Im Valle dei Laghi zwischen der Paganella und dem Etschtal liegen zwei Seen, die einstmals ein einziger See waren. Durch einen Erdrutsch getrennt, sind die heutigen Seen Lago di Lamar und Lago Santo entstanden. Der nördliche Lago di Lamar ist besonders abwechslungsreich. Glasklares Wasser, von Wald, teils von einem Gras grasbewachsenen Badestrand und teils von einer Felsklippe, von der Wagemutige in Wasser tauchen, umgeben. Der Lago Santo hingegen ist etwa einfacher gestrickt. Er ist von einer gleichmäßigen, mit Schilf bewachsenen, Uferzone umgeben, die ab und an den naturbelassenen Zugang zum See ermöglicht.
Obwohl Anna ihre Badehose eingepackt hat, wollen wir nicht zum Schwimmen hin, sondern zum Wandern. Wir fahren nach Monte Terlago, parken am Nordrand des Bergdorfes, am Ende der Strada della Paganella (circa 750 m ü. d. M.).
Rundwanderung Terlago Bike
Es geht auf einem Wiesenweg, am Fuße der Felswand der Paganella, Richtung Norden. Ich habe eine Rundwanderung vorgesehen, dabei die beiden Seen auf circa dreiviertel des Weges eingeplant. Der breite Schotterweg ist als Mountainbikeweg „Terlago Bike“ ausgezeichnet. Er führt uns über Wiesen der Örtlichkeit Prada, an Heuballen und einem weißen Schimmel vorbei, in zuerst buschiges und dann mit mächtigen Buchen bewaldetes Gelände. Der Feld- und Waldweg ist flach, weist praktisch fast keine Höhenmeter auf.
Plötzlich ein Wegweiser. Gerade aus soll zuerst ein Bergweg und dann sogar ein Klettersteig „Sentiero dei Pontesei“ weiterführen. Höchste Zeit für uns scharf rechts abzubiegen. Genau das schlägt auch der Wegweiser „Terlago Bike“ vor und so steigen wir auf dem nun MTB-Single Trail circa 100 Höhenmeter ab und machen gleichzeitig eine 180 Grad Kehrtwendung. Der Blick hinunter auf das Etschtal wird durch Bäume verwehrt. Links Wiese, dann eine betonierte steile Straße. Wieder fast 100 Höhenmeter hinunter aber dieses Mal mit Vorfreude.
Wir hören Kindergelächter und Badespaß. Und plötzlich schimmert er uns entgegen, der türkisblaue See „Lago di Lamar“.
Am Badestrand kommen wir aus dem Wanderweg heraus. Anna ist begeistert, endlich der See!
Am Lago di Lamar
„Gean mir die Runde umr?“, frage ich in der Hoffnung, dass eine bejahende Antwort kommen wird. Ich habe Glück. Meine beiden Mädels wollen. Gegen den Uhrzeiger schlendern wir den Uferweg entlang.
An einer Buche ist ein Seil befestigt. Es baumelt über das hier mehrere Meter steil abfallenden Ufer. Waagemutige angeln sich das Ende mit einem langen Ast, fassen es, laufen an und schwingen sich weit hinaus um über den schimmernden Wasserspiegel, genau im richtigen Moment, loszulassen. Tief tauchen die Lianen-Springer ins klare Wasser ein.
Da kommen wir nicht ohne Zuschauen vorbei. „Ma, die Buabm schaugn aus, wia die Buabm, fa dr Edith“, meint die beste Mami von allen. Tatsächlich die Waagemutigen sind Traminer! Neben unseren Landsleuten wagen auch andere den kühnen Sprung ins Bergseewasser. Es ist ein Schauspiel, dem wir Ängstliche bewundernd gerne mehrere Minuten zuschauen, bevor wir mit der Seerunde weiter machen.
Vom Nordufer geht es leicht ansteigend weiter. Wir merken schnell, dass wir uns vom See entfernen. Ein Blick auf die Wander-App bestätigt die Vermutung. Eine komplette Runde direkt am Ufer ist nicht machbar. Wir kehren also um und wandern zurück zum Strand. Da halten wir uns nicht auf. Es ist uns für Corona-Zeiten zu voll. Wir marschieren lieber 150 m weiter zum Lago Santo hinüber.
Am Lago Santo
Der „Heilige See“ bietet zwar keinen Badestrand, aber es ist möglich an einigen Stellen bis zum naturbelassenen Ufer zu gelangen. Wir schlendern am Westufer entlang. Die meisten Zugangsplätzchen sind heute leider besetzt. Auf der gegenüberliegenden Seite, da wäre noch etwas Platz.
„Gean mir do umi?“
Beide Mädels sind dafür. Wir schreiten nun zügig gegen den Uhrzeiger um das Biotop am Südufer des Sees herum. Auf der Laghi di Lamar Straße müssen wir nun am Ostufer wieder etwas zurücklaufen. So absolvieren wir fast die gesamte Seerunde, erreichen dann aber ein großartiges Plätzchen, wo wir mit 5 m Abstand zu einem Pärchen direkt am See sitzen können und uns über das Rucksack-Essen hermachen.
Anna hat sofort ihre Badehose, Badehaube und Badebrille übergestreift. Lange ist es her, seit sie nicht mehr schwimmen war. Corona hat dem Schwimmkurs in Leifers ein plötzliches Ende gesetzt. Sie war zwar soweit schwimmen zu können, aber wie das bei Kindern so ist, nur unter Wasser. Schwimmen bedeutete unter Wasser schwimmen und nur kurz zum Luft holen, auftauchen.
Jetzt am Wasser, nach Monaten langer Schwimmabstinenz, will sie sofort hinein. Ein Zeh, ein Fuß, das Wasser bis zum Knie, der mit Steinen versetzte Untergrund ist für einen sanften Einstige nicht ideal. Doch guten Mutes taucht sie trotzdem ein – dann plötzlich Panik. Der leichte Wellengang des Bergsees, das Fehlen des verfliesten Schwimmbadbodens – ich muss Anna aus dem Wasser ziehen.
Ich kann ihre Enttäuschung sehen. In ein Schwimmbad eintauchen ist mental nicht mit einem Sprung in einen Bergsee zu vergleichen. Mir tut das Herz weh. Nicht weil das mit dem Schwimmen nicht klappt, sondern weil das Negativerlebnis für meine Kleine ein Problem sein könnte. Ich weiß, ich muss Abhilfe schaffen. Gut zureden wird nicht helfen, vormachen ist angesagt. Ich muss trotz fehlender Badehose ins Wasser.
Der Uferabschnitt ist fürs gemütliche Hineinwaten nicht gemacht. Große glitschige Steine ermöglichen kein Gehen im Wasser. Ich muss sofort losschwimmen. Buh – tut das gut! Das Wasser ist wärmer als gedacht, richtig fein. Anna gefällt mein Vorpreschen. Sie will es auch nochmals versuchen. Aber nur wenn ich sie halte. Nach einigem Zögern klappt es, mit halten getraut sie sich. Anna taucht ein. Ich merke, wie sie sich unsicher fühlt, aber auch wie ihre Freude, dass sie sich trotz voriger Panikattacke getraut.
„Dai ohne heben lei bis zu mir hear, um mir umr und donn wieder außi zum Ufr. Konsch di a kurz donn ba mir heben“, so ermuntere ich sie. Mit etwas Geduld funktionier es. Anna findet ihren „Flow“ und kann wieder schwimmen.
„Megsch a bisl mit mir außi schwimmen?“
„Na, i gea leiaber außi.“
„Ok, nor schwimm i nou a Runde.“
So ganz 100%ig geheuer ist ihr der See scheinbar trotzdem nicht. Doch das Ziel ist erreicht, Anna schließt ihren ersten Gang ins Wasser nach Convid-19 mit einem positiven Erlebnis ab. Ich bin zufrieden.
Und ich bin ganz begeistert von den Laghi di Lamar – so werden die beiden Seen genannt, wenn man sie mit einer Bezeichnung nennen will – sind sie doch mit 50 Minuten Anfahrtszeit sehr nahe an Tramin, sind sie doch so idyllisch schön und fürs Baden geeignet. Und bis gestern waren sie uns noch völlig unbekannt. Wir werden sicherlich öfters kommen, vielleicht auch nur zum Schwimmen.
Die Sonne fällt tiefer und tiefer. Jetzt ist sie mit 24 mm gleichzeitig mit dem See und der Paganella einzufangen. Ich würde sogar bis Sonnenuntergang bleiben, aber die beste Mami von allen will heim und wir haben ja auch noch ein wenig Wanderweg vor uns.
Rückweg zu Monte di Terlago
Die meisten Seenbesucher marschieren über die Straße „Laghi di Lamar“ zurück nach „Le Vallene“, einer Fraktion der Gemeinde Vallelaghi, die nur circa 1 km von den Seen entfernt liegt. Nicht wir, wir suchen den geplanten Wanderweg, finden ihn links der Straße und wandern nun durch einen kühlen Buchenwald. Der Steig steigt zuerst leicht an, fällt dann wieder etwas ab und mündet in einem stark verwachsenen Buschweg. Gebückt müssen wir uns durch das Unterholz drängen. Das ist recht lustig.
Bei Vallene kommen wir auf die Straße hinaus. Von der Fraktion Le Vallene geht es jetzt zur Fraktion Monte Terlago und somit zurück zu unserem Ausgangspunkt.
GPS-Track Rundwanderung im Valle die Laghi mit den Laghi di Lamar
Akt. Position: -km, -m
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Eckdaten der Tour
Rundwanderung mit Lago di Lamar und Lago Santo
- Dauer: 3:50 h
- Distanz: 12,3 km
- Bergauf: 392 m
- Bergab: 397 m
Um welche Art von Tour handelt es sich?
In welcher Region befindet sich die Tour?
Um welche Bergkategorie handelt es sich? Auf welcher Höhe liegt die Tour?
Wie lang ist die Strecke?
Wie streng ist der Aufstieg (Länge, Höhenmeter, Steigung)?
Wie anspruchsvoll ist der Abstieg (Länge, Höhenmeter, Steigung)?
Wie viel Zeit werde ich für die Tour brauchen?
Dieser Wert kann individuell stark variieren. Siehe Gehzeitrechner.
Wie viele Kalorien werden bei der Tour verbrannt?
Es ist zu beachten, dass die Berechnung des Kalorienverbrauchs auf Faustformeln und allerlei Annahmen beruht, z.B. Gewicht=75 kg, Kalorienverbrauchsvorgaben für Aufstieg, Abstieg, flach usw. und daher nur eine Schätzung und keine exakte Angabe liefert. Wenn du deinen Kalorienverbrauch selbst berechnen möchtest, dann schau dir diesen Kalorienrechner an.
Gibt es interessante Wegpunkte?
Ja, es gibt interessante Wegpunkte. Hier ist eine Liste:
- Lago di Lamar (See, Teich)GPS: 46.130669, 11.063232
- Lago Santo (See, Teich)GPS: 46.124189, 11.057568
- Parken6GPS: 46.113846, 11.039200Parken