Herbst. Für eine Gipfel Wanderung sind die Temperaturen zu niedrig, in der Talsohle des Unterlandes will ich nicht bleiben. Der sonnige Ritten bietet sich zu dieser Jahreszeit optimal zum Wandern an.
Also rauf auf das Rittner Hochplateau bis nach Klobenstein, wo vor dem Eisstadion gerade eine Schafschau stattfindet. Wir fahren weiter, vorbei an den Erdpyramiden nach Lengmoos und Maria Saal.
Von hier wollen wir über Grindlegg, Rittner Schritzenholz und Saubacher Schritzenholz bis zu den Saubacher Wasserfällen, dann runter nach Barbian und über Saubach und den Keschtnweg zurück nach Maria Saal. Wie der Name vermuten lässt, ist Maria Saal ein Wallfahrtsort.
Eine kleine Nebenstraße führt uns mäßig ansteigend bis in den Wald hinein, wo wir, von Anstrengung weit entfernt, gemütlich hoch über der Talsohle des Eisacktales Richtung Norden wandern. Der Wanderweg bietet ab und an einen großartigen Blick hinüber zum Schlerngebiet mit Kastelruth, dem Schlern, dem Langkofel und dem Plattkofel. Das Wetter ist optimal, der Wanderweg wunderbar, nur das Biest, mit dem ich verheiratet bin, will nicht so recht mitspielen. Schade!
Bei der Alm Saubacher Schritzenholz kann ich es aber endlich verscheuchen.
Theoretisch könnten wir hier rechts nach Saubach hinunter abbiegen, aber da wir an den Wasserfällen vorbei wollen, müssen wir geradeaus weiter. Am Ende der Almwiesen treffen wir auf ein Gatter und schon stehen wir wieder mitten im, gegenüber dem vorigen, etwas dunkleren Wald. Ein recht steiler Waldhang ist zu queren.
Es dauert etwas länger als gedacht, bis wir den Wasserfallweg erreichen, der uns sehr steil zu den Oberen Wasserfall hinunter führt.
Das imposante Naturschauspiel gibt uns als kleine Dreingabe eine recht ordentliche Abkühlung mit auf den Weg. Die Wanderstecken nicht mit, muss ich beim steilen Abstieg besonders auf die Knie aufpassen. Das Gardasee Erlebnis will ich nämlich nicht wiederholen.
Eine größere, felsige Lichtung mit Tiefblick überrascht den talwärts absteigenden Wanderer. Man hat sich die Mühe gemacht, vier fünf Sitzbänke aus Baumstämmen zu zimmern und natürlich einen Absturzschutz, sprich ein Geländer, anzubringen, was der Felsplattform das Prädikat Panorama Aussichtspunkt verleiht. Direkt vor uns, aber auf der anderen, der östlichen Talseite des Eisacktales liegt vor dem imposanten Dolomitenmassiv Schlern das Dorf Kastelruth. Links davon, links des Eingangs zum Grödner Tal das Dorf Lajen.
Wir müssen noch so einige Höhenmeter runter. Dabei kommen wir nochmals an einem Wasserfall vorbei: Unterer Wasserfall. Hier haben sich mehrere Familien eingefunden. Kein Wunder, lebendiges, spritzendes Wasser, ringsum jede Menge Steine zum Hineinwerfen, eine nicht alltägliche Rauschkulisse und kleine, vom Wasser angeschwemmte Sandbänke, das ist natürlich ein Eldorado für Kinder.
Weit kann es nicht mehr sein bis der tiefste Punkt der Rund-Wanderung, sprich Barbian, erreicht ist. Denkste. Es dauert noch etwas, bis das Eisacktaler Törggele-Dorf erreicht ist. Entlang des Weges immer wieder Kastanienbäume und sogar zwei Stellen, an denen Barbianer Bauern herrlich duftende, gebratene, auf der Stelle essbare Kastanien anbieten. Mir läuft das Wasser im Munde zusammen, aber wir wollen nicht stehen bleiben, sondern lieber weiterwandern, der Sonne wegen. Es gilt nämlich, dem Schatten zu entfliehen.
Kurz vor Barbian haben wir die goldgelben, Wärme spendenden Strahlen erreicht. Die erste Bank am Wegesrand ist leider besetzt. Darum wandern wir weiter. Direkt in Barbian wollen wir nicht stehen bleiben. Wieder heißt es den Hunger verkneifen und weiter marschieren, jetzt aber in südlicher Richtung auf dem Keschtnweg (Kastanienweg) nach Saubach. Dort erlaubt sich der am Himmel thronende Feuerball einen Streich mit uns und entflieht, schwupp di wupp, hinter die Rittner Berge. So bleibt uns nichts anderes übrig, als ohne Sonne geradeaus weiter zu wandern.
Der Keschtnweg enttäuscht. Nicht etwa fehlender Kastanien wegen, nein wegen des Weges an sich. Ich dachte, dass der viel gepriesene Keschtnweg, also der Kastanienwanderweg, der von Vahrn bei Brixen über Klausen bis zum Rittner Hochplateau und weiter bis nach Bozen zur Burg Runkelstein führt, immer über Steige und Wanderwege führt.
Dem ist aber zwischen Barbian und Lengstein leider nicht so, wir müssen über eine Asphaltstraße latschen. Nur einmal können wir die Straße verlassen. Der Keschtnweg bringt uns auf einen Hügel zum Kirchlein St. Verena hinauf. Dahinter geht es entlang eines Kreuzganges den Hügel etwas mäßiger wieder runter. Am Penzlhof erreichen wir wieder die Straße.
Dummerweise machen wir jetzt einen Fehler. Anstatt wenige Meter entlang der Straße zurück zu gehen, um den Einstieg zum Wanderpfad Nr. 8A zu finden, der uns über die Hexenböden ziemlich direkt nach Maria Saal zurück gebracht hätte, wandern wir geradeaus weiter und fühlen uns beim ersten Schild Keschtnweg sogar bestärkt richtig zu sein.
Erst als wir beginnen, Höhenmeter zu verlieren, merken wir, dass wir den geplanten Weg verlassen haben und nun im großen Bogen nach Lengstein unterwegs sind.
Was soll’s, dann wird die Herbstwanderung einfach länger als geplant. Beim Zuner Hof ist der tiefste Punkt erreicht, ab jetzt geht es der Straße entlang über einige Serpentinen nach Lengstein hinauf. Der Weg ist das Ziel, diese Weisheit muss ich mir immer wieder wiederholen, um mich angesichts des verfehlten Weges nicht zu viel zu ärgern. Man bedenke, dass wir mit GPS unterwegs sind, und trotzdem imstande waren, vom Weg abzukommen. Ich habe im entscheidenden Moment einmal zu wenig auf die Navigationshilfe geschaut.
Von der Fraktion Lengstein aus können wir endlich wieder auf einen Wanderpfad wechseln, um etwas oberhalb der Kohlmann-Ritten Straße nach Maria Saal hinauf zu wandern. Auf einen Schlag verfliegt mein Ärger, ich bin sogar dankbar, den geplanten Weg verpasst zu haben. Genau bei Sonnenuntergang passieren wir nämlich einen tollen Aussichtspunkt mit Blick auf den in Rot getauchten Schlern und die rot schimmernden Geislerspitzen.
Einige wunderbare Sonnenuntergangsfotos reicher, gelangen wir zum Kirchlein Maria Saal. Kurz noch eingekehrt, ein zwei gute Gedanken empfangen, damit steuert auch dieser Wandersonntag seinem Ende entgegen.
GPS Daten zur Rundwanderung Ritten-Barbian
Akt. Position: -km, -m
↓ download GPX
Eckdaten der Tour
Herbstwanderung Ritten-Barbian – Barbianer Wasserfälle
- Dauer: 7:25 h
- Distanz: 22,5 km
- Bergauf: 1.005 m
- Bergab: 913 m
Um welche Art von Tour handelt es sich?
In welcher Region befindet sich die Tour?
Um welche Bergkategorie handelt es sich? Auf welcher Höhe liegt die Tour?
Wie lang ist die Strecke?
Wie streng ist der Aufstieg (Länge, Höhenmeter, Steigung)?
Wie anspruchsvoll ist der Abstieg (Länge, Höhenmeter, Steigung)?
Wie viel Zeit werde ich für die Tour brauchen?
Dieser Wert kann individuell stark variieren. Siehe Gehzeitrechner.
Wie viele Kalorien werden bei der Tour verbrannt?
Es ist zu beachten, dass die Berechnung des Kalorienverbrauchs auf Faustformeln und allerlei Annahmen beruht, z.B. Gewicht=75 kg, Kalorienverbrauchsvorgaben für Aufstieg, Abstieg, flach usw. und daher nur eine Schätzung und keine exakte Angabe liefert. Wenn du deinen Kalorienverbrauch selbst berechnen möchtest, dann schau dir diesen Kalorienrechner an.
Gibt es interessante Wegpunkte?
Ja, es gibt interessante Wegpunkte. Hier ist eine Liste:
- WasserfälleHöhe: 1.188 m ü. d. M.GPS: 46.601407, 11.501823Nadelwald
- SaubachHöhe: 804 m ü. d. M.GPS: 46.588243, 11.511236Kirche
- St. Verna / Santa VerinaHöhe: 875 m ü. d. M.GPS: 46.572196, 11.508243Santa Verina
- Lengstein / LongostagnoHöhe: 974 m ü. d. M.GPS: 46.554873, 11.491828Longostagno
Hallo zusammen
Du hast die herrliche Herbststimmung oberhalb des Eisacktales mit deinen Bildern wunderbar eingefangen, wieder großes Kompliment, da seid ihr wirklich zu beneiden, dass ihr im Herbst noch solch schöne Touren in Eurer Heimat machen konntet und dabei so wunderbare Ausblicke auf Schlern, Lang- und Plattkofel eingefangen habt.
War vor einigen Jahren mal in Villanders und machte eine sogenannte Schlechtwanderung von Villanders, wo ich gewohnt hab, über Dreikirchen, Bad Salt und in Richtung Barbianer Wasserfälle also von unten nach oben. Leider wurde es dann von oben im Himmel so naß, dass ich keine Lust mehr hatte den Wasserfallweg zu laufen, sondern gemütlich in dem Gasthaus Bad Salt (sehr mondäne Gaststube wo schon viele Berühmtheiten u.a. ein berühmter deutscher Schriftsteller – Name ist mir entfallen- gewohnt und logiert haben) zu speisen und zu lesen.
So was muss hin und wieder auch sein, aber Dreikirchen mit seinen drei inneinander gebauten Kirchen war auf jedenfall einen Besuch wert.
So hab ich nach deinen Schilderungen ein weiteres Wanderziel, wenn ich an der Südtiroler Weinstraße evtl. 2013 bin, hoffentlich bei solchem Wetter wie ihr es hattet,
Bis zum nächsten Mal
Charly
Hallo Charly,
ja die Wasserfälle kann ich nur raten wobei mir persönlich die Wanderung von Ritten herüber zwecks Ausblicke noch besser gefallen hat. Urprünglich wollten wir auch Dreikirchen in die Wanderung einbauen, war dann aber zu lang. Werden wir aber sichelrich auch mal machen, da Dreikirchen fast ein Muss für Südtirol Wanderer ist.
LG
Dietmar