Es ist der vorletzte Tag des alten Jahres. Das Wetter ein bisschen grau, ein bisschen feucht, in jedem Fall aber nicht gerade einladend, wenn es um einen gemütlichen Spaziergang geht. Die Lösung: ab ins Tal und ab in den Süden. Nach einer Durchquerung des Val di Non geht es durch die Galleria Rupe nach Trento und von dort über die SS45bis durch das Tal der Seen vorbei am Lago di Toblino nach Arco.
Die kleine Stadt am Sarca, dem Zufluss des Gardasees, strahlt adelige Würde aus. Ein kostenfreier Parkplatz nahe der Piazza 3 Novembre, dem Hauptplatz mit der Kirche Santa Maria Assunta di Arco, ist schnell gefunden. Ein kleiner Bummel durch den Ort, und obwohl auch hier das Wetter heute bei weitem nicht Gardasee-like ist, so ist es doch gefühlte 10° wärmer und wenn ich recht sehe, dann sind die Chancen darauf, einen Blick auf ein Stückchen blauen Himmel zu erhaschen, gar nicht so schlecht.
Gleich hinter dem Hauptplatz eine kleine Gasse und der Hinweis auf den Weg zur Burgruine, die eindrucksvoll etwa 100 Meter über der Stadt auf einem einzeln stehenden Felsen thront.
Was mit vielen Treppen beginnt, entpuppt sich schon bald als liebevoll gepflegter Serpentinenweg durch einen Olivenhain. Kehre um Kehre bummeln wir hinauf, den Blick auf Rosmarin, Thymian und knorrige Olivenstämme entlang des Weges gerichtet. Aber oha, was ist denn das? Da durch den Stamm hindurch schimmert doch was. Richtig, der Gardasee. Vor lauter Konzentration auf das Grünzeug am Boden, das hier Ende Dezember noch Blüten trägt, haben wir gar nicht gemerkt, dass sich vor uns der Blick auf das untere Sarcatal, über die Stadt Arco bis hinüber auf den Gardasee geöffnet hat.
Hhm, jetzt wär blauer Himmel gefragt. Na egal, Hauptsache es ist mild.
Die letzte Kehre. Vor uns liegt der Anstieg durch das Tor zum unteren Burghof. Begrüßt vom Hahn, der heute scheinbar ein wenig spät dran ist, staunen wir über die Größe der Wiese, die sich im unteren Mauerring verbirgt. Fast kann ich die alten Ritterfestspiele sehen.
Weiter geht es über das einstige Verlies – gruselige Vorstellung, hier wie Galazeo d’Arco mehr als 30 Jahre ausharren zu müssen – zum Infostand am Fuße des Hauptturmes. Die 3,50 €, die als Eintritt für die weitere Besichtigung der sanierten Burgruine zu zahlen sind, zahlen wir gern und marschieren mit einem reich bebilderten Führer ausgestattet über holperiges Pflaster an den Wasserzisternen vorbei zum Raum mit den Fresken, der aufwendig restaurierte Wandmalereien aus dem ausgehenden 14. Jahrhundert beherbergt.
Neben dem Gebäude ein schmaler Gang, der in ein kleines Treppenhaus führt.
Auf der Plattform angekommen hat man wiederum einen weiten Blick auf Arco und den Gardasse. Mit jedem Höhenmeter tauchen neue Details in der Ferne auf.
Durch Wacholder und vorbei an den ersten Steineichen nähern wir uns dem Renghera Turm, dem einstigen Glockenturm der Burganlage. Von hier aus geht der Blick in Richtung Norden. Durch einen Durchgang in der mittleren Mauer erreichen wir den Steineichenwald und nach einer kurzen Rast am Laghel Turm mit Blick auf den Monte Collodi geht es durch den Wald zurück zum Infopunkt, wo wir den oberen Teil der Burgruine Arco betreten haben.
Den Rückweg treten wir auf dem Weg an, über den wir gekommen sind. Obwohl es noch zwei weitere Wege – einen entlang der mittelalterlichen Straße – gibt, möchten wir das, was wir beim Aufstieg verpasst haben, nun aus der abwärts-Perspektive genießen. Pünktlich zum Eintreffen am Auto zeigt sich dann auch endlich der blaue Himmel, den ich schon um einiges früher erwartet hatte. Aber den genießen wir dann jetzt auf der Fahrt zurück nach Ronzone durch das Valle dei Laghi.
Ein wirklich schöner, aussichtsreicher Spaziergang für kurze Tage zwischen den Jahreszeiten.
Hallo Ihr Beiden
Kompliment wieder zu diesen gelungenen Fotos Eurer interessanten Tour, welche auch bei bewölktem Wetter sehenswert und nachahmenswert ist.
Vom Gardasee habe ich bei meinen Kurztrips u.a. zum Monte Baldo-Massiv immer die extreme Hitze und Schwüle trotz des Sees in Erinnerung. Doch der Altissimo, die Wasserfälle von Varone, Eure Tour zur Ruine von Arco und der Ledro See sind für die kommenden Jahre in der weiteren Planung.
Bis bald
Euer Charly
Hallo Charly,
vielen Dank. Ja, die schwüle Hitze kann am Gardasse wirklich zu einem Problem werden. Wir genießen den See deshalb am liebsten im Frühling und im Herbst. Die Wasserfälle von Varone gehören dabei zu meinen bevorzugten Ausflugszielen. Echt faszinierend. Bislang bin ich aber leider immer ohne Kamera dort gelandet… Aber egal, dass heißt nur, dass ich bald mal wieder hin muss. Für den Ledrosee empfehle ich unbedingt einen Besuch im Frühling. Ist eine der schönsten Schneeglöckchenblüten (mal abgesehen von Montiggl), die ich bisher gesehen habe.
LG
Sandra
Vielen Dank für den Tipp, ja Montiggl und das Frühlingstal im Frühsommer ist wunderschön und dann eine gute Pasta am kleinen Montiggler See und die Ruhe vor dem Ansturm der Badegäste im Sommer ist tatsächlich immer einen Ausflug wert, der kleine Montiggler See ist für mich eine der schönsten, wenn nicht sogar der schönste Badesee in Südtirol mit seinem klasklaren warmen Wasser und die die kleinen Forellen die einem vor allem am Ostufer um die Füsse schwimmen, wunderschön und ein Beispiel noch hoffentlich langer intakter Südtiroler Natur.
Alles Gute bis bald
Euer Charly
Bin vor etwa drei Jahren mal da oben auf der Ruine gewesen. Fand ich persönlich ziemlich toll. Hab meine frühe kindheit (bis ich 7 war) in einem Dorf gelebt, wo es eine ganz ähnliche Ruine gab. Die war für mich besser als jeder Spielplatz der Welt. Habe bis zum Umzug eigentlich 80% meiner Freizeit (und in dem Alter hat man ja noch ordentlich Freizeit) in der Umgebung der Ruine verbracht. Bin dann vor drei Jahren auf meinem Trip richtig nostalgisch geworden.
Ja, das kann ich verstehen. Mich überkommt diese Nostalgie immer an Flüßen und an der Ostsee. Heute üben neben allem, was mit Wasser zu tun hat, auch Ruinen einen ganz besonderen Reiz auf mich aus. Neben der in Arco gefällt mir auch das Castel Belfort in Sporminore am Übergang vom Val di Non zum Naturpark Adamello Brenta ziemlich gut, genau wie das Castel Altaguardia in Bresimo im Oberen Val di Non. Und da gäbe es wahrscheinlich noch unzählige andere, aber das mit der Freizeit ist da wirklich ein kleines Problem 😉