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Rad Wandern oder Dorf Hopping im Südtiroler Unterland

Die Weindörfer Tramin, Kurtatsch, Margreid und Kurtinig verbindet ein besonderes Flair. Radelt man vom nördlichen Tramin ins südliche Kurtinig wächst mit jedem Pedaltritt der mediterrane Zauber. So kommt ganz besonders jetzt im Mohnblumenfrühling für Genussbiker ein Bella-Italia-Feeling sondergleichen auf!

Eigentlich bin ich vor allem Wanderer. Aber weil der Meniskus zurzeit etwas gehen das Gehen hat, bleibt mir nichts anderes übrig als mich auf den Drahtesel zu schwingen. Eine reine Sport-Radtour kommt nicht in Frage, ich packe – gleich wie beim Wandern – sämtliche Kameras ein und starte von zu Hause aus.

Ein leichtes (Gravel-)Bike wäre für mein heutiges Vorhaben ideal, als Wanderer fehlt das in meiner Ausstattung. Doch als begeisterter Landschaft-Fotograf besitze ich ein E-Mountainbike. Klar wie sollte ich sonst in kürzester Zeit über Stock und Stein flitzen?

So sitze ich nun auf meinem E-Bike und nehme mir den orographisch rechten Süden Südtirols vor. Und weil ich ein wenig ein schlechtes Gewissen habe, nehme ich mir vor, auf den E-Motor zu verzichten. Ein wenig Muskelaktivität muss sein. Für einen erprobter Wanderer ist Pedale treten sicherlich kein Problem.

Gesagt getan. Von Tramin in der Mühlgasse – von zu Hause – brause ich durch die Weinberge runter zur Kreuzung Weinstraße-Kalterer See Straße. Das müsste eigentlich nicht sein, doch ich will die Mohnblumen in der Kalterer See Straße belichten.

Zahlreiche Radfahrer kommen über den neuen Radweg vom Kalterer See herein und fahren leicht ansteigend, entlang der mit rotem Klatschmohn strotzenden Kalterer See Straße, zur Hans-Feur-Straße hinauf. Leicht bergauf, das sollte kein Problem sein. Ist es auch nicht. Trotzdem muss ich ein wenig schummeln. Nein, der Motor bleibt aus. Aber an der „Mohnblumenkurve“ komme ich ohne Fotopause nicht vorbei.

Die im wahrsten Sinne des Wortes malerische Hans-Feur-Straße mit ihren bastelfarbenden Häuserfassaden, dem mächtigen gotischen und zugleich höchsten gemauerten Kirchturm Tirols im Fluchtpunkt, zwingt mich schon wieder zu einer Pause. Das ist nun schon die zweite.

Den Traminer Hauptplatz schaffe ich endlich ohne Halt, obwohl Bars und Cafés locken. Doch kurz darauf wirft mich die geschichtsträchtige Andreas-Hofer-Straße mit ihrem gepflasterten Belag und den charakteristischen altbelassenen Häusern abermals vom Rad.

Ich merke, beim Rad fahren geht das mit dem Fotografieren nicht wie beim Wandern. Zu Fuß habe ich in solchen Situationen meist die Kamera in der Hand und fotografiere im Vorbeigehen, ohne den Schritt verlangsamen zu müssen. Beim Radwandern geht das nicht. Ich muss jedes Mal stehen bleiben, Rad abstellen, Rucksack auspacken usw. Und weil das so viel Zeit kostet und nicht „umsonst“ sein soll, artet es in einer längeren Fotopause aus.

Weiter führt mich meine Tret-Wanderei über Rungg und den Panoramaweg Runggner Weg nach Kurtatsch. Ein wenig komme ich dabei ins Schwitzen, weil es etwas bergauf geht.

Durch die Obergasse und anschließend die Kurtatscher Andreas-Hofer-Straße – ja unser Tiroler Freiheitskämpfer ist ein beliebter Namensgeber für Straßen – geht es bis zur Kreuzung mit dem Mühlweg. Hier biege ich links ab und brause zuerst leicht, dann stärker bergab durch die hügelige Weinberglandschaft bis nach Entiklar.

Achtung: Wenige Meter oberhalb der Jausenstation Tiefenbrunner zweigt der Lahnweg, ein schöner und aussichtsreicher Güterweg, durch die Weinberge nach Margreid ab.

Hinunter ist gut gesagt. Schon das erste Stück kostet mich alle Kraftreserven, denn es geht gleich steil bergauf. Das E-Bike ist beleidigt, weil ich den Motor nicht einschalte und bestraft mich mit viel Gewicht und viel zu wenigen Gängen. Ich kann auf den Schalthebel so oft drücken, wie ich will, der unterste Gang, 1 von 10, ist viel zu schwergängig und gleichzeitig zu schnell. So muss ich wohl oder übel mit 6,5 km/h den anfangs steilen Lahnweg hinauftreten. Ich schaffe es gerade noch. Endlich wird es etwas flacher und ich kann die Radtour durch die Leitn – so heißen bei uns die steilen Weinberganlagen – genießen.

Hoppla, schon wieder eine ordentliche Steigung! Ich merke, Radfahren ist nicht gleich Wandern, sondern Knochenarbeit mit viel Schweiß und Anstrengung.

Zum Glück ist nun der Alte Fennbergweg erreicht und es geht nur noch bergab. Sehr steil abwärts, so steil, dass ich jetzt schon weiß, dass ich da ohne Trethilfe nicht wieder heraufkommen werde. Während ich beide Bremsen stetig gedrückt vorsichtig nach Margreid abfahre, muss ich aufpassen die Abzweigung zur Leitn meines Schwagers nicht verpassen. Denn dort will ich unbedingt hinauf.

Über und in Margreid

Die Leitn liegt auf einer aussichtsreichen Landschaftsterrasse oberhalb des Dorfes. Mit elektrischer Unterstützung trete ich den Umweg hinauf – vom Strampeln habe ich nun genug. Jetzt ist Fotografieren und Filmen angesagt. Wow, was für eine herrliche Kulturlandschaft, die in der Schlucht des Fenner Baches auf eine noch herrlichere Naturwildnis trifft. Fantastisch!

360° über Margreid
360° über Margreid

Zeitsprung…

Zuvor noch oben über dem Dörfchen sitze ich nun inmitten der malerischen Gassen, besser gesagt am Hauptplatz von Margreid.

Margreid liegt auf dem Schwemmkegel des Fenner Baches. Dieser zwängt sich vom Fennberg durch die wilde Fenner Schlucht hierher herunter. Der nur rund 1.300 Einwohner zählende Ort ist von der Sprachgrenze geprägt, was sich nicht nur im Margreider Dialekt, sondern auch in der Architektur bemerkbar macht. Geschwungene Gassen, Torbögen und südlichen Stilrichtungen entsprechende Bauten, gotische Erker, 7 steinerne Dorfbrunnen und steingerahmte Rundbogenfenster mit schmiedeeisernen Gittern zeugen davon.

Hier findet man auch ein einmaliges Naturdenkmal. Die älteste datierte Weinrebe Europas (1601) wächst an der Fassade des Augustinhaus empor. Sie trägt noch heute Trauben.

„Un caffè liscio e un pinot bianco, grazie“, antworte ich dem italienischen Kellner im Café Zum Hirschen.

Ich wundere mich ein wenig über die vielen Autos. Vor ein paar Tagen war das noch anders. Ich war abends hier. Anna ist beim Kammermusikkonzert der Musikschule Unterland aufgetreten. Wir durften ihr und vielen anderen im wunderschönen Ansitz Casòn Hirschprunn der Familie Lager zuhören.

Kinder spielen am Dorfbrunnen, der Fahrradständer hinter mir und die Tische um mich herum füllen sich schnell. Musik dringt aus einem der Innenhöfe.  Was ist hier los? Frühschoppen des Vespa-Clubs Margreid! Ach, deswegen die vielen Autos!

Ich nehme mir vor, später mal reinzuschauen. Zuerst will ich mich noch auf den Weg nach Kurtinig machen.

Vorbei an der Margreider Pfarrkirche und dem in den Fels gehauenen Feuerwehrhaus radle ich genüsslich entlang der Weinstraße in Richtung Talmitte. Fast ständig kommen mir Vespas entgegen. Viele Rollerfahrer tragen Lederhosen. Cool!

Wind im Haar, Sonne im Gesicht, erfrischende Frühlingslandschaft, so ist es auszuhalten.

Weit ist es nicht von Margreid nach Kurtinig. Anstrengend auch nicht, das Rad fährt fast von alleine. Trotzdem gönne ich mir einen Aperitif im Café Teutschaus.

In Kurtinig

In Kurtinig befinde ich mich mitten im flachen Etschtal. Die Gemeinde ist nur knapp 2 km² groß und somit die zweitkleinste Gemeinde Südtirols. Kein Wald, kein Berg, keine Ortsteile, ein Höhenunterschied von nur 3 Metern. Vor 1893 war der Ort von Seitenarmen der Etsch umgeben, was zu häufigen Überschwemmungen führte und dem Ort den Beinamen „Klein-Venedig“ einbrachte. Heute ist die Etsch verbaut und Kurtinig bleibt von Überschwemmungen meist verschont.

Ich fühle mich wie im Urlaub. Dazu trägt auch das südliche Flair bei, das Kurtinig ausstrahlt. Ein Veneziano, eine Schale Haselnüsse, Menschen beobachten – das ist die Bellavita italiana, die italienische Lebensweise!

Und weil der Blick auf den steingepflasterte Dorfplatz von Kurtinig mit der kleinen Kirche und dem alten, restaurierten Ziehbrunnen etwas Besonderes ist und weil heute immer wieder Motorräder des italienischen Herstellers Piaggio vorbeibrausen und auch viele Radfahrer unterwegs sind, ist die Kamera natürlich schussbereit. Jetzt gilt es nur noch, die Rad- und Motorradfahrer einigermaßen datenschutzkonform einzufangen. Die Helmpflicht für Motorradfahrer, die hier im Norden Italiens rigoros eingehalten wird, hilft. Bei den Radfahrern versuche ich mich mit Langzeitbelichtung und Bewegungsunschärfe zu behelfen.

Das Glas leer, die Speicherkarte voll, geht es zurück nach Margreid, direkt zum Fest des Vespaclubs Margreid.

Vespas in Margreid

Vespas so weit das Auge reicht. Ausgelassen feiernde Menschen, laute Musik, ein Gemisch aus Grillgeruch, Bier- und Mischella-Geruch liegt in der Luft. Da werden Erinnerungen an Jugendtage wach. Mischella: So nannten wir das Benzin-Öl-Gemisch, mit dem wir unsere Vespas betankten.

Natürlich bleibe ich ein Stündchen und gönne mir auch ein Bierchen. Es macht Spaß, die coolen Kult-Roller zu bestaunen, den feiernden Menschen zuzusehen und Margreid von einer etwas ungewohnt vollen und lauten Seite zu erleben. Besonders laut geht es am Vespa-Prüfstand zu. Da wird ordentlich Gas gegeben!

Apropos Gas geben. Ich muss noch nach Hause. Den Alten Fennerberger Weg hinauf in die Leitn? Nein, das muss ich jetzt nicht mehr haben.

Lieber gemütlich durch die „Möser“ entlang des Großen Kalterer Grabens den Talboden hinauf radeln.

Kurtatsch

Links ragen die Milla-Felsen empor. Sie heben den Weinort Kurtatsch 100 Meter über die Talsohle. Das Terroir der Kurtatscher Weinberge kann einen beeindruckenden Höhenunterschied von 200 m bis 900 m über dem Meeresspiegel aufweisen. Das ist einzigartig in Europa. So ist es für die Kurtatscher kein Problem, das gesamte Weinspektrum von schweren Rotweinen in der Lage Brental bis zu frischen Weißweinen oben in der Lage Penon abzubilden.

Die herrliche Terrassen- und Steillagenlandschaft zwingt mich zu einer Fotopause.

Vom Großen Graben ist die Felsstufe, welche Kurtatsch auf eine Sonnenterrasse hebt, schön zu sehen.
Vom Großen Graben ist die Felsstufe, welche Kurtatsch auf eine Sonnenterrasse hebt, schön zu sehen.

Über den Brentalweg, der die Grenze zwischen Wein- und Apfelanbau markiert und an dessen Trockenmauern zu dieser Jahreszeit herrlich roter Klatschmohn blüht, radle ich zurück nach Tramin, überquere dort die Weinstraße und fahre über die Joseph-von-Zallinger-Straße hinauf ins Dorfzentrum.

Das letzte Stück nach Hause hat es noch einmal in sich. Durch den malerischen, aber steilen Ortsteil Bethlehem trete ich die letzten Kraftreserven mobilisierend, den Jakobshügel hinauf. Muskeln, von denen ich gar nicht wusste, dass ich sie habe, fangen an zu meckern.

Nach insgesamt 25 km, aber nur mickrigen 500 Höhenmetern ist die Erkenntnis gereift: Ein gestandener Bergwanderer ist noch lange kein Radheld. Zumindest nicht, wenn es bergauf geht.

Radwandern im Süden Südtirols

GPX-Track , Position: -km, -m GPX

50 100 150 200 5 10 15 distance (km) elevation (m)
Name: Keine Daten
Entfernung: Keine Daten
Minimalhöhe: Keine Daten
Maximalhöhe: Keine Daten
Differenz max/min: Keine Daten
Höhengewinn (~): Keine Daten
Höhenverlust (~): Keine Daten
Dauer: Keine Daten

Impressionen Tramin, Kurtatsch, Margreid, Kurtinig

 

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