Im Frühlingstal waren wir schon oft. Im Februar aber noch nie. Das ist heuer ein besonderes Jahr. Die Frühblütler stehen trotz 23. Februar dicht gedrängt Becher an Becher. Das Tal des Frühlings zwischen dem Kalterer See im Süden (Kaltern) und dem Montiggler See im Norden (Eppan) war bis zum 19. Februar gesperrt. Baumwurf hat es arg in Mittleidenschaft gezogen. Den Märzenbechern – auch große Schneeglöckchen genannt – hat das nichts ausgemacht. Die grünweiße Blütenpracht erfreut nicht nur uns. Zahlreiche Spaziergänger sind unterwegs.
Wir marschieren den schmalen Wandersteig am Blütenmeer den Angelbaches hinauf. Natürlich jeder mit einem Fotocatcher bewaffnet. Jeder? Nein nicht jeder. Ein Unbeugsamer leistet erbitterten Widerstand. Die beste Mami von allen greift keinen Fotoapparat an.
Dienstag, das heißt Annas Schwimmkurstag. Ich bin heute führ den Fahrdienst nach Leifers eingeteilt.
Anna, ist bereits beim Tauchen. Eine Dreiviertelstunde warten oder doch lieber ein wenig die Beine vertreten? Das markante Kreuz vis-à-vis der Kapelle Peterköfele muss doch irgendwie zu Fuß zu erreichen sein? Ich riskiere es. Schlimmstenfalls – wenn es sich zeitlich nicht ausgeht – muss ich umkehren. Über die Weißensteiner Straße schreite ich zügig bis zum Wanderschild „Deutschnofen“ hinauf. Ich folge dem Schild nach links und komme so auf einen Wandersteig. Sendemasten der RAS stehen rechts des Pfades. Nicht schön anzusehen, aber wer mobil kommunizieren will, der weiß, irgendwo müssen sie stehen, diese technischen Dinger.
Von den Parkplätzen, in der Mühlgasse, vor dem Mandlhof, nach Söll, sind wir schon oft gewandert. Leider gibt es kein offizieller Wanderweg der hinter dem Schloss Rechtenthal hinauf zu den „Drei Häuern“ und weiter am privaten Maratscher Hof nach Söll führt. Wer also zu Fuß nach Söll will, der sollte über den Naturlehrpfad Tramin hinauf zum Plattenhof, dann weiter zur St. Mauritius Kirche und weiter zur Feuerwehrhalle Söll wandern.
Von hier startet der sogenannte „Römerweg“, ein Wandersteig, der nach Altenburg führt. Auch diesen Wandersteig beschreiten wir nicht zum ersten Mal. Aber heute wagen wir es, trotz des lautstarken Protestes von Anna, dem etwas schwindlig aufgestellten Wegweiser Altenburg mit dem Zusatz „steil“ zu folgen. Er führt uns links vom uns bekannten Römerweg abzweigend, steil und aufgrund des trockenen Laubes, auch etwas rutschig den Berg hinauf. Der Steig ist nicht ausgetreten, wir haben Mühe ihn auszumachen.
Ein Spaziergang, nicht weit entfernt, kurz und sonnig – da kommt man als Traminer schnell auf Castelfeder.
Der mediterran anmutende Porphyrhügel zwischen Auer, Neumarkt und Montan ist schon seit sehr sehr langer Zeit ein magischer Anziehungspunkt für Menschen. Auf Castelfeder wurden nicht nur mittelalterliche und antike, sondern sogar prähistorische Siedlungsspuren gefunden.
Heute ist der mit kargen Trockenwiesen und urigen Eichen überzogene Hügel ein sogenannter „Kraftort“.
Wir, dieWanderer, verstehen nicht viel von Erdstrahlung und Esoterik, können Castelfeder aber dennoch mit ruhigem Gewissen, als einen erbauenden, erholsamen, Ruhe ausstrahlenden Ort empfehlen und ihm darum gut und gerne das Prädikat „Kraftort“ zugestehen.
Wer von der Talstation der Jenesien Seilbahn oder vom Eingang des Sarntals zu Fuß hinein in die Altstadt von Bozen will, der kann über die Talferpromenade oder über die etwas längere Variante, die aussichtsreiche Oswaldpromenade, gehen.
Die beste Mami von allen und ich entscheiden uns für die längere Variante, verheimlichen das aber Anna. Geplant ist den Christkindlmarkt in Bozen zu besuchen, Anna hätte sicherlich für den kürzeren Weg plädiert.
Oswaldpromenade
So spazieren wir auf der Oswaldpromenade vom Stadtteil St. Anton in mehreren Kurven circa 100 Höhenmeter nach oben und wandern dann gemütlich flach in Richtung St. Magdalena.
Die Oswaldpromenade wurde 1908 angelegt. Sie schlängelt sich entlang des sonnigen und kargen Hörtenberges bis nach St. Magdalena. Umgeben von Mischwald mit Flaumeichen, Hopfenbuchen, Mäusedorn und sogar Kakteen geht es vorbei an den „Wilden Mandern“. Die „Wilden Mander“ sind pyramidenähnliche Türme aus Porphyr-Konglomerat, die „weil so wild“ mit Drahtseilen gefesselt und mit Messgeräten überwacht werden müssen, damit sie nicht über die schöne Alpenstadt Bozen herfallen.
Ausgehend vom Dorfzentrum Neumarkt wandern wir den sonnigen Mazoner Spazierweg zur Schlossruine Kaldiff hinauf. Der Aufstieg ist recht kurz, es sind nur 140 Höhenmeter zu bewältigen. Das ehemalige Schloss ist vermutlich um 1200 von den Herren von Enn gebaut worden. Nach einem Brand 1797 sind die bis dahin wohnhaften Adeligen ausgezogen und haben das Schloss verfallen lassen. Heute sind nur noch einige Mauerreste übrig.
Nach der Ruine müssen wir einige der absolvierten Höhenmeter wieder abgeben. Es geht etwas schattig, circa 50 Höhenmeter, bis zum Villner Bach, zur Lochmühle, hinunter. Früher gab es hier eine Hühnerfarm. Heute hält ein Bauer im ehemaligen Hühnerstall Kühe und Lamas.
Warum wir heute auf dem Pordoi Pass (2.239 m) gelandet sind, muss ich zensurieren. Ich hatte eigentlich geplant zum Wandern ins Gadertal zu fahren; jetzt spazieren wir aber vom Passo Pordoi die Via Alpina (Gelber Weg) hinauf. Der grenzüberschreitende Fernwanderweg führt von Bayern über die Alpen zur Adria. Er ist insgesamt circa 800 km lang. Wir sind von diesen Eckdaten unbeeindruckt, den die werden wir erst später erfahren. Jetzt wandeln wir ahnungslos auf den bekannten Wanderweg. Wir haben am Pordoi Joch angehalten und wollten uns nur kurz die Füße vertreten. Anna hat dann die kleine Kapelle entdeckt und darum spazieren wir nun auf sie zu.
Im Inneren des Gebetshaues „Regina Defensionis“ können wir eine Kerze auf einen Berg stellen. Nette Idee.
Der Alpinweg scheint gemütlich zu sein und eine großartige Panoramaaussicht zu versprechen. Darum wandern wir auf dem Meter breiten Weg, unter dem brüchigen Sas Bece, weiter.
Hinter uns das mächtige Dolomitenmassiv Sella mit dem Piz Boè als höchste Erhebung. In der Ferne hinter Arabba die Fanesgruppe und rechts daneben die Tofane. Ein Panoramasicht auf Dolomitengranden wie sie im Buche steht.
Das Rifugio Sas Becè liegt direkt an der Sellaronda; wir lassen es links liegen und erreichen auf 2.400 m ü. d. M. den “Grat“.
Wow! Die Königin in all ihrer grau-weißen Pracht! Greifbar nahe und doch für uns Anti-Kletterer und Steigeisen-Verweigerer unerreichbar. Die Dolomitenkönigin Marmolata (Italienisch Marmolada) zeigt sich von ihrer Schattenseite, sprich Nordseite, und ist dabei so wunderschön.
Ein Ausflug zum Gardasee ist für uns Südtiroler verkehrstechnisch keine große Sache. Wer noch dazu, so wie wir, im Süden der Alpenprovinz wohnt, ist in einer Stunde am Nordrand des „Gardameeres“.
Wir wollen heute ein klein wenig weiter hinunter nach Lazise.
Lazise ist einer der Touristenmagnete am Gardasee. Wen wundert‘s. Das malerische fast 7.000 Seelen Gemeinde, die sich selbst als antikste Gemeinde Italiens bezeichnet, vermittelt auf dem Punkt gebracht, das Klischee von „Bella Italia“. Enge Gassen, vollgepumpt mit Leben, keinem hektischen Leben, nein mit „Dolce Vita“. Mir gefällt der Anblick des auf uns so stressfrei wirkenden Straßenlebens. Gelateria rechts, Kleiderständer links, Souvenirgeschäfte, Duft von Kaffee und Brioche in der Luft; Einheimische, die im Unterschied zu den Urlaubern, nicht einen Anflug von Stress zeigen. Herrlich!
Wir sind über die Via Rosenheim, durch eines der drei Stadttore, vorbei an der markanten Burg Castello Scaligero, hereinspaziert. Lazise ist von einer mächtigen teil gut erhaltenen Stadtmauer umgeben. Die Festigungsanlage der Scaligeri haben wir nicht besichtigt (ist nicht möglich, Privatbesitz), aber dafür geht es nun vom Hauptplatz Vittorio Emanuele in die Kirche der Heiligen Zeno e Martino. Die beste Ehefrau von allen kommt einfach an keinem Gotteshaus vorbei. In dem Fall ist mir das nicht ganz unrecht. Markiert so eine Kirche doch meist das Zentrum einer Stadt und veranschaulicht viel von Geschichte und Kultur.
20 Jahre gibt es ihn schon den Weinlehrpfad Kurtatsch. Zum runden Geburtstag findet heute ein Genussfest inmitten der Weinberge statt. Kurtatscher Vereine vom AVS über die freiwillige Feuerwehr bis zur Bauernjugend sorgen fürs leibliche Wohl, die Kurtatscher Böhmische und das Trio Heinz, Günther & Lex für die musikalische Untermalung, das Museum Zeitreise Mensch präsentiert die Entwicklung der Weinerstellung von der Römerzeit bis heute.
Wir lassen uns die entspannende Veranstaltung nicht entgehen und finden uns um 14.45 Uhr bei der Glasausgabe am nördlichen Anfang des Weinlehrpfades ein. Ob wir das Glas mit Wein befüllen werden, wissen wir noch nicht, es ist fürs Wein trinken schlicht und einfach zu heiß. Man versichert uns, dass wir entlang der 8 Genussstationen das Glas auch mit Mineralwasser füllen dürfen. Perfekt.
Will man von Dorf Tirol nach Schloss Tirol da ist eine Wanderung oder zumindest ein kurzer Spaziergang Pflicht. Pflicht, weil es anders nicht geht, denn nur Anrainer dürfen mit dem Fahrzeug bis nach Schloss Tirol hinauf. Das ist aber auch gut so. So hat der Wanderer und der Spaziergänger den aussichtsreichen Schlossweg für sich und kann gemütlich Tirol erkunden. Vielleicht fällt ihm dabei auf, dass es unter dem allseits bekannten Schloss Tirol noch eine Burg gibt. Eine märchenhafte Burg, die ein klein wenig an Hohenschwangau erinnert.
Was viele nicht wissen, die Burg Brunnenburg beherbergt ein Landwirtschaftsmuseum und kann somit besucht werden (Website: Brunnenburg). Man muss nur am Ende der Häuser von Dorf Tirol, bevor der frei stehende Teil des Schlossweges beginnt, links hinunter in die Straße Brunnenburg abbiegen. Dann steht der Erkundung der Burg unter Schloss Tirol nichts mehr im Wege.
Wintereinbruch im Mai, keine Seltenheit in Südtirols höher gelegenen Tälern. Anders südlich des Kalterer Sees. Hier bei uns ist es schon etwas Besonderes, wenn gleichzeitig mit roten Mohnblumen, grünen Feigen auch weiße Berggipfel auf Bild gelangen.
Wir nutzen die besondere landschaftliche Schönheit für einen kurzen Spaziergang. Vorbei an den drei Häusern und dem Wimpissinger Hof spazieren wir hinauf nach Söll.
Söll
Unter uns, umgeben von frisch getriebenen Gewürztraminer Weinreben, die kleine Fraktion mit dem malerischen Kirchlein, dahinter der Kalterer See und darüber die angezuckerten Bergkuppen – ein nicht alltäglicher Ausblick.
Von Altenburg führt ein wunderbarer Naturerlebnisweg bis nach Kaltern. Flach, gemütlich, ein Spazierweg der jetzt im Frühjahr einen ganz besonderen Reiz hat.
Die Motivation der Kleinen ist heute groß, denn am Ende des gemütlichen Wanderweges wartet eine Überraschung: der Kalterer Hochseilgarten.
Vom Sonnegghof geht es zuerst links hinauf bis zum Waldrand. Hier beginnt der Waldsteig Nr. 11.