Willst du heute einmal woanders wandern und über eine Katzenleiter hinaufsteigen? Das Wort Katzenleiter genügt, schon ist Anna Feuer und Flamme. Sie weiß zwar nicht was es bedeutet, auch weiß sie nicht, welche Katzenleiter ich meine, doch für sie klingen die Wörter Katze und Leiter interessant, viel interessanter als der schon 100-mal absolvierte Sechsersteig.
Ich meine die Katzenleiter in Auer, die als steiler Steig, über mehr als 500 Stufen links der Schwarzenbachschlucht hinauf nach Aldein führt.
Wandern auf der Katzenleiter
Vom Parkplatz in der Aurer Erholungszone Schwarzenbach geht es links des Aurerbaches – so wird der Schwarzenbach auch oft genannt – durch den Forchwald bis zu einer Fußgänger-Hängebrücke. Wir benutzen sie nicht, wir bleiben links des Baches und steigen in die Katzenleiter ein. Anna ist begeistert! Die Treppen stellen für sie eine willkommene Abwechslung zu einem normalen Wandersteig dar. Wir müssen sie sogar ein wenig einbremsen, denn am liebsten würde sie flink wie ein Kätzchen die Steinstufen-Leiter hinauf huschen. Das behagt der besten Mami von allen natürlich nicht.
„Longsom, longsom! Gib in Tati die Hond!“, ruft sie ihr hinterher. Doch der Tati sieht das – wie so oft – anders. Langsamer ok, aber an der Hand führen, das ist dann doch sehr übertrieben. So darf Anna – man glaubt es kaum, heute kann der Tati sich durchsetzen – zwar etwas langsamer, aber allein die Leiter für Katzen hochhüpfen.
Mit „Katzenleiter“ sind in Südtirol nicht Aufstiegshilfen für Haustiere, sondern für Menschen, gemeint. Es handelt sich hierbei um steile Steige. Steile Pfade gibt es in Südtirol viele, aber nur ganz wenige tragen die Bezeichnung Katzenleiter. Ich würde darum die Definition wie folgt erweitern:
Ein steiler Steig, der oft mittels Stufen eine überschaubare Geländestufe überwindet für deren Errichtung nicht der Freizeit- bzw. Wanderzweck, sondern ein handfester wirtschaftlicher Zweck vordergründig war. Die Katzenleiter in Auer ist eine der bekanntesten Katzentreppen Südtirols. Sie stellte in vergangen Tagen einen wichtigen Verbindungssteig zwischen Auer und Aldein dar. Heute wollen wir darauf wandeln.
Wir steigen nun von der Hängebrücke über in Felsen gehauene Stufen zu einer Aussichtskanzel auf Auer und das Südtiroler Unterland empor. Weiter geht es über einen glatten Porphyrrücken, der einen gewagten Tiefblick hinunter in den Schwarzenbach und schmucken Weitblick hinüber zum St. Daniel am Kiechlberg Kirchlein offenbart.
Für Anna enden die Stufen viel zu schnell. Nach dem Beginn der Druckleitung, wo das überschüssige Wasser, als Wasserfall in das eigentliche Bachbett des Schwarzenbaches hinunter donnert, wandern wir viel weniger steil, bis zu einem großen Informationsschild, das die Aufschrift „Leiterburg“ trägt. Ein Abstecher von nur 40 m lässt uns die Ruinen der Burg erkunden und gleichzeitig eine panoramareiche Aussicht genießen. Die Aussichtskanzel stellt eine ideale Gelegenheit dar, um kurz zu rasten und das Südtiroler Unterland visuell zu erkunden.
Ausblick von der Leiterburg, auch Schloss Karnol genannt
Unter uns liegt Auer, links daneben erhebt sich der arkadische Hügel Castelfeder, dahinter schiegt sich Neumarkt an die Etsch. Auf der gegenüberliegenden Talseite begleitet das Mendelgebirge die Weinstraße von Tramin über Kurtatsch, Kurtinig bis nach Margreid und Salurn. Wenden wir uns nach Nordwesten so sehen wir, markant auf dem Mitterberg, die Leuchtenburg, dahinter blitzt Kaltern hervor.
Von der ehemaligen Leiterburg sind nur kümmerliche Ruinenreste zu sehen. Einst diente sie den Edelfreien von Enn zur Sicherung der Katzenleiter, dem einzigen Weg zwischen ihren Besitztümern in Auer und Höfen in Aldein. Heute ist dieser Zweck schon lange nicht mehr gegeben, heute dient die Burg als Aussichtspunkt und am Herz Jesu Sonntag als Platz, an dem ein Herz-Jesu-Herz entfacht wird.
Die Rast mit Blick hat gutgetan. Nun wandern wir angenehm flach durch Mischwald bis zum Karnol Hof und folgen dessen Zufahrtsstraße. Wir dürfen sie kurz nach dem Hof und später noch zwei Mal über einen Steig etwas abkürzen. So kommen wir hinaus auf die Aldeiner Straße. Dieser folgen wir abwärts. Das Weg Teilen mit den recht zügig fahrenden Autos ist für uns Wanderer zwar nicht besonders schön, doch bald ist die imposante Aldeiner Brücke erreicht.
Auf der Aldeiner Brücke über die Schwarzenbachschlucht
Die horizontale Trasse der Aldeiner Brücke ist mit einer Länge von 158,7 Metern und 120 Metern Bogenspannweite die längste Brücke Südtirols. Ihr Bau im Jahre 1963 war eine Pionierleistung. Leider hat sie es auch zu trauriger Bekanntheit gebracht, was uns das engmaschige und sehr hohe Geländer, das ein drüber Klettern unmöglich machen sollte, schmerzlich in Erinnerung ruft.
Für uns Wanderer gut, sie verfügt über einen Gehsteig. So können wir sicher über die Schwarzenbachschlucht hinüber zum Brückenwirt gelangen. Hier besorgen wir uns Mineralwasser mit dem wir unserer leeren Wasserflaschen aufzufüllen. Super.
Hinter dem Brückenwirt müssen wir die Fleimstaler Straße überqueren und können alsdann in den Wandersteig Nr. 19 einsteigen, der uns mit etwas auf und ab und wieder auf bis zur ehemaligen Fleimstaler Bahntrasse hinaufbegleitet.
Alte Fleimstaler Bahntrasse
Bahn fährt hier keine mehr, der breite Schotterweg ist nun eine beliebte Radstrecke für Mountainbiker und E-Bike-Radler. Natürlich dürfen wir Wanderer sie auch nutzen.
So schlendern wir den nur sehr langsam an Höhe verlierenden Schotterweg hinab. Ab und zu über eine Brücke, dann ein Tunnel – eine Bahntrasse ist gezwungen auch kleinste Geländetäler auszubügeln und Hügel zu durchbohren.
Nach dichtem Buchenwald ein Gehege mit Ziegen Anna zum Anhalten. Anna meckert hinein. Die Geisen und Böcke lässt das unbeeindruckt. Sie kauen gelangweilt weiter. Die Buchen haben Apfelbäumen Platz gemacht, die sind weniger hoch und so öffnet sich der Blick in die Weite. Wir sehen hinüber zu unserem Heimatdorf Tramin. Es setzt sich funkelt von Sonnenstrahlen vom dunklen Bannwalde in seinem Hintergrund ab. Nun treten wir in einen dunklen Tunnel ein, anschließen wollziehen wir eine weite Kehre, genau so wie es früher der Fleimstaler Zug gemacht hat.
Der Bahnweg ist ein herrlicher Spazierweg. Wir hätten am liebsten das Fahrrad mit dabei, der Weg ist fürs Fahrrad wie geschaffen. Wir befinden uns nun in Kalditsch und wandern vorbei am Lamperthof, dann am malerischen Elsenhof und am in der Liste der Naturdenkmäler eingetragenen Kastanienhain Elsenhof bis kurz vor Schloss Enn. Hier erhaschen wir zuerst einen interessanten Blick auf Castelfeder anschließend auf das Schloss.
Weinlehrpfad Blauburgunderweg
Kurz darauf – wir sind nun recht flott unterwegs, weil die beste Ehefrau von allen nach Hause will – sehen wir ein großes Weinfass. Augenscheinlich eine für uns neue Attraktion! Schnell stellt sich heraus, der Tourismusverein Castelfeder hat einen neuen Themenweg geschaffen. Es ist ein Weinlehrpfad und nennt sich Blauburgunderweg. Klar wir befinden uns hier im Reich des nach roten und dunklen Beeren duftenden Blauen! Da muss man fast einen Weinlehrpfad mit Blauburgunderweg bezeichnen. Das Weinfass vor unserer Nase ist groß, sehr groß. Wir können hinein huschen. Es ist vor allem für Kinder gedacht, da im Inneren, nein kein Wein ausgeschenkt wird, sondern die Entstehung des Weines anhand eines in großen Buchstaben und reichlich bebilderten, hölzernen Kinderbuches erläutert wird. Das Buch ist dafür gedacht, dass es lesefähige Kinder selbst lesen. Obwohl dem Alkohol komplett abgeneigt, ist die beste Mami von allen sofort Feuer und Flamme. Wann ergibt sich schon die Möglichkeit in der Freizeit dem Nachwuchs eine Leseübungsstunde, die sogar mit Freuden angenommen wird, aufzubürden? Anna ist mit ihren sechs Jahren eine begeisterte Leserin. Sie liest uns das Büchlein von vorne bis hinten vor. Die beste Mami von allen ist zufrieden, Anna aufgrund des Lobes stolz und ich froh, dass die beste Ehefrau von allen mich nicht mit Giftpfeilen bestraft hat, weil ich die flotte Wanderung aufgehalten, durch Anhalten am Weinfass angebremst habe.
Der Tourismusverein Castelfeder hatte ein sehr glückliches Händchen beim „Auskopfen“ der Stationen des Weinlehrpfades. Auch beim Riesenrad, einem Weinerkennungsspiel, das nach dem Motto „Rate mal mit Rosenthal“ funktioniert, hat die beste Mami von allen nichts dagegen, dass wir uns aufhalten. Anna darf drehen, muss dann lesen z.B. „Farbe: Rubin- und dunkelgranatrot, Geruch: Veilchen und reife Waldbeeren, Schokolade, angenehm fruchtig, Geschmack: Fruchtig herb, gehaltvoll, oft mit herben Nuancen“ und darf dann raten. Ok, Anna erkennt keine Weine an solchen Eigenschaften. Doch sie dreht liest, schaut sich das hinter einem Klappdeckel verborgene Ergebnis an, wiederholt das Spiel zig Mal, sodass sich entsprechende Wiederholungen ergeben. Bald ist Anna mit ihrem mir überlegenen Gedächtnis schneller beim korrekten Erraten der Weine als ich durch Interpretation der Merkmale. Somit bin ich dieses Mal stolz und die beste Mami von allen zufrieden. Wenn es etwas zum Lernen bzw. Üben gibt, wenn es der schulischen Bildung nutzt, dann geht plötzlich vieles!
Und die Macher des Blauburgunderweges haben es drauf! Nach der herrlichen gekurvten Brücke der Fleimstaler Bahntrasse, die über die den Talwiesweg führt, darf Anna Wimmschüssel und Zumm kennenlernen. In Riesenausführung und mit Spaßfaktor. Auch das wird bereitwillig genehmig. Landwirtschaftsgeschichte passt auch gut in den Sonntagsunterricht.
Ich bin nur froh, dass Anna gerne lernt, sogar mit Freude zur Schule geht. Von wem sie das nur geerbt haben wird?
Der informationsreiche, aber auch panoramareiche, Bahnweg endet für uns in Montan. Anna darf kurz auf den Spielplatz, das hat sie sich verdient.
Von Montan über den Lottersteig nach Auer
Von Montan müssen wir über den Lottersteig nach Castelfeder hinunter. Im Rücken Schloss Enn geht es vorbei am Montaner Kunstrasenplatz in die Weinberge hinunter. Wieder überrascht der Blauburgunderweg. Augenscheinlich hat man denselben über ein sehr großes Gebiet drüber gestülpt. Respekt! Wir dürfen unser Gedächtnis an einem großen Drehmemorie-Spiel trainieren und anschließend mit Gummihämmern an Weinfässer klopfen. Großartige Attraktionen, wirklich gut durchdacht, wir sind begeistert!
Die Fleimstaler Straße gequert geht es nun durch das Biotop Castelfeder bis zur Sportzone Schwarzenbach zurück.
Als kurze schnelle Katzensteig rauf und runter Tour geplant, ist diese interessante Rundwanderung zur ausgewachsenen Wandertour mit der Überraschung angewachsen. Toll!
Karte der Wanderung über die Katzenleiter nach Aldein, zurück über die Fleimstaler Bahntrasse und den Blauburgunderweg
Akt. Position: -km, -m
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Eckdaten der Tour
Katzenleiter-Bahnweg-Blauburgunderweg
- Dauer: 6:00 h
- Distanz: 16,3 km
- Bergauf: 1.011 m
- Bergab: 1.010 m
Um welche Art von Tour handelt es sich?
In welcher Region befindet sich die Tour?
Um welche Bergkategorie handelt es sich? Auf welcher Höhe liegt die Tour?
Wie lang ist die Strecke?
Wie streng ist der Aufstieg (Länge, Höhenmeter, Steigung)?
Wie anspruchsvoll ist der Abstieg (Länge, Höhenmeter, Steigung)?
Wie viel Zeit werde ich für die Tour brauchen?
Dieser Wert kann individuell stark variieren. Siehe Gehzeitrechner.
Wie viele Kalorien werden bei der Tour verbrannt?
Es ist zu beachten, dass die Berechnung des Kalorienverbrauchs auf Faustformeln und allerlei Annahmen beruht, z.B. Gewicht=75 kg, Kalorienverbrauchsvorgaben für Aufstieg, Abstieg, flach usw. und daher nur eine Schätzung und keine exakte Angabe liefert. Wenn du deinen Kalorienverbrauch selbst berechnen möchtest, dann schau dir diesen Kalorienrechner an.
Gibt es interessante Wegpunkte?
Ja, es gibt interessante Wegpunkte. Hier ist eine Liste:
- Brückenwirt (Hotel)GPS: 46.343379, 11.337268Al Ponte - Brückenwirt (Hotel) Montan - Montagna, Bolzano - Bozen, ITA +39 0471 819841
- chloss Enn (Burg, Schloss)GPS: 46.331813, 11.307850Castel d'Enna - Schloss Enn (Burg, Schloss)
- KatzenleiterGPS: 46.343196, 11.304181
- Schwarzenbach (Parken)GPS: 46.343057, 11.296349Schwarzenbach - Rio Nero (Parken)