Jedes Jahr im Mai findet in der Tramin der Gewürztraminer Weinwandertag statt. Wein und wandern, ob das eine mit dem anderen zusammenpasst, darüber kann man streiten. Ich erinnere mich dabei an Kinder- und Jugendtagen. Damals hat man des Öfteren auf so manchen Berggipfel den einen und anderen Wanderer und sogar Bergsteiger „a Flaschl“ auspacken gesehen. Das eine Mal, als ich mit dem Andreas auf die Rotwand in der Rosengartengruppe rauf geklettert bin, da war es besonders krass! Da standen doch tatsächlich zwei Einheimische am Gipfel – wohlgemerkt am Gipfel, den man nur über Klettersteige erreichen kann – und haben ein „Flaschl“ runter geblitzt. Wahrscheinlich kein „Guatr“, sondern eher a „Leps“ aber trotzdem, Alkohol und Bergsteigen – naja….
Wir sind heute beim Gewürztraminer Weinwandertag nicht so gefährlich unterwegs und dürfen uns darum gerne das eine oder andere Glas gönnen. Zusammen mit Anna, spazieren wir zuerst über St. Jakob zum Altersheim hinunter.
Visasvis hat vor wenigen Tagen das Hotel „Vineus Tramin“ eröffnet. Ein zwei Fotos und dann geht es den wunderbaren Kastelaz Weinberg hinauf. Heute dürfen wir direkt durch den mit Mohnblumen durchsetzen Weinberg spazieren. Die Morgensonne im Gesicht, die frischgrünen Triebe der Weinreben, die roten Mohnblumen und am Gipfel des Hügels ein Glas Weißwein. Was will „Mann“ mehr…
Elena Walch
Der mediterran anmutende Weinberg Kastelaz der Kellerei Elena Walch ist von Tramin herauf gesehen eine Augenweide. Doch der Blick vom Gipfel, über die Reben und Zypressen bis zum höchsten gemauerten Kirchturm Tirols und hinaus über die liebliche Weinlandschaft bis nach Rungg steht ihm in nichts nach. Wir gießen einen Gewürztraminer „Vigna“ Kastelaz, herrlich!
Ich bin mit meiner Fotografiererei nicht alleine. Immer mehr werden Touristen, die ihr Smartphone zücken und sich und/oder ein Glas einfangen. Das Wort Food-Blogger fällt hinter uns. Aha…
Anna muss zurück nach Hause. Darum geht es zuerst zum Mandlhof. Wir geben Anna bei der besten Mami von allen ab und machen uns auf den Weg zum Gummererhof. Der Andreas und ich wollen nämlich die neue Küche ausprobieren.
Gummererhof
Während wir auf die Schlutzkrapfen und Spargelknödel warten ruft ein Gast: „schaut da drüben“! Zwei schwarze lange Zornnattern vergnügen sich im Halbschatten. Ich kann sie fotografisch einfangen. Toll!
Die Knödel kommen auf den Tisch, schauen wunderbar aus und schmecken noch besser. Die neue Küche des Gummererhofes ist top! Wir lassen es uns schmecken. Großkotzig schaut uns der Schwarze Kopf, ein Gipfel des Mendelgebirges, ins Teller. Wer ihn von der Nonstaler Seiter kennt, weiß, dass er keinen Grund hat sich so großspurig aufzuführen.
Zu den Knödeln gibt einen Diolinoir, einen kräftigen Rotwein, der nach Beeren und Waldfrüchte schmeckt. Zu Spargel hätte so mancher Weinexperte zu Weißwein geraten, ich mag untypische Kombinationen. Der Diolinoir ist kein DOC Wein, aber das sagt ja nichts darüber aus wie gut er schmeckt. Derweil packt der Kofler Bua seine Ziehharmonika aus und so schließt sich der Kreis der drei Sinne: schauen, schmecken, hören.
Nach dem Gummererhof geht es wieder hinunter nach Hause zum Mandlhof, Frau und Kind abholen. Warum sie nicht mit zum Gummererhof durften? Keine Ahnung, da müsst ihr schon die beste Mami von allen fragen.
Entlang des Höllentalbaches und des Traminer Geoweges wandern wir jetzt zu viert hinunter zum Hotel Winzerhof, treffen dort Irene, Lisa und Hannes und spazieren dann gemeinsam den Themenweg Naturerlebnisweg Tramin entlang bis zu den Weinbergen des Weinguts Hofstätter. Hier biegen wir links ab und wandern zum Kolbenhof hinauf.
Weingut Hofstätter und Brennerei Ploner
Gewürztraminer steht auf dem Programm, darum verkosten auf der „Reitwiesen“ des Kolbenhofes die zwei Männer einen – ja natürlich einen Gewürztraminer. Und wieder trägt der fruchtig süße Weiße das Prädikat „Vigna“. Frauen und Kinder müssen sich derweil mit Mineralwasser begnügen. Gleichberechtigung gibt es bei uns nicht.
Die Reitwiesen ermöglicht den Blick bis hinauf nach Söll, wo die Kellerei Tramin heute ihre Zelte aufgeschlagen hat.
Kellerei Tramin
Es ist warm, wir kommen ordentlich ins Schwitzen, bis wir den Nussbaumer Hof, den Namensgeber des wohl bekanntesten Gewürztraminers, erreichen. Der Anhang ist etwas zurückgeblieben, der St. Mauritius Kirche wegen.
Gut so, denn so dürfen die beiden Herren auf ein Glas Nussbaumer einkehren. Frau und Kind wollen in Bewegung bleiben. Für sie ist der zweite Teil des Wortes Weinwandertag, sprich das Wandern Programm. Der Andreas und ich halten uns lieber an den ersten Teil. Die einvernehmliche Entscheidung ist so schnell getroffen, wir beide bleiben noch etwas hier am Stehtisch unser Glas Gewürztraminer festhalten, während Frau und Kind den Rückweg über den Naturerlebnisweg suchen.
Die Barbara ist von Kalifornien herübergekommen. Extra für den Gewürztraminer Weinwandertag? Natürlich! Ein wenig plaudern, Jahrgangstreffen in Amerika ausmachen – zum Glück liest die beste Mami von allen nicht diesen Blog – so vergeht die Zeit.
Der Traminerhof Juniorchef ist mit Freundin auch da. Er schwitzt kein bisl. Aha E-Bike!
Ritterhof und Brennerei Roner
Elena Walch, Gummererhof, Kellerei Tramin – was darf es jetzt sein. Hinunter zum Weingut Ritterhof und der Brennerei Roner, nicht über die ausgeschilderten Wanderwege, sondern querfeldein, durch die Weinberge. Man möge es uns verzeihen, aber wir haben ja was zum Versäumen. Es warten noch so einige Weinverkostungsstationen auf uns willige Verkoster.
Rote Cocktails werden beim Roner gemixt. Herrlich anzuschauen, verführerisch aber sorry – Weinwandertag. Wir bleiben beim Gewürztraminer, lassen uns aber die Show des Cocktailkünstlers nicht entgehen. Der zaubert aus schnöden Gläsern wahre Hingucker!
Ansitz Rynnhof
Und jetzt, wohin? Hinunter ins Dorf zum Ansitz Rynnhof. So langsam bekommen auch die Füße den Wandertag mit. Der Kopf, vor allem die Regionen, die für die Reaktionsfähigkeit und auch jene die für die Hemmschwelle zuständig sind, haben ihn schon vor zwei Gläsern zur Kenntnis genommen.
Im Verkostungsraum mit der Falltür zum „tiefen Weinkeller„, die aber nur geöffnet wird, wenn die Bösen Buben versenkt werden sollen, verkosten wir beim Plausch mit der Juniorchefin – wer kanns erraten – einen Gewürztraminer!
Die unsichtbare Schwelle ist überschritten, das Heimweh verflogen. Nichts und niemand bringt uns jetzt – trotz ausklingendem Weinwandertag – nach Hause.
Drauhof
Zum Glück gibt es da noch den Drauhof. Geführt und gelenkt vom kinderreichen Wuddele-Metzger Rellich Hermann ist der Drauhof ein Garant für beste Unterhaltung, auch ein wenig über dem offiziellen Endevhinaus.
Außer Wein gibt es beim Drauhof Fiorentina und Strauben. Ideal um den Alkohol etwas auszubremsen. Wir machen Gebrauch davon. Nach einer kräftigen Tagliata sind wir wieder topfit. Zumindest nach unserem eigenen Gefühl. Stetig schlauer wird das Gerede, die Diskussionen werden anregender, die Unterhaltung intensiver… Der Weinwandertag streift seinen seriösen Anzug ab. Macht nichts, wir sind unter uns 😉
Irgendwann beginnen sogar die Rellichs aufzuräumen. Es hilf nichts, wir müssen weiter. Nach Hause kommt nicht in Frage. Lieber hinein ins Dorf. Vorbei am urigen Urbankeller, der Eisdiele Obermaier geht es hinein bis zum Dorfplatz. Bei der Vinothek Goldene Traube ist sicher noch was los.
Vinotek Goldene Traube
Und so ist es auch. Der Wein schwemmt den allerletzten klaren Gedanken dahin…
Bla bla bla, wieder ein Glas, „gscheit redn“, wieder ein Glas, in der Ecke betätigt sich der „Vetter“ als DJ, einige weibliche Urlaubsgäste verdrehen so manchem Einheimischen den Kopf, ein Speckteller klirrt auf den Boden…
Fotos Gewürztraminer Weinwandertag