Lajen, das Tor zu den Dolomiten, so der Werbespruch des Tourismusvereins Lajen. Gelogen ist das nicht. Bereits vom Dorf aus kann man die Gipfel der Langkofelgruppe und des Sellastocks sehen.
Wir starten etwas oberhalb der Lajener Fraktion Tschöfas auf 1.350 m Seehöhe, knapp über dem Hatzes-Gspoi Hof. Mein Gott was für ein zungenbrecherischer und zugleich lustiger Namen. Geplant ist den Aussichtsberg Raschötz (2.281 m) zu erklimmen. Ob sich das heute noch ausgehen wird, ist mehr als fraglich. Ein organisatorisches Desaster kostet uns eine Stunde vor dem Start plus eine weitere Stunde am Tagesende.
Ich saß schon im Auto, um meine Wanderbegleiter abzuholen, als das Telefon klingelte.
Ich: „Was ist los?
Die beste Ehefrau von allen: „Die Anna weint. Sie wollte mit.“
Ich: „Okay, dann drehe ich um und hole sie ab.“
Die beste Frau von allen: „Nein, das geht nicht, weil sie muss erst noch ihre Aufgaben machen: Steirische üben, Flöte spielen, frühstücken und und und. Nein, sie darf nicht mit!“
Ich: „Ja wieso rufst du dann an?!“
…
Ich bin schon fast in Auer, da klingelt es wieder.
Die beste Ehefrau von allen: „Die Anna kann sich nicht beruhigen, aber sie muss ihre Aufgaben machen!“
Ich: „Gut ok, dann werden wir schon eine Stunde warten. Ich hole sie um 9.00 Uhr ab.“
Die beste Frau von allen: „Aber sie muss um 16.00 Uhr wieder zu Hause sein, weil dann Geburtstagsfeier in Penon vom Hannes ist.“
„Grmpf!!!! Arghhh!!!“
Und dann ins Telefon recht freundlich: „Ok, wir werden schon schauen, dass es sich ausgeht…“
Mit zwei Stunden weniger ist die schöne Wanderplanung natürlich für die Katz. Naja, egal – dafür ist jetzt Anna dabei und weil der Andreas auch die Nadia mitgenommen hat, gibt es heute eine Wanderung mit paritätischen Geschlechtern.
Start in Außergspoi
Der Wanderweg Nr. 34 führt uns leider etwas schattig nach Noflatsch. Leider deshalb, weil die Berge – trotz Anfang Oktober – schon ziemlich angezuckert sind und der Schnee von oben die Temperatur ziemlich drückt. Doch nach und nach wird es etwas wärmer und da wir die Wiesen des Hofes Noflatsch erreichen, scheint die Sonne ganz ordentlich. Die Hofstelle wird gerade von Grund auf neu gebaut und bietet daher kein besonders schönes Bild. Dafür punktet der Panoramablick. Wir sehen im Süden den Schlern und im Osten das Grödnertal mit St. Peter im Tal und dem wolkenverhangenen Langkofel im Fluchtpunkt.
Weiter geht es leicht ansteigend durch Fichtenwald hinauf zur schmucken Unterplughütte. Wunderschön gepflegt, mit Kinderspielplatz, schönen Sitzplätzen und natürlich einem aussichtsreichen Blick auf die Dolomiten.
Zum Einkehren ist es noch zu früh. So wechseln wir nur ein paar Worte mit dem Hüttenwirt und wandern weiter hinauf zum gemütlichen Dolorama-Weg (Wanderwegbezeichnung Nr. 35). Wir folgen ihm bis zur Alm Ramitzler Schweige. Auch hier verzichten wir auf eine Einkehr, versprechen aber der Hüttenwirtin auf dem Rückweg vorbei zu schauen.
Der Dolorama-Weg ist ein Weitwanderweg, welcher mit dem Prädikat „“Panorama meets Dolomiten Unesco Welterbe“ wirbt. Er gliedert sich in 4 Etappen:
Etappe 1:
Der erste Abschnitt des Dolorama-Wegs führt in sanften Wellen, jedoch kontinuierlich ansteigend, durch die weitläufige Landschaft der Rodenecker und Lüsner Alm.
Etappe 2:
Die zweite Strecke des Dolorama-Wegs umrundet den Peitlerkofel und führt durch das Gadertal bis zur Schlüterhütte.
Etappe 3:
Auf der dritten Etappe des Dolorama-Wegs durchquert man eine faszinierende Pflanzenwelt, den Naturpark Puez-Geisler, und passiert das UNESCO-Weltnaturerbe der Geislergruppe.
Etappe 4:
Der vierte und letzte Teil des Dolorama-Wegs verläuft durch dichte Fichten- und Lärchenwälder und führt schließlich über den Gipfel der Außerraschötz hinunter nach Lajen.
Eckdaten des Dolorama Weges insgesamt:
- Länge und Höhenmeter: 61 km und circa 2.356 hm
- Gehzeit: ca. 20 Stunden
- Wegarten: Bequeme Forst- und Wanderwege
- Start und Ziel: Von Rodeneck mit Blick auf die Dolomiten bis nach Lajen
Es geht nun ein kleines Stück aufwärts – bis sich der Doloramaweg abermals recht freundlich abflacht, sodass wir, da wir am Kircher Stadl vorbeiwandern, ins Schlendern kommen. Schnee liegt nun links und rechts des Weges.
Am Tschatterlin-Sattel
Bald ist der Tschatterlin-Sattel erreicht. Nun wären noch gut 300 Höhenmeter bis zum Gipfelkreuz des Außerraschötz zu überwinden. Wir rechnen. Es würde sich ausgehen. Aber das Mittagessen müsste gestrichen werden. Und weil wir vermuten, dass es uns oben auf dem Gipfel sowieso zu kalt wäre, entscheiden wir uns dagegen. Mich wurmt das schon ein wenig. Aber bei dem ganzen Organisationschaos am Morgen war sowieso klar, dass wir kürzer treten müssen. Dass es heute überhaupt keinen Sinn gemacht hätte, dort hinaufzustapfen, und wir nach 20 Minuten sicher umgekehrt wären, weil zum einen Andreas und Anna nur Trekkingschuhe statt massiver Bergschuhe tragen und wir wahrscheinlich durch knöcheltiefen, rutschigen Schnee hätten stapfen müssen, wird mir erst viel später beim Bearbeiten der Fotos bewusst werden.
Vom Tschatterlinsattel hätte man einen schönen Ausblick einerseits nach Norden über das Villnößtal und das Aferertal zur Plose und andererseits nach Süden über das Kastelruther Hochplateau am Fuße des Schlern und ins Eisacktal, wären da nicht die zehn Meter hohen Bäume. Wir helfen mit etwas Technik nach und können so über die Baumwipfel schauen.
Ausblick:
- Norden: Villnößtal mit St. Peter, Aferer Tal mit St. Georg und mit der Plose dahinter
- Osten: Bergrücken Raschötz (das Giofelkreuz mit dem mannsgroßen Herrgott ist mit Adleraugen zu erspähen) und mit Geislerspitzen im Hintergrund
- Süden: Kastelruther Hochplateau, Schlern und Eisacktal
Sehr gemütlich schlendern wir plaudernd – Anna hat mit Nadia ein Opfer gefunden, das sie vollquatschen und ausfratscheln kann – zurück zur Ramitzler Schwaige.
Mittagessen bei der Ramitzler Schwaige
Ein vorletzter Tisch ist noch frei. Die Sonne scheint, ab und zu wird sie von einer Wolke abgedeckt; warm ist etwas anderes, aber eiskalt ist es auch nicht. Das Bergpanorama der Dolomiten entschädigt und so setzen wir uns, nicht ohne vorher eine von der Wirtin bereitgestellte beige Hüttendecke auf der etwas feuchten Bank ausgebreitet zu haben. Die Decke mit ihrem typischen Hüttendeckenmuster, einem seit der Jungsteinzeit verwendeten orthogonalen Ornament, einem Mäander, triggert in mir Kindheitserinnerungen.
Damals in der Sommerfrische bei der Nena oben (=Oma vom Bergbauernhof Gummererhof), da gab es die gleichen Decken. Die Nena hat uns oft so eine Deck zum hinaus nehmen auf die Wiesen mitgegeben. Damit wir auf den frisch gemähten, darum stoppeligen Wiesengrund, fein sitzen konnten.
Der schüchterne Sohn der herzlichen Wirtin nimmt unsere Bestellung entgegen. Wieder werden Erinnerungen wach. Die Nena hatte ein Berggasthaus. Auch ich habe dort manchmal mit Bedienen ausgeholfen und war genauso schüchtern im Umgang mit den Gästen.
Wir bestellen Knödel, Kraut, Röstkartoffeln, Spiegelei mit Speck, Buchweizennocken und zum Nachtisch einen Kaiserschmarrn. Es dauert ein klein wenig, bis die Speisen auf dem Tisch stehen. Klar, wir sind auf eine Alm, nicht in einem Fast-Food Restaurant. Hierbist Slow-Food angesagt. In der kleinen Küche wird alles frisch zubereitet. Genau wie damals bei der Nena oben. Zeit haben wir eh. Durch die Streichung des Raschötzgipfels haben wir reichlich davon gewonnen.
Rückweg
Gut gestärkt brechen wir um 14.00 Uhr auf. In Nadias Rucksack – und auch in meinem – ein ordentliches Stück Almkäse mehr – auf der Ramitler Alm kann man Käse aus eigener Produktion erwerben – wandern wir nun zurück zur Unterplughütte, halten uns dort aber rechts, so dass wir nicht auf dem Weg 34, sondern auf dem Weg 35 (Dolorama) Richtung Lajen wandern. Der Waldboden ist hier besonders schön. Wir lieben es, wenn er sich so herrlich grün bemoost präsentiert. Immer wieder schaut ein roter Kopf mit weißen Punkten aus dem Grün hervor. Auch das schaut hübsch aus. Uns würden zwar braunen Herren Köpfe etwas mehr interessieren, aber die machen sich rar.
Offensichtlich ist diese Etappe des Doloramaweges ein beliebter Familienwanderweg. Wir treffen immer wieder auf Kinder mit Anhang.
Pünktlich um 15.00 Uhr erreichen wir das Auto am Ausgangspunkt, so dass ich nach Hause melden kann: Wir werden um 16.00 Uhr zurück sein!
Von Tschafös fahren wir hinunter nach Lajen. Wir müssen mitten durch den Ort. Da hält uns ein Feuerwehrmann an.
Almabtrieb in Lajen
Ich: „Was ist los?“
Der Feuerwehrmann: „Die Straße ist gesperrt“.
Ich: „Ja wia?“
Der Feuerwehrmann: „Almabtrieb“.
Ich: „Und da geht’s nirgends drum herum?“
Feuerwehrmann: „Nein, nur zurück nach St. Peter, dann durch das Grödnertal raus“.
Ich: „Echt?“
Der Feuerwehrmann: „Wartet einfach 20 Minuten, dann geht die Straße wieder auf“.
Da kann man nichts machen. Das Auto bleibt stehen und wir stürzen uns ins Getümmel. Leider bekommen wir nur noch das Ende des Festumzuges mit. Die Kühe sind schon abgetrieben. Trotzdem macht es Spaß, ein Bad in der Menge zu nehmen. Ich bekomme sogar ein Schnappsl von einem Festwagen herunter aufgeschwatzt. Ehrlich gesagt, viel Überredungskunst braucht der generöse Spender nicht. Das Ganze wird mit einem mahnenden Blick von Anna quittiert.
„Obr lei oans, tu muasch nou Hoam fohrn!“
„Natürlich“.
Aus den 20 Minuten werten natürlich etliche mehr. Uns so kommt es, dass wir trotz Gipfelstreichung mit einer Stunde Verspätung zur geplanten Geburtstagsfeier ankommen.
GPS-Track zum Download
Akt. Position: -km, -m
↓ download GPX
Eckdaten der Tour
Von Lajen bis zum Tschatterlin-Sattel (Dolorama-Weg, Etappe 4)
- Dauer: 4:05 h
- Distanz: 11,6 km
- Bergauf: 619 m
- Bergab: 616 m
Um welche Art von Tour handelt es sich?
In welcher Region befindet sich die Tour?
Um welche Bergkategorie handelt es sich? Auf welcher Höhe liegt die Tour?
Wie lang ist die Strecke?
Wie streng ist der Aufstieg (Länge, Höhenmeter, Steigung)?
Wie anspruchsvoll ist der Abstieg (Länge, Höhenmeter, Steigung)?
Wie viel Zeit werde ich für die Tour brauchen?
Dieser Wert kann individuell stark variieren. Siehe Gehzeitrechner.
Wie viele Kalorien werden bei der Tour verbrannt?
Es ist zu beachten, dass die Berechnung des Kalorienverbrauchs auf Faustformeln und allerlei Annahmen beruht, z.B. Gewicht=75 kg, Kalorienverbrauchsvorgaben für Aufstieg, Abstieg, flach usw. und daher nur eine Schätzung und keine exakte Angabe liefert. Wenn du deinen Kalorienverbrauch selbst berechnen möchtest, dann schau dir diesen Kalorienrechner an.
Gibt es interessante Wegpunkte?
Ja, es gibt interessante Wegpunkte. Hier ist eine Liste:
- Dlieja dl Crist (Kirche, Anbetungsort)Höhe: 2.194 m ü. d. M.GPS: 46.600721, 11.654241Dlieja dl Crist (Kirche, Anbetungsort) 39046, Urtijëi - St. Ulrich in Gröden - Ortisei, Bolzano - Bozen, ITA
- Gspoi (Bauernhof)Höhe: 1.337 m ü. d. M.GPS: 46.609197, 11.589375
- Parken AussergspoiHöhe: 1.352 m ü. d. M.GPS: 46.609669, 11.589782Parken
- Ramitzler Schwaige (regional, Restaurant)Höhe: 1.816 m ü. d. M.GPS: 46.611278, 11.634221Ramitzler Schwaige (regional, Restaurant) 39040, Lajen - Laion, Bolzano - Bozen, ITA
- Resciesa Dedora - Ausserraschötz - Rasciesa di Fuori (2283)Höhe: 2.253 m ü. d. M.GPS: 46.603661, 11.656301
- Tschatterlin-Sattel (1973)Höhe: 1.971 m ü. d. M.GPS: 46.608639, 11.650507
- Unterpulghütte (regional, Restaurant)Höhe: 1.551 m ü. d. M.GPS: 46.614068, 11.609759Unterpulghütte (regional, Restaurant) 39040, Lajen - Laion, Bolzano - Bozen, ITA