Wandern in den Brenta Dolomiten ist genau so reizvoll wie in den Südtiroler Dolomiten. Und wenn dann der Altweibersommer angebrochen ist, dann bevorzugen wir sogar die Brenta Berge, da sie etwas südlicher gelegen sind und somit mit ein klein wenig höheren Temperaturen aufwarten können.
Also über die Südtiroler Weinstraße nach Mezzocorona, hinein ins Nonstal und dann links abgebogen in Richtung Andalo und Molveno. Als junger Mann bin ich diese Straße öfter gefahren. Damals wollten wir allerdings nicht zum Wandern, sondern in die Disko Shuttle in Andalo.
Heute, nach 20 Jahren, sind diese Ambitionen vergangen. Bei Spormaggiore gibt es ein Wildgehege mit Bären. Eventuell können wir bei der Rückfahrt die Trentiner Bären besuchen. Wir haben nämlich mit den Eltern von Lisa ausgemacht, uns hoch über Molveno bei der Croz dell’Altissimo Hütte inmitten der Brenta Dolomiten zu treffen. Sie können mit dem Korblift bis zum Rifugio la Montanara hochfahren und dann gemütlich über einen Steig, der dem Meraner Höhenweg ähnelt, zur Croz dell’Altissimo Hütte spazieren, während wir eine ordentliche Wanderrunde vom Molveno See zur Andalo Alm, weiter bis zur Schutzhütte Selvata und dann bis zur Croz dell’Altissimo Hütte geplant haben.
Der Parkplatz am Molveno See ist kostenpflichtig. 8 Euro müssen in den Münzautomat für die Tageskarte eingeworfen werden. Wer kein Hartgeld bei sich hat, hat Pech gehabt.
Vom See aus wandern wir zunächst vorbei am Dorfzentrum von Molveno über die asphaltierte Straße bis kurz vor die Hütte Baita Ciclamino. Hier endet die Straße für Autofahrer, wir Wanderer passieren natürlich problemlos die Schranke und wandern den Schotterweg bis zur Baita Ciclamino Hütte am Bach Rio Masso entlang.
Wenige Meter nach der Ciclamino Hütte zeigt uns ein nach links gerichteter Wegweiser die Andalo Alm an.
Also links abgebogen und den nun etwas steiler werdenden Waldsteig empor. Wir wundern uns etwas über den Hinweis Sentiero attrezatto Donini, aber da auf unserer Kompass Karte nirgends ein Leitersymbol, das einen Klettersteig kennzeichnen würde, eingezeichnet ist, denken wir uns nicht wirklich etwas dabei. Später werde ich in Online-Version der Kompass Karte trotzdem ein Leitersymbol sehen. Scheinbar ist unsere Kompass Karte etwas veraltet.
Der Aufstieg zur Malga di Andalo (1362 m) wäre theoretisch recht steil, aber der Waldsteig schlängelt sich gemütlich hin und her und nimmt dem Anstieg somit die Beschwerlichkeit. Wenig aussichtsreich, aber gemütlich, geht es so durch Mischwald empor bis vor uns auf dem Boden ein Schild liegt. 5 min oder auch 15 min, der Einser könnte verblasst sein. Super, dann haben wir ja bald die relevanten Höhenmeter geschafft.
Schlagartig weicht die Freude aus dem Gesicht der besten Ehefrau von allen. Ein Drahtseil ist schuld! Eigentlich nicht das Drahtseil, eher der Pfad,der nun versichert am Fuße einer Felswand verläuft. Wahrscheinlich müssen wir die Wand hoch.
Komischerweise höre ich kein Gejammer, wir steigen ohne große Probleme den sentiero attrezzato Donini empor, der sich als nicht sehr erschreckendes Schreckgespenst erweist.
Doch man darf die Gespenster nicht unterschätzen! Eine kurze, circa 10 m messende Querung inklusive Tiefblicke und ganz kurze, nur fast Fußbreite Passage der Felswand steht bevor.
Das Gespenst verfehlt seine Wirkung nicht. Bleich wie eine Wand ist das Gesicht der besten Ehefrau von allen. Nicht, dass sie nicht schon öfter viel anspruchsvollere Passagen gemeistert hätte, aber heuer geht es scheinbar nicht.
Ich rüber, zuerst schauen, wie es drüben weitergeht. Aha, normales flaches Waldgelände. Ok, dann Rucksack und Wanderstöcke ablegen, wieder zurück und Schritt für Schritt ist die Felswand gemeinsam schnell überwunden. Problem gelöst.
Malga di Andalo
Bis zur Malga di Andalo ist es nun recht gemütlich. Die Alm ist bewirtschaftet und bietet einen schönen Ausblick auf die Brenta Gipfel. Wir halten uns nicht auf, wandern über die Alm dem Wegweiser Selvata Hütte folgend (Nr. 332) in den Wald und dann über eine Forststraße in das Casinati Talhinein.
Dem höchsten Punkt unserer heutigen Wandertour, dem Schutzhaus Selvata unterhalb des Croz di Selvata, kommen wir so schnell näher. Die Forststraße haben wir mittlerweile zugunsten eines schönen Waldsteiges verlassen.
Wie aus heiterem Himmel taucht plötzlich wieder eine Felswand vor uns auf, die noch dazu aufgrund des herunter träufelnden Wassers, trotz ordentlicher Versicherung sehr gefährlich aussieht.
Und jetzt? Die zu querende Wand schaut so „beeindruckend“ aus, dass wir unsere Wanderstöcke zusammenschieben und im Rucksack verpacken. So haben wir zumindest beide Hände fürs Festhalten frei.
Drei, vier Schritte in die Wand und wie so oft in den Bergen ändert sich plötzlich die Perspektive. Die Felswand ist immer noch fast senkrecht, steil und extrem rutschig, aber der in den Fels gehauene Pfad ist gute 50 cm breit, sodass die Querung halb so wild ist, wie gedacht. Für nicht Schwindelfreie ist das natürlich nix, aber wer sich für 5 min mental zusammenreißen kann, der schafft das.
Rifugio Selvata
Nach der Querung steigen wir wenige Höhenmeter auf und kommen so auf ein bewaldetes Hochplateau. Hier irgendwo muss das Rifugio Selvata stehen. Genau, die Bäume lichten sich, eine Wiese, eine Schutzhütte und Menschenmassen tummeln sich vor uns. Die mächtigen Dolomitengipfel der Brenta schließen das Hochplateau ein.
Mit Ach und Krach schaffen wir es eine Handyverbindung zu Uwe aufzubauen. Uwe ist genervt, er hat um 2 min den Korblift verpasst, besser gesagt um 2 min die Mittagspause des Korbliftes getroffen. Damit wird das mit unserem Treffpunkt beim Rifugio Croz dell’Altissimo nichts. Sie müssen nämlich eine Stunde warten und werden dann nur bis zur La Montanara Hütte gehen.
Ok, dann kann ich aber auch hier bei der Selvata Hütte Mittagessen. Der Wirt hat es nicht eilig. Stress gibt es hier in den Brenta Dolomiten nicht. Ich bestelle traditionell, was so auf Trentiner Schutzhütten üblich ist: Polenta mit salsiccia und funghi.
Rifugio Croz dell’Altissimo
Nach dem Essen verlassen wir das Plateau und wandern gemütlich zur Schutzhütte Croz dell’Altissimo unter der gleichnamigen Spitze hinunter und queren dabei den heute nicht Wasser führenden Bach Rio Masso.
Vom Rifugio Croz dell’Altissimo führt ein interessanter Panorama-Höhenweg Nr. 340 (ähnlich dem Meraner Höhenweg zwischen den Muthöfen und der Leiteralm) zur Bergstation des Korbliftes. Die erste Hälfte des immer mindestens 1,5 m breiten Wanderweges fällt rechts steil zum Bach Rio Masso ab, ist darum mit Drahtseilgeländer versichert und bietet fantastische Rundblicke zu den Brenta Gipfeln. Der zweite Teil führt durch den Wald leicht ansteigend zur Bergstation hinauf.
Bei der Bergstation des Korbliftes angekommen merke ich, dass ich dem Uwe den falschen Treffpunkt angesagt habe, ich habe ihm nämlich die Hütte La Montanara angesagt, was von hier aus einen Aufstieg von circa 20 min und oder noch eine Sesselliftfahrt bedeutet. Uffa, jetzt müssen wir da auch noch rauf. Ich würde ja am liebsten den Sessellift nehmen, aber die beste Ehefrau von allen legt ihr Veto ein.
Rifugio La Montanara
Die letzten Kraftreserven mobilisiert, wandern wir recht zügig die sommerlichen Skipisten bis zum Rifugio La Montanara hinauf. Wir packen es in 10 min.
Die Lisa freut sich, dass die Tante und der Onkel kommen. Das Korblift fahren hat ihr Spaß gemacht und hier bei der La Montanara Hütte hat sie mit dem Kinderspielplatz auch ihre Freude. Vor allem das Kinderhäuschen hat es ihr angetan, vom überwältigen Ausblick auf die Brenta Dolomiten hält sie hingegen wenig.
Ausblick laut Brenta Panoramtafel (v.l.n.r):
Cima Soran, I Rosatti, Cima Ghez, Cima Sparaveri, Dos di Dalum, Monte Cresolo, Monte Daino, Cima Fontane Fredde, Cima Brenta Alta, Campanile Basso, Senbnetta, Campanile Alto, Cima dei Sfuimini, Castelletto di Massodi, Torre di Brenta, Bocca dei Armi, Cima dei Armi, Bocchetta alta di Molveno, Cima Molveno, Castelletto alto di Massodi, Spallone di Massodi, Cima Iolanda, Cima Brenta, Bocca dei Tuckett, Cima Sella, Cima Roma, Cima Vallazza, Croz dell’Altissimo, Marasè, Cima Lasteri, Palon di Tovre
Wir halten uns bis circa 17.00 Uhr auf und beschließen dann, zu Fuß nach Molveno abzusteigen.
Zuerst entlang der Skipisten, dann einer Waldstraße folgend, vorbei an der Baita Pineta kommen wir bis zu einem Waldparkplatz. Hier biegen wir rechts ab und wandern wiederum auf einer Waldstraße vorbei an der Chiesetta dei Alpini über den Wanderweg Nr. 352 bis nach Molveno hinunter. Der See liegt bereits teilweise im Schatten, da erreichen wir die Talstation des Korbliftes.
Molveno
Da unsere Wagen unten am Seestrand geparkt sind, spazieren wir durch das touristische Dörfchen Molveno, wo – obwohl Sonntag ist – die Geschäfte geöffnet haben, zum Dorfzentrum hinunter. Hier werden wir mit einem Flohmarkt und einer Fotoausstellung rund um den separat stehenden Kirchturm überrascht. Mich ziehen natürlich die Fotos, alte Fotografien aus den 50er und 60 er Jahren des Dorfes, an.
Eine schöne Wanderung mit Seeblick und Bergblick liegt jetzt hinter uns. Wir haben alles gehabt, vom einfachen Spazierweg bis zum anspruchsvollen Bergpfad, und können nun zufrieden zurück nach Südtirol fahren.
GPX Datei der Bergtour vom Molveno See durch die Brenta Dolomiten
Akt. Position: -km, -m
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Eckdaten der Tour
Von Molveno zum Rifugio Selvata und Rifugio Croz dell’Altissimo – Brenta
- Dauer: 8:55 h
- Distanz: 19,4 km
- Bergauf: 1.727 m
- Bergab: 1.726 m
Um welche Art von Tour handelt es sich?
In welcher Region befindet sich die Tour?
Um welche Bergkategorie handelt es sich? Auf welcher Höhe liegt die Tour?
Wie lang ist die Strecke?
Wie streng ist der Aufstieg (Länge, Höhenmeter, Steigung)?
Wie anspruchsvoll ist der Abstieg (Länge, Höhenmeter, Steigung)?
Wie viel Zeit werde ich für die Tour brauchen?
Dieser Wert kann individuell stark variieren. Siehe Gehzeitrechner.
Wie viele Kalorien werden bei der Tour verbrannt?
Es ist zu beachten, dass die Berechnung des Kalorienverbrauchs auf Faustformeln und allerlei Annahmen beruht, z.B. Gewicht=75 kg, Kalorienverbrauchsvorgaben für Aufstieg, Abstieg, flach usw. und daher nur eine Schätzung und keine exakte Angabe liefert. Wenn du deinen Kalorienverbrauch selbst berechnen möchtest, dann schau dir diesen Kalorienrechner an.
Gibt es interessante Wegpunkte?
Ja, es gibt interessante Wegpunkte. Hier ist eine Liste:
- Rifugio SelvataHöhe: 1.651 m ü. d. M.GPS: 46.161291, 10.926550Rifúgio Selvata
- Rifugio Croz dell'AltissimoHöhe: 1.435 m ü. d. M.GPS: 46.170581, 10.931459Rifúgio Croz Dell'Altissimo
- 360° FotosHöhe: 1.414 m ü. d. M.GPS: 46.166104, 10.93826609-SEP-12 14:33:26
- Rifugio PradelHöhe: 1.357 m ü. d. M.GPS: 46.151472, 10.960615Rifúgio Pradèl
- Rifugio BrentaHöhe: 1.375 m ü. d. M.GPS: 46.152085, 10.960913Rifúgio Brenta
- Rifugio la MontanaraHöhe: 1.511 m ü. d. M.GPS: 46.158219, 10.954592Rifúgio la Montanara
Fotos Wanderung Brenta
Hallo Ihr Liebe
Bin natürlich wie schon im Mail angegeben restlos begeistert von den Bildern und der Beschreibung dieser Tour. Als ich heute nochmals ausführlich die Panoramabilder deiner „Hütten- und Höhentour“ anschaute beschloss ich spontan, diese Tour am Molveno See muss ich bei meinem nächsten „Überetschurlaub“ vermutlich im nächsten Jahr im Juni/Juli auf jeden Fall machen. Ihr habt mir Appetit gemacht auf herrliche Ausblicke zum Molveno See, etwas spannende Wanderungen und so wie es aussieht nicht allzu anstrengedes Wandern, oder ? Auf jeden Fall scheint bei schönem Wetter alles enthalten was eine schöne Wandertour in den Bergen ausmacht, nette und genügend Hütten scheinen auch auf dem Weg zu liegen, das gefällt vermutlich meiner derzeit besten Freundin sicher auch …
Am Molveno-See selbst war ich schon doch in den Höhenlagen der Brenta war ich ja bisher noch nicht, doch immerhin habe ich bei meinen Touren zu 2 der 3 Wasserkaskaden an den Vallesinella-Fällen und bei einer Tour an den Tovel-See mit Umrundung dessen und einer Tour zu den Nardis-Wasserfällen beim Val Genova schon etwas von der tollen Szenerie der Brenta schnuppern können. Vor allem von den Vallesinella-Wasserfällen war ich total begeistert, die Wanderung im Tal der Nardis Wasserfälle litt unter schlechtem Wetter und einsetzendem starken Regen, sodass ich dort auf jeden Fall nochmals hin muss.
In diesem Sinne nochmals großes Lob für diese tolle Beschreibung der „Brenta-Tour“ und auch der Tour im Grödner-Tal, zu der Tour in der Novella-Schlucht mit der Bemerkung über die Gastfreundschaft der Trentiner im urigen kleinen Örtchen Dovena habe ich mich ja an anderer Stelle schon geäußert, doch Erinnerungen kamen durch Deine Bilder heute nochmals zu Tage. Danke dafür und eine gesegnete schöne Vorweihnachtszeit
sowie beste Gesundheit wünscht Euch beiden euer in Gedanken verbundener Wandersfreund
Charly
wünschtnettakle
Hallo Charly,
genau so ist es. Diese Molveno Wanderung ist effektiv nicht sehr anstregend, weil nicht all zu viele Höhenmeter zu bewältigen sind. Außerdem kann man eventuell abwärts den Sessellift nehmen.
Vallesinella:
Ja die Vallesinella-Wasserfälle sind grandios! Damals hatte ich den Neffen mit auf dem Buckel, der hatte dann beim Wasser richitg Spaß! Ideal für Familien…
LG
Dietmar
Das Einleitungsbild ist schlichtweg unfassbar schön!!! Waaaaaahhhnnnsinn! Könnte ich das vielleicht in einer hohen Auflösung per E-Mail bekommen? Das würde sich bei mir als Desktop-Hintergrund sehr wohlfühlen. Versprochen. Gleiches gilt für das Bild vom Molveno See.
Die Tour habe ich so oder so ähnlich auch irgendwann mal auf dem Schirm. Das schaffe ich wohl so schnell nicht…