Zwischen dem Pustertal, dem Gadertal und dem Villnösstal liegt im Schatten des Peiterkofels der Maurerberg. Ein unscheinbarer Aussichtsberg der mir von Charly, einem Deutschen, der sich aber ins Südtirols Bergwelt besser auskennt als die meisten Südtiroler, empfohlen wurde und so bin ich sicher, dass der unscheinbare Berg den Andreas und mich trotz Unscheinbarkeit glücklich machen wird.
Eigentlich wollte ich mir diese gemütliche Maurerberg-Rundwanderung für meine beiden Mädels aufheben. Wenig Höhenmeter und nur eine diskrete Strecke, Anna würde sich darüber freuen. Doch heute ist die Wetterprognose durchwachsen. Um sieben soll eine Wetterfront über Südtirol hinwegziehen, anschließend soll es bis ein Uhr schön sein und am Nachmittag soll es wieder regnen. Somit geht sich nur eine Halbtagestour aus. Da kommt mir und dem Andreas der gemütliche Maurerberg gerade recht.
Zuerst durch das Villnösstal, dann bei St. Peter links abgebogen sind wir die enge Straße auf das Würzjoch hinauf gefahren. Um 7.30 Uhr sind wir am Würzjoch beim Almgasthof Ütia de Börz (Würzjochhütte) auf einen kurzen Schwarzen eingekehrt. Weil die prognostizierte Wetterfront 30 min Verspätung hatte. Das war natürlich eine bodenlose Frechheit. Als ehrenwerte Wetterfront sollte man sich an die genauen Zeitvorgaben der Niederschlagsvorhersage halten. Wo kämen wir da hin wenn sich alle Wetterfronten so verhalten würden! Als wir die Würzjochhütte verlassen hatten, hat es noch leicht genieselt. Die Zeit für den letzte Anfahrtskilometer auf der Würzjochstraße hinunter Richtung Gadertal bis zu einem großen Parkplatz in einer Rechtskurve hat gereicht.
Jetzt ist der Regen vorüber und wir pronti mit der geplante Wandertour zu starten. Perfekt!
Aufstieg zum Maurerberg
Der Wandersteig mit der Markierung Nr. 2 führt uns über einen bewaldeten Hügel – zuerst rauf dann runter – zu den Almwiesen mit Heuschupfen „Pre dl Cheder“. Hier biegen wir links ab und wandern recht gemütlich auf einem breiten Schotterweg in das Gebiet Fontanella, bis zur bewirtschaftet Hütte Ütia de Pecol hinein.
Obwohl ich im Internet recherchiert hatte, dass sie seit mehreren Jahren geschlossen sein soll ist dem nicht so. Das ist natürlich toll, schade ist nur, dass wir unseren Starter-Kaffe schon am Würzjoch eingenommen hatten. So schauen wir sie uns nur kurz von außen an und marschieren über der Hütte, den etwas steiler werdenden, teils Wiesen- teils Waldpfad (zuerst Markierung Nr 2, dann Nr. 2B) Munt d’Antermeia hinauf. Mit jedem Schritt Höhengewinn taucht der in dieser Gegend alles bestimmende Peitlerkofel mehr und mehr auf bis wir seinen gesamten Felsaufbau im Blick haben. Wegen seiner Lage am Rand der Dolomiten und der steilen Nordabbrüche wird der Peitlerkofel als nordwestlicher Eckpfeiler der Dolomiten bezeichnet.
Nach den Almwiesen „Pre de Michil“ und „Pre da Col Tlames“ – die lustigen Bezeichnungen belegen, dass wir uns um Einzugsgebiet der Ladiner befinden – macht unser Steig, die Baumgrenze überwindend eine Rechtswende und wir dürfen nun den aussichtsreichen Hang Munt d’Antermeia recht flach queren. Auf einer Kuppe, 50 m oberhalb der Maurerberghütte, stehen zwei Sitzbänke. Der Blick zur Peitlerkofelgruppe ist wunderbar, auch jener hinüber auf die Bergwelt des Naturparks Fanes-Senes-Prags kann sich sehen lassen. Letztere Dolomitengipfel liegen zwar jetzt am frühen Vormittag im Gegenlicht, doch weiße Nebelschwaden hübschen das Bergpanorama auf.
Wir befinden uns nun auf dem Traumpfad München- Verona (TMV) und folgen ihm Richtung München. Freilich ist unser Ziel nicht so weit weg, es liegt sogar in greifbarer Nähe. Wir können bald das Gipfelkreuz des Maurerberges – die Gadertaler nennen ihn „Chi Jus“ sehen. Die wenigen 100 Meter endlang des sanften Kammes sind schnell geschafft und so stehen wir um 9.40 Uhr alleine auf dem Gipfel des Aussichtsberges Mauerberg.
Dolomitenblick vom Maurerberg
Wolkenlos ist der Himmel nicht, aber wie vom Wetterbericht versprochen ist es sonnig. Die Wölkchen die sich im Osten und Süden wie Schäfchen um die Dolomitenberge schmiegen peppen das Landschaftsbild auf. Im Osten beginnen mit dem Piz da Peres die Pragser Dolomiten. Weiter geht es im Uhrzeigersinn über die Dreischusterspitze und die Hohe Gaisl zur Fanesgruppe (Neuner, Zehner, Heiligkreuzkofel), dann ganz weit im Hintergrund über den Pelmo und die Civetta bis fast zu dem fast zum Greifen nahe liegenden Peitlerkofel, der mit den Aferer Geislern die Peitlerkofelgruppe bildet. Schaut man ganz genau über die Aferer Geisler hinweg, dann kann man erkennen, dass sich dahinter die mächtigen Villnösser Geisler drüber strecken. Sowohl Furchetta als auch Sass Rigais sind gut zu erkennen. Weter drehen wir uns über die grüne Plose mit dem Gabler als höchsten Punkt Richtung Lüsner Tal. Das Dorf Lüsen unten im Tal ist gut zu erkennen. Weiter im Uhrzeigersinn sehen wir über die Pfunderer Berge zum Alpenhauptkamm den Zillertaler Alpen. Zum Schluss bevor sich unserer Berggipfelrunde schließt schauen wir noch auf Südtirols Skiberg Nummer eins, den Kronplatz.
Eilig haben wir es heute nicht, obwohl die Wanderrunde perfekt getimt sein muss. Bis zum Mittagessen um circa 13.00 Uhr bei der Maurerberghütte haben wir noch mehr als 3 Stunden Zeit. Dann soll Regen kommen. So halten wir uns eine knappe Stunde auf. Und weil ich dann das Gefühl habe die vor uns liegende geplante Runde übers Lüsner Joch und zurück zur Maurerberghütte ist viel zu kurz, beschließe ich die Wanderung etwas zu verlängern.
So steigen wir vom Maurerberg am Kamm bleibend zuerst zu Ju da Val dann bis zu Lüsener Joch ab. Hier wollte ich ursprünglich scharf rechts abbiegen und auf dem Doloramaweg (Markierung Nr. 1) zurück zur Maurerberghütte marschieren. Obwohl inzwischen einige dunklere Wolken aufgezogen und obwohl am Lüsner Joch Wanderer im Regenponcho stehen möchte ich das auf später verschieben und zusätzlich noch eine Runde über den Col de Lè anfügen. Der Andreas ist sich nicht so sicher, er traut dem Wolkengebilde über uns Regen zu. Ich entgegne, dass wir ja beide einen Regenschirm mit dabei haben und so bleibt ihm nichts anderes übrig als mir hinterher zu troddeln.
Bald brauchen wir den Schirm. Es nieselt, nur leicht. Trotzdem einen trockenen Kopf behalten ist schon was Feines und der breite und flache Wanderweg TMV, den wir nutzen um den Col de Lè westlich zuerst zu umwandern, um ihn anschließend von Norden aus erstürmen zu können, macht das Gehen mit Regenschirm problemlos.
Ich habe heute zum ersten Mal einen Regenschirm mit dabei. Normalerweise habe ich mich immer auf einen Regenschutzjacke verlassen aber da der Andreas auf Schirm schwört wollte ich es auch einmal probieren. Und tatsächlich hat der Schirm so seine Vorteile wie ich nun merke. Man schwitzt darunter nicht wie ein Schwein. Die wasserabweisende Regenjacke hilft zwar gut gegen Nass von außen dafür beflügelt Nass von innen, sodass man sich bald trotz Regenschutz wie ein Fisch fühlt.
Die Turnaretscher Hütte markiert das Ende der flachen Umwanderung. Hinter ihr müssen wir 100 m aufsteigen und zwar – wir entdecken das erst jetzt anhand der Bezeichnung auf einem Wegweiser – hinauf zu Bergseen. Es geht zu den Glittnerseen hinauf. Toll! Hätte ich bei der Planung nicht übersehen, dass es hier Seen gibt wäre dieselben von vornherein eingeplant gewesen. So verhilft uns der Zufall zum schönen Wanderziel Glittner Seen. Die 100 Höhenmeter sind nicht der Rede wert, die Steigung ist mittelmäßig.
Am Glittner See
Der Nieselregen ist vorbei. Wir stehen verdutzt vor weißen Federvieh. Die Köpfe tief in den ersten See getaucht ziehen zwei Schwäne auf Futtersuche ihre Runden. Was für eine Überraschung!
Ein klein wenig wundern wir uns schon was die beiden hier herauf ins nirgendwo der Südtiroler Bergwelt verschlagen hat. Schwäne können ja bekanntlich fliegen Sind sie herauf geflogen oder hatten sie menschliche Hilfe? Ein Tierhäuschen auf Pfählen lässt zweiteres vermuten.
Vom See führt der Wandersteig Nr. 26 kerzengerade zum Gipfelkreuz des Col de Lè hinüber. Den sollte man nicht nehmen, sondern sich links haltend in einem Bogen zum Gipfelkreuz hinüber wandern. Dadurch gelangen einerseits die zahlreichen Teiche und Tümpel der Glittner Seen als Übersicht ins Blickfeld als auch ein Tiefblick hinunter ins Pustertal nach Bruneck. Die wenigen Dutzend Meter Zusatzwanderschritte sind es wert!
Am Col de Lè
Drüben beim Gipfelkreuz des Col de Lè sind wir froh dass uns diesen Blick nicht entgangen ist, den der vom Gipfelkreuz aus ist bedeutend schwächer.
12.15 Uhr, nun wird es Zeit uns so Richtung Maurerberghütte zu orientieren. Bzgl. Wetter schaut es zwar so aus als ob jetzt am Nachmittag nix mehr kommen würde aber wir haben so langsam auch Hunger.
Flotten Schrittes wandern wir zuerst hinunter zum Lüsner Joch, dann nur wenig ansteigend den Doloramaweg Richtung Maurerberghütte entlang. Der Blick schweift dabei immer wieder Richtung Osten, zu den Gipfeln der Fanes (Neuner, Zehner, Heiligkreuzkofel) hinüber und zu wenn es das Gelände erlaubt hinunter ins Gadertal.
Bei der Maurerberghütte
Um 13.25 Uhr ist die Maurerberghütte erreicht und kein Regen in Sicht. Die Enttäuschung über die Unzuverlässigkeit der Wetterfront hält sich in Grenzen. Wir dürfen uns eines blauen Himmels, wie er im Buche steht, erfreuen.
Darum setzen wir uns vor der Hütte, im Freien, an einen Ecktisch und freuen uns über den herrlichen Ausblick auf den Sas de Pütia, so nennen die Ladiner den Peitlerkofel, und noch ein klein mehr auf das bestellte Essen: Bauerngeröstl und Tirtlen. Was will der hungrigen Wanderer mehr? Bei Augenschmaus und Essenspracht lässt es sich aushalten.
Unter den Berggipfeln, die wir von der Maurerberghütte aus erspähen können befinden sich viele bekannte Namen: Piz da Peres, Dreischusterspitze, Muntejela de Senes, Hohe Gaisl, Neuner, Zehner, Heiligkreuzkofel, Piz de Lavarella, Monte Pelmo, Monte Civetta, Peitlerkofel, Geisler (Furchetta), Tullen.
Nach einer Stunde brechen wir auf. Der Himmel ist noch blau da wir die aussichtsreiche Maurerberhütte verlassen und über den Doloramaweg (Wandermarkierung Nr. 1) in weniger als einer Stunde bis zum Parkplatz zu unserem Ausgangspunkt absteigen.
Währenddessen sind Wolken aufgezogen und kaum den Fuß ins Auto gesetzt beginnt es auch schon leicht zu nieseln. Perfektes Timing.
Rundwanderung über den Maurerberg Wanderkarte mit Wegverlauf und GPS-Track
Akt. Position: -km, -m
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Eckdaten der Tour
Rundwanderung über den Maurerberg
- Dauer: 5:35 h
- Distanz: 16,0 km
- Bergauf: 848 m
- Bergab: 841 m
Um welche Art von Tour handelt es sich?
In welcher Region befindet sich die Tour?
Um welche Bergkategorie handelt es sich? Auf welcher Höhe liegt die Tour?
Wie lang ist die Strecke?
Wie streng ist der Aufstieg (Länge, Höhenmeter, Steigung)?
Wie anspruchsvoll ist der Abstieg (Länge, Höhenmeter, Steigung)?
Wie viel Zeit werde ich für die Tour brauchen?
Dieser Wert kann individuell stark variieren. Siehe Gehzeitrechner.
Wie viele Kalorien werden bei der Tour verbrannt?
Es ist zu beachten, dass die Berechnung des Kalorienverbrauchs auf Faustformeln und allerlei Annahmen beruht, z.B. Gewicht=75 kg, Kalorienverbrauchsvorgaben für Aufstieg, Abstieg, flach usw. und daher nur eine Schätzung und keine exakte Angabe liefert. Wenn du deinen Kalorienverbrauch selbst berechnen möchtest, dann schau dir diesen Kalorienrechner an.
Gibt es interessante Wegpunkte?
Ja, es gibt interessante Wegpunkte. Hier ist eine Liste:
- Col dal Lé (2180)GPS: 46.715004, 11.840000
- Glittnersee (See, Teich)GPS: 46.720605, 11.835108
- Lüsener Joch - Passo di Luson (2008)GPS: 46.711314, 11.837361
- Maurer Berg (2332)GPS: 46.704404, 11.821139
- Maurerberg Hütte (2130)GPS: 46.692452, 11.826718
- ParkenGPS: 46.681702, 11.822770
- Pecol Hütte (1951)GPS: 46.689684, 11.812985
Fotos Maurerberg und Dolomiten