11.45 Uhr, allein zu Hause, Hunger! Auswärts essen wäre toll. Am liebsten auf einer Alm. Wo ist denn die nächste? Klar, die Cisloner Alm. Zumindest, wenn man die Strecke von Tramin bis zur Alm mit dem Fahrrad zurücklegt.

Also auf geht’s. Von Tramin über den Radweg nach Neumarkt, über die neue Etschbrücke und dann rechts der Etsch entlang bis zum Fuß von Castelfeder.

Hier muss man etwas aufpassen, um den Anschluss an den Radweg Alte Fleimstaler Bahntrasse nicht zu verpassen, denn an einer Stelle, wo zwei Radwege spitz aufeinandertreffen, muss man einmal komplett umkehren. Natürlich fahre ich daran vorbei und bin schon fast in Auer, bis ich meinen Fehler bemerke und umdrehe.

Radweg Alte Fleimstaler Bahntrasse

Nun geht es auf dem aussichtsreichen Radweg „Alte Fleimstaler Bahntrasse“ weiter. Zuerst nach Castelfeder, dann Pinzon, Montan und schließlich nach Kaltenbrunn.

Ich habe mir vorgenommen, die flachen Abschnitte ohne und nur die Steigungen mit Elektromotor zu fahren. Dieser Vorsatz ist schnell über den Haufen geworfen. Nach dem ersten Anstieg lasse ich die Eco-Stufe eingeschaltet. Warum? Weil ich schnell merke, ohne Tretunterstützung würde ich sicher verhungern. Viel zu lang würde das Radeln bis hinauf auf die Cisloner Alm dauern. Der schottrige Radweg „Alte Fleimstaler Bahntrasse“ ist zwar – weil als Bahntrasse entstanden – nicht steil (im Schnitt 4-5% bis nach Kaltenbrunn), aber für mich als nur alle heiligen Zeiten Radfahrenden aufgrund seiner Länge doch zu fordernd, um halbwegs zügig hinaufstrampeln zu können.

Mitten im Naturschutzgebiet von Castelfeder gilt es, Slalom zu fahren zwischen Ziegen, die mitten auf der Radspur sitzen.  Das gehört hier in Castelfeder dazu und macht das Treterlebnis etwas abwechslungsreicher. Nicht, dass es noch mehr Abwechslung bräuchte. Immer wieder muss ich anhalten und die Aussicht fotografisch festhalten.

Nach Castelfeder geht es die Villner Straße überquerend bis ins Ortszentrum von Pinzon. Nun könnte ich ordentlich abkürzen und unter dem Glener Viadukt nach Unterglen hinaufradeln, aber ich bleibe auf der Bahntrasse, fahre zunächst nach Montan hinüber, um dann auf dem Blauburgunderweg (der hier mit der Bahntrasse zusammenfällt) über den Viadukt eine gemütliche 180 Grad Kurve zu machen. Die Aussicht auf das Südtiroler Unterland, Castelfeder und den Kalterer See begeistert noch einmal, bevor die Strecke schattiger und weniger aussichtsreich wird.

Durch teilweise beleuchtete Tunnels, über weitere Viadukte (im Gegensatz zum Glener Viadukt sind sie leicht zu übersehen) geht es nun über Kalditsch.

Mein Hunger nimmt stark zu, gleichzeitig beginnt der Hintern zu brennen. Sitzleder für Drahtesel habe ich keines. Mit den 10 bis 12 Stundenkilometern im Eco-Modus werde ich ewig brauchen. Ein Klick, aus dem Eco-Modus wird der Tour-Modus und schon geht es mit 20 km/h dahin. Trotzdem dauert es eine gefühlte Ewigkeit, bis ich endlich Kaltenbrunn erreiche.

Von Kaltenbrunn nach Truden

Jetzt gilt es, nach rechts auf die Asphaltstraße abzubiegen und den Berg nach Truden hinauf zu strampeln. Das ist keine Bahntrasse und daher deutlich steiler. Um eine Geschwindigkeit von 15 km/h halten zu können, muss ich schon wieder klicken. Im MTB-Modus geht es flott hinauf ins Bergdorf.

Der Brunnen oberhalb des Dorfes kommt mir gerade recht. Ein kräftiger Schluck und der Wasserhaushalt ist wieder ausgeglichen.

Nur noch die teilweise extrem steile, aber in diesen Abschnitten gepflasterte Forststraße Cislon hinauf zur gleichnamigen Alm. Für ein E-Bike, das noch 3/4 Ladung aufweist, kein Problem. Noch ein Klick und es geht im Turbo-Modus hinauf.

Cisloner Alm

14.25 Uhr, trotz zahlreicher, auch längerer Fotopausen schaffe ich es in ca. 2 Std. 45 Min. zum Almmittagessen. Ok, die Oberschenkelmuskulatur zieht ein wenig, der Hosenboden schmerzt sogar, aber Knödel mit Gulasch auf der Alm! Es hat sich gelohnt!

Essen, Trinken, ein Streifzug über die Weiden rund um die Alm, eine gute Stunde ist schnell vorbei.

Zurück über Glen, Pinzon, Castelfeder, Neumarkt nach Tramin

Wer den Berg hochradelt muss irgendwann auch wieder runter fahren. Bis Truden sause ich auf der gleichen Forststraße hinunter, radle dann mitten durch das Bergdorf und mache einen kleinen Abstecher zur Kneippanlage Truden. Ein Blick hinein, kurzes Überlegen, ob ich Wassertreten soll, aber ich entscheide mich dagegen und fahre über Mühlen auf der steilen, aber asphaltierten Mühlner Straße hinunter nach Glen. Von Glen geht es diesmal nicht über die Bahntrasse, sondern unter dem Glener Viadukt hinunter nach Pinzon und weiter nach Castelfeder. Für mich bedeutet das, immer wieder zu schauen, ob es sich lohnt, anzuhalten und die Kamera auszupacken. Das ist oft der Fall. Vor allem der Blick über das Weingut Baron Longo hinunter zur Salurner Klause hat es mir heute besonders angetan. Das Weingut ist insofern etwas Besonderes, als es auf einem kleinen Hügel liegt, auf dem ein schönes Herrenhaus steht, und vor allem, weil die Rebzeilen konzentrisch im Kreis um den Hügel verlaufen. Damit ist es nicht nur für Fotografen ein Blickfang.

Über den Etschtalradweg nach Neumarkt und durch das Unterland zurück nach Tramin. Den Choleraweg noch halb hinauf, denn links hoch zur Weinstraße und ja, da ist sie, die Einkehrmöglichkeit: die Bar62 im Hotel Traminerhof. Ein großer Radler, ein kleiner Radler, Armin der Chef und gleichzeitig MTB-Guide und somit Radexperte tut mir den Gefallen, die Bremsbelege „anzuschauen“ und so komme ich, Hunger gestillt, Durst gestillt, Rad wieder auf Vordermann gebracht, nach sechs Stunden von meiner Auf-der-Alm-Essen-Radtour zurück.

Radwandern von Tramin über den Radweg Fleimstaler Bahntrasse hinauf auf die Cisloner Alm

Fotoimpressionen Radweg Fleimstaler Bahntrasse, Cisloner Alm

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