wir nun auf einer zu einem Parkplatz umfunktionierten Wiese über 2 km vom gewünschten Ausgangspunkt unserer Schneeschuhwanderung entfernt und schauen uns verdutzt an?
Ich sage: „Naja, dann verlängert sich eben unser Fußmarsch.“ Der Andreas meint, in dem Fall die Schneeschuhe im Auto lasse. Ich schließe mich an.
So wandern wir nun auf Asphalt hinauf ins Zentrum von Ragno.
Weihnachtsmarkt Borgo di Rango
Wow, was für ein Dorf: Dove il tempo si é fermato! Recht haben sie die Macher der „Schönsten Dörfer Italiens“. Hier in Rango ist die Zeit tatsächlich stehen geblieben. Ursprüngliche, bäuerliche Architektur, großartigen Gewölbe, Städel und verwinkelten Verbindungsgänge – Borgo di Rango trägt das Prädikat „I Borghi più belli d’Italia“ zu recht. Und wow, was für ein Weihnachtsmarkt! Der „Mercatino di natale“, wie die Italiener zum Weihnachtsmarkt sagen, ist mit dem Dorf regelrecht verwoben. Ihm können wir es verdanken, dass wir in zahlreiche Innenhöfe, Verbindungsräume und Dorfwinkel reinschauen dürfen, die ohne Weihnachtsmarkt sicherlich nicht öffentlich zugänglich wären. Ich bin von der architektonischen Ursprünglichkeit des Bauerndorfes schlichtweg begeistert!
Auch der Andreas ist überwältigt. Beide sind wir nun froh, dass uns der Parkplatzanweiser in die Parkweise hineingezwungen hat. So einen Ort muss man einfach gesehen haben. Ich hatte zwar geplant kurz vorbeizuschauen, aber nur als kurzen Abstecher nach der Wandertour. Jetzt haben wir das Glück zwei Mal mitten durch zu dürfen. Jetzt vor Beginn unserer Winterwanderung und ein zweites Mal, wenn wir zurück kommen werden. Und da wir jetzt schon sehen, dass es sich lohnt, werden wir fürs zweite Mal genug Zeit einplanen.
Von Aschbach hinauf auf die Naturnser Alm, über die Naturnser Böden, hinunter zum Vigiljoch und zurück nach Aschbach, zu dieser aussichtsreichen Rundwanderung nehmen wir dich heute mit.
Eine Seilbahn führt Wanderer von Rabland, Gemeinde Partschins, von 522 m ü. d. M. auf 1.349 m ü. d. M. hinauf nach Aschbach, das zur Gemeinde Gemeinde Algund gehört.
Wir benutzen die gewundene Bergstraße und fahren zur Geländeterrasse am Nördersberg die zahlreichen Kurven hinauf.
Auf den Südhang des Sonnenberg fallen bereits die ersten Sonnenstrahlen. Das aus wenigen Häusern bestehende Dörfchen Aschbach hat noch den Schattenmantel übergezogen. Wir starten oberhalb des Dorfkerns den Wanderwegweisern Naturnser Alm (Nr. 28) folgend.
Der Gardasee, Sehnsuchtsort der Deutschen. Bereits Goethe, Heinrich Mann und Kafka schätzten die Region, in der die Zitronen blühen.
Ich hatte einen Tipp vom Andreas bekommen. „Monte Stivo“, relativ kurze Anreise, mittelmäßiger Anstieg, grandioser Panoramablick auf den Gardasee. Genau wie für uns gemacht. Wir sind vor Rovereto rechts abgebogen und über Pedersano, Castellano, die Fraktionen Sant‘Antonio, Bordola, Case Sparse bis fast zum bekannten Santa Barbara Pass (Giro d’Italia) gefahren.
Jetzt marschieren wir auf einem asphaltierten, mäßig ansteigendem, Fahrweg, vorbei an einer Mischung aus Wald, Wiesen und Gemüseäckern, dem 2.054 m hohen Monte Stivo entgegen. Schotter wechselt den Asphalt ab. Der Wald wird etwas dichter. Wir sind dankbar für den kühlenden Schatten.
Auf circa 1.450 m ü. d. M. treten wir aus dem Wald heraus und stehen auf den Weideflächen der Alm „Le Prese“. Kuhglocken tönen durch die Luft. Nach einigen Schritten entdecken wir eine Herde Jungkühe. Direkt entlang des Wanderweges, durch einen Elektrozaun getrennt, grasen die neugierigen Milchlieferanten vor der tollen Kulisse der Gardaseeberge.
Kaiserwetter auf der Seiser Alm unterm Schlern. Die Kinder stehen beim „Kids Snow Day“ das erste Mal auf den Skiern. Die Väter gönnen sich derweil einen ruhigen Wintertag beim Schneeschuhwandern. Einen besonders ruhigen Tag, denn die Mütter sind zu Hause geblieben.
Bis vor kurzem haben wir dem Nachwuchs beim „Schneerutschen“ zugeschaut. Jetzt haben wir sie ihrem Schicksal überlassen und wandern gemütlich von der Bergstation der Umlaufbahn Seiser Alm, von Kompatsch über den Fußgängerweg Richtung Osten. Den Schlern im Rücken den Lang- und Plattkofel vor unseren Nasen.
Die Rundwanderung in der Presanella Gruppe vor 2 Wochen hatte mir gefallen, darum geht es heute wieder in den Naturpark Adamello-Brenta. Wieder eine Seen-Wanderung, dieses Mal sind die Seen Lago di Vacarsa, Lago di Garzone, Lago di San Giuliano und Lago di Germenega das Wanderziel.
Dabei sind der Andreas, der Armin und der Dietmar. Wir sind somit als Vierer-Männer-Gruppe unterwegs. Das ist mal was ganz anderes. Ich habe die Verantwortung über das Wanderziel übernommen. Die reine Rundwanderung Malga Campo – Malga Campostril, Bocchetta dell‘Acqua Fredda – Laghi di San Giuliano – Malga Campo schätze ich für vier gestandene Mannsbilder zu kurz ein, darum muss ein Abstecher zum einsam gelegenen Lago di Germenega die Tour verlängern. Die Wanderung soll ja kein Spaziergang werden!
Das St. Johann in Ranui Kirchlein ist ein weltbekannter Fotohotspot. Die Schattenseite, der Bauer hat sich gemüßigt gefühlt, die gesamte Wiese mit einem massiven Zaun einzuzäunen und ein Drehkreuz mit Eintritt zu installieren. Ich kann das verstehen. Wahrscheinlich wird es Jahre dauern bis 4 Euro Investition in Zaun und Drehkreuz mit Kassasystem amortisieren. Aber wer will schon sein Hab und Gut totgetrampelt sehen… Wir werden uns den Hotspot später, auf dem Rückweg, genauer anschauen.
Aufsteige zur Brogles Alm am Fuße der Geislerspitzen
Angenehm schattig schlendern wir zuerst entlang des Villnößer Baches, dann entlang des Broglesbaches empor. Langsam, denn die Kinder sind mit zwei Sachen gleichzeitig beschäftigt: wandern und Blumenstrauß rund um ein Stöckchen binden.
Eine Kreuzung mit Wegweiser Geisleralm und Gschnagenhardter Alm nach links und Brogles Alm nach rechts. Wir halten uns am Plan zuerst hinauf zur Brogles Alm zu wandern und biegen deshalb rechts, dem Wegweiser Nr. 28 Broglesalm folgend, ab. Zuerst noch ein breiter Forstweg, geht der Wanderweg nun allmählich in einen Steig über. Der Wanderpfad zieht sich links an den Hängen des tief einschneidenden Broglesbaches ordentlich steigend zu den Geislerspitzen hinauf.