»Mein« Wanderbuch

Ein Südtirol Wanderführer mit 20 Wohlfühlwegen zum Thema »Wandern für die Seele«

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Wanderkarte

Rundwanderung durch die Rastenbachklamm

Der Rastenbachklammsteig zwischen dem Kalterer See und der Kalterer Fraktion Altenburg hat eine neue Eisentreppe mit luftiger Aussichtsplattform spendiert bekommen. Das will ich natürlich sehen! Aber so einfach ist das heute nicht. Anna muss zuerst überredet werden. Keine Lust, zu steil, zu müde, zu heiß – Ausflüchte hat fürs Wandern hat sie viele auf Lager. Eine Stunde dauert es, bis wir endlich aufbrechen können. Es ist nun 11.00 Uhr. Zum Glück ist der Parkplatz am Eingang der Schlucht noch nicht voll.

Geplant ist eine kurze schnelle Mittagsrunde. So starten wir zügig den 13er Steig hinauf, werden aber schnell von Anna gebremst: “Nicht so schnell!“ Die Neunjährige hat heute einen Meckertag. Da hilft nur eines. Ein Gespräch initiieren, bei dem Anna viel erzählen kann. Das hilft immer! Wenn Anna reden darf, dann ist Annas Welt in Ordnung.

So erreichen wir mit einer plappernden Anna die erste Treppe. Wow! Wir sind überrascht. Wir hatten nur mit einer Erneuerung der untersten Stiege gerechnet, und da steht plötzlich eine riesige eiserne Stufenkonstruktion mit leicht geänderter veränderter Terrassierung des Steiges bzw. der Steige.

Steige im Plural, denn wir befinden uns an der Stelle, an der vom Rastenbachklammsteig der Bärentalsteig nach rechts abbiegt. Die neue breite Eisentreppe entschärft die engsten und schwierigsten Stellen sowohl des Rastenbachklammsteigs als auch des Bärentalsteigs, indem sie eine neue Kreuzung bildet und wenige Meter darüber am Bärentalsteig eine neue Panorama-Plattform bereitstellt.

Die Aussicht, die Sicherheit und die Bequemlichkeit haben eindeutig gewonnen. Gut, das Abenteuer leidet ein wenig, aber dafür sind jetzt beide Pfade fast Oma-tauglich. Hmm – vielleicht nehmen wir die Oma mal mit und zeigen ihr die neue Rastenbachklamm. Vor dem Umbau wäre das unmöglich gewesen, jetzt wer weiß…

Bärentalweg

Neugierig steigen wir auf die neue Panoramaplattform hinauf. Sie bietet einen traumhaften Blick sowohl in die Klamm, die durch die bereits früher vorhandene rostbraune Eisentreppe und den weißen Wasserfall akzentuiert wird, als auch auf den glitzernden Kalterer See.

Da wir bereits auf den Bärentalweg abgebogen sind, bleiben wir auf diesem und steigen über denselben bis zum Friedensweg in Altenburg auf.

Der Aufstieg ist kürzer als kalkuliert. Kaum die Altenburger Geländeterrasse erreicht, stehen wir mitten in einem herrlich kühlen Buchenwald. Eine angenehme Kühle lässt bei der besten Ehefrau von allen und mir den Wunsch aufkommen, noch ein Stück auf dem flachen Friedensweg zu wandern.

Die Neunjährige, die heute immer wieder den sterbenden Schwan mimt, ist damit gar nicht einverstanden.

„Nein, ich will nicht, ich will direkt runter in die Rastenbachklamm“, meckert Anna.

„Gut, dann gehen wir direkt hinunter, aber dann wandern wir von unten noch zusätzlich nach Altenburg zur Hängebrücke hinauf. Das ist anstrengender als flach durch den Buchenwald zu wandern“, mache ich Anna einen Alternativvorschlag.

Anna ist einverstanden.

Rastenbachklammweg

Der Abstieg in die Schlucht ist wie immer im Sommer eine Wohltat. Noch kühler als oben im Buchenwald ist es hier in der Rastenbachklamm. Und wie immer begeistern die Stege und Treppen, die sich durch das teilweise enge Bachbett des Rastenbachs schlängeln. Und weil es so schön abwärts geht, vergisst Anna schnell, dass sie eigentlich ein sterbender Schwan ist.

Das ändert sich schlagartig, als sie die Serpentinen und dann die steilen Treppen zur Altenburger Hängebrücke hinauf muss. Dramatik pur! Die Hängebrücke überquert sie noch, doch dann setzt sich die Dramaqueen nieder.

„Ich kann nicht mehr. Du hast nur Hängebrücke gesagt und nicht Aussicht!“, muss ich mir vorwurfsvoll anhören.

„Ich meinte die Altenburger Aussicht, von der Hängebrücke sind es ja nicht einmal 5 Minuten“, entgegne ich.

Es nützt nichts. Der sterbende Schwan setzt eine Mine auf, als drücke die ganze Last der Erde auf ihm.

So schreiten die beste Ehefrau von allen und ich allein zügig die tatsächlich nur drei Minuten zum Aussichtspunkt weiter, werfen einen Blick zum Kalterer See hinunter und kehren schnell wieder zum Nachwuchs zurück.

„Ein Mann hat mich gefragt, ob alles in Ordnung ist“, ruft uns Anna empört entgegen.

„Klar, wenn du hier alleine sitzt, als würde dich die Welt erdrücken“, entgegnen wir.

„Man wird doch ganz normal so sitzen dürfen, ohne angequatscht zu werden!“

„Es war doch nett von dem Mann, dass er sich um dich kümmern wollte. Wahrscheinlich dachte er, du brauchst Hilfe.“

„Wenn ich hier normal sitze, brauche ich wohl keine Hilfe!“

Oje, die Verständigung ist heute schwierig.

Wir steigen ab. Wieder hinunter in die Rastenbachklamm. Der „Elefant“, ein glatter Stein, auf dem Anna schon als kleines Kind immer sitzen wollte und den sie „Elefant“ getauft hat, weckt scheinbar Kindheitserinnerungen und verdrängt die nörgelnden Gedanken.

Wir haben die strahlende Anna wieder.

Der nächste Steg führt zur „alten“ Aussichtsplattform. Hier gibt es sogar einen kleinen Stau. Klar, wer durch die Rastenbachklamm wandert, der will genau hier ein Foto vom Kalten See machen. Wollen verständlicherweise viele.

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Die alten und neue Rastenbach-Eisenstufen im Blick. Im Hintergrund der Kalterer See.

Über die „alte“ Eisen-Treppe – alt, weil ganz früher gab es hier keine breite, Freihand-Stufen, sondern eher sowas wie eine schmale steile Leiter, aber das ist lange her – geht es hinunter bis fast zum Wasserfall. Den kurzen Abstecher von 20 Metern zum beliebten Fotohotspot schenken wir uns heute. Zu viele Wanderer, die Selfies machen wollen. Ein Wasserfall-Selfie möchten wir zwar auch, aber das kann in unserem Fall warten. Die Rastenbachklamm liegt sozusagen vor unserer Haustür.

Früher hätte man nun die schwierigste Stelle überwinden müssen. Damals musste man das eine oder andere Mal die Hand zu Hilfe nehmen, weil es eng und unwegsam war. Das ist jetzt nicht mehr nötig. Etwas luftiger als früher steigen wir freihändig über die neue breite Eisenstufen-Treppe auf den Felssporn hinauf, der früher das Nadelöhr des Klammsteiges war. Das hat sich nun geändert. Auch ist die Aussicht an dieser Stelle nun wesentlich besser geworden. Toll!

Die wenigen Aufwärtsstufen rufen jedoch den sterbenden Schwan auf den Plan. Weniger toll! Naja, wird hoffentlich schnell vorbei sein. Heute geht es mit Annas Gemüt scheinbar gleich schnell auf und ab wie mit den Füßen durch die Klamm.

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Der sterbende Schwan

Vor uns die Wegweiser „Rastenbachklamm Nr. 1“, „Bärentalweg Nr. 13“ und „Kalterer See“, über uns die neue Panoramaplattform, im Westen die alte Aussichtsplattform und im Osten der Kalterer See mit der darüber thronenden Leuchtenburg. Was für ein herrliches Stück Welt!

Der Weg zurück zum Parkplatz ist der gleiche wie beim Aufstieg. Ich verwickle Anna in eine Diskussion über den Verlauf des Aufstiegs. Sie behauptet, dass es unten am Parkplatz noch einen zweiten offiziellen Steig gibt, der hier hoch führt. Ich weiß, dass dem nicht so ist, aber wenn Anna reden darf, ist Annas Welt in Ordnung und der sterbende Schwan verabschiedet sich zugunsten eines kleinen Sonnenscheins.

Wanderkarte des Rundweges über den Bärentalweg und die Rastenbachklamm

GPX-Track , Position: -km, -m GPX

50 100 150 200 5 10 15 distance (km) elevation (m)
Name: Keine Daten
Entfernung: Keine Daten
Minimalhöhe: Keine Daten
Maximalhöhe: Keine Daten
Differenz max/min: Keine Daten
Höhengewinn (~): Keine Daten
Höhenverlust (~): Keine Daten
Dauer: Keine Daten

Fotoimpressionen Wanderung durch die Rastenbachklamm

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