Die beiden Hausberge Roen und Schwarzer Kopf, ganz in Weiß gekleidet, stehen schon lange auf dem Tourenplan.
Bis gestern regnete es in Tramin. Nicht gerade wenig. Wenn oben auf 2.000 Metern die gleiche Menge Schnee gefallen ist, wird es an Weiß nicht mangeln. Die Frage ist nur, ob die Kondition zum Spuren reicht.
Schon die Anfahrt zum Mendelpass sorgt für Ernüchterung. Hier liegt nicht viel Schnee – vielleicht ein Zentimeter.
Von den Golfwiesen bei der Talstation des Mendel Sessellifts stapfen wir die Skipiste hinauf bis zur Halbweghütte hinauf. Hier liegt etwas mehr Schnee.
Ab jetzt sehen wir keine Spuren mehr im Schnee. Wir sind heute die ersten. Das dauert nicht lang. Ein E-Biker überholt uns. Er hinterlässt ein tiefes Profil im Neuschnee.
Der Aufstieg zur Roen Alm verläuft wie immer unspektakulär. Die bewirtschaftete Alm ist seit dem Umbau ganzjährig geöffnet. Wir nehmen uns vor, auf dem Rückweg einzukehren.
Nun steht uns der steile Anstieg bis hinauf zur Baumgrenze bevor. Wir sind froh, dass nur 3 Zentimeter Neuschnee liegen. So können die Grödeln im und die Schneeschuhe auf dem Rucksack bleiben.
Die Baumgrenze ist erreicht. Der schöne, aussichtsreiche Endspurt beginnt.
Weil unter den 3 Zentimetern Neuschnee auch mancherorts Altschnee liegt und weil der Wind ganze Arbeit geleistet hat und den Schnee in Mulden zusammengeweht hat, bin ich froh, eine alte Skitourenspur zu sehen. Sie ist gerade so fest, dass sie meistens meinen Tritt hält. Es kostet Kraft, wenn man unvorhergesehen einbricht.
Der Gipfelgrat ist erreicht. Nur noch wenige Meter bis zum Gipfel. Ich könnte heute der Erste sein. Aber das ist mir egal. Wichtiger ist mir, die Stöcke loszuwerden. Meine Hände werden für Wichtigeres gebraucht – für die Kamera.
So rufe ich dem Andreas, der sich gerade von drei Verfolgern überholen lässt, zu: „Andreas, nimm du bitte die Stöcke mit, ich habe keine Hände mehr frei!“
„Soll ich sie nehmen, er hat schon zwei!“, antwortet nicht der Andreas, sondern einer seiner Verfolger.
Mir ist das recht. Hauptsache, meine Hände sind frei und ich kann vorbeistapfende Winterwanderer fotografieren.
So kommt es, dass nicht ich der Erste auf dem Gipfel bin, dafür aber meine Wanderstöcke vor mir dort sind.
Auf dem Roen
Am höchsten Punkt des Roens steht ein Eisenpfahl. Das Gipfelkreuz, es ist mit Adleraugen von Tramin aus sichtbar, steht auf dem nächsten Buckel (Marienspitz).
Von hier oben scheint das Mendelgebirge wie eine sanfte Almwiese aus. Der herrliche Ausblick auf die Brenta-Dolomiten, die Adamello-Presanella-, die Ortler-Alpen Richtung Westen sowie die Südtiroler Dolomiten in Richtung Osten rahmen die Berglandschaft fantastisch ein.
Wer sich der Abbruchkante nähert, der merkt schnell, dass das Mendelgebirge auch eine ganz andere Seite hat. Steil und wild bricht das Gelände senkrecht hinab zum Unterlandler Talboden. Unten schmiegt sich das Weindorf Tramin an den Geländefuß.
Einziger Wermutstropfen des Monte Roens, von seinem Gipfel ist der Kalterer See nicht sichtbar. Der tiefer gelegene, bewaldete Paterkopf mit dem vorgelagerten Göllerberg verdecken die Sicht.
Dieser Schönheitsfehler lässt sich jedoch beheben, wenn man vom Roen über den Kamm nach Süden zum Schwarzen Kopf wandert. Dieser liegt etwa 2 km entfernt und 150 m tiefer.
Das machen wir!
„Na moansch schun? Noch miassn mir wieder 150 Meter auer!“, mault der Andreas.
„Mir sein jo do zum Wondern do! Jetzt warn mir ins wohl nit es scheanste Stickl entgean losn!“, antworte ich bestimmt, um keinen Zweifel aufkommen zu lassen, dass wir jetzt zum Schwarzen Kopf wandern werden.
Hier am Roen hat der Wind den Neuschnee fast vollständig verweht. Der Altschnee ist hart, fast vereist.
Der wenige Dutzend Meter lange Abstieg in eine Mulde mit Latschen führt hart an der Abbruchkante entlang, so dass wir kurz überlegen, ob wir die Grödeln anlegen sollen.
Wir entscheiden uns dagegen, denn schon nach wenigen Metern wird der Schnee weicher und tiefer.
Unter dem Gipfel des Roens dürfen wir nun seine wilde Ostflanke bewundern. Die Wanderung durch die grün-weißen Latschenfelder entpuppt sich bald als Höhepunkt dieser Schneewanderung.
Wieder sind wir die Einzigen und freuen uns, die ersten Spuren in den hier etwas tieferen Schnee setzen zu dürfen.
Nach etwa 35 Minuten erreichen wir den Schwarzen Kopf.
Auf dem Schwarzen Kopf
Bergnamen leiten sich oft von der Form und der Farbe des Berges ab. Als Kind konnte ich nicht verstehen, warum der mächtige weiße Felskopf über mir Schwarzer Kopf heißt. Ich verstand nicht verstehen, dass es an der Perspektive liegt, die den weißen Felskopf als höchsten Punkt erscheinen lässt, obwohl sich dahinter der mit Latschen bewachsene, also Schwarzer Kopf noch höher erhebt.
Von diesem dunkelgrünen „Schwarzen Kopf“ steigen wir nun über Stufen steil hinab zur latschenfreien Kuppe, auf der das Gipfelkreuz steht.
Dabei dürfen wir auf den Kalterer See hinab und zum Roen hinüber staunen.
Unten am filigranen, aber hohen Gipfelkreuz angekommen, ist der Andreas froh, dass ich ihn überredet habe, bis hierher weiter zu wandern. Wir sind uns einig, dass es auf dem Schwarzen Kopf noch schöner ist als oben auf dem Roen. Der Blick auf die Dolomiten ist zwar der gleiche, aber der Schwarze Kopf kann zusätzlich punkten: Tief unter uns hebt sich der Kalterer See stahlblau von seiner in den Winterschlaf versinkenden Umgebung ab. Als kleine Dreingabe können wir noch die wilde Ostwand des Roens bewundern.
Heute ist es hier rund um das Gipfelkreuz angenehm windstill, so dass wir unsere Mittagsjause auf einer Holzbank sitzend verspeisen.
Der Tiefblick über die Abbruchkante ist auch vom Schwarzen Kopf, der gleich beeindruckende wie vom Roen.
Er mündet in Tramin mit seinen umgebenden Weinbergen, die sich halbkreisförmig um das Höllental ziehen.
Gegessen, fotografiert – jetzt geht es noch einmal steil hinauf auf den mit Latschen bewachsenen höchsten Punkt des Schwarzen Kopfes.
Geschafft!
Wir verabschieden uns nun vom Kalterer See Blick, vorübergehend auch von den Südtiroler Dolomiten, und wandern gemütlich mit Ostblick auf die Brentadolomiten zurück zum Roen.
Am eisernen Gipfelkreuz kann man natürlich nicht einfach so vorbeigehen. Eine kurze Fotosession muss sein, bevor wir zum höchsten Punkt des Roen schlendern, zum eisernen Pfahl.
Weiter wandern wir bis zum Ausstieg des Roen-Klettersteiges. Nein, da runter kommt für uns nicht in Frage, wir wollen nur die Aussicht einfangen und schreiten dann zurück.
Fast schweren Herzens verlassen wir nun den Kamm des Mendelgebirges und steigen mit Blick auf das Nonstal, zuerst zur Baumgrenze und dann zur Roen-Alm ab.
Wie geplant kehren wir ein. Eine warme Stube, ein heißer Jagertee, herrlich!
Mein Bart beginnt zu tropfen. Erst jetzt merke ich, dass er vereist ist. Eine ganze Handvoll Eiszapfen muss ich herauszupfen. Wow!
Aufgewärmt und mit eisfreiem Bart geht es zurück in den Winter.
Gemütlich wandern wir zurück zur Halbweghütte, lassen es uns aber diesmal nicht nehmen, einen kurzen Blick auf den Aussichtspunkt zu werfen, von dem aus wir über den Prazollsteig nach Kaltern hinuntergehen würden. Das ist auch jedem zu empfehlen, denn die Bank mit Blick auf die Dolomiten erfordert nur einen 10-Meter-Abstecher. Wer lieber einen 500 Meter langen Abstecher machen möchte, kann zum Lawinenspitz aufsteigen.
Von der Halbweghütte nehmen wir wieder die Abkürzung über die Skipiste und kommen so nach knapp 18 km und 900 Höhenmetern zurück zum Parkplatz auf den sogenannten Golfwiesen.
GPS-Track mit Download Schneewandertour Mendel-Roen/Schwarzer Kopf
Es handelt sich um eine Tour der Kategorie Winterwandern
In welcher Region befindet sich die Tour?
Die Tour befindet sich in der Region Etschtal
Um welche Bergkategorie handelt es sich? Auf welcher Höhe liegt die Tour?
Es handelt sich hierbei um einen Berg der 2.000er Kategorie. Der tiefste Punkt der Tour liegt auf 1.365 m über dem Meeresspiegel. Der höchste Punkt der Tour liegt auf 2.111 m über dem Meeresspiegel.
Wie lang ist die Strecke?
Die Tour ist 17,7 km lang.
Wie streng ist der Aufstieg (Länge, Höhenmeter, Steigung)?
Es sind 8,8 Kilometer und 982 Höhenmeter im Aufstieg zu bewältigen. Das entspricht einer durchschnittlichen Steigung von 12,9 %.
Wie anspruchsvoll ist der Abstieg (Länge, Höhenmeter, Steigung)?
Im Abstieg sind 8,7 Kilometer und 978 Höhenmeter zu bewältigen. Das entspricht einem durchschnittlichen Gefälle von 13,0 %.
Wie viel Zeit werde ich für die Tour brauchen?
Ein durchschnittlicher Wanderer benötigt für die reine Gehzeit ca. 7:25 Stunden, ein geübter Wanderer ca. 6:15 Stunden. Dieser Wert kann individuell stark variieren. Siehe Gehzeitrechner.
Wie viele Kalorien werden bei der Tour verbrannt?
Bei der Wanderung werden ca. 2.286 kcal verbrannt. Es ist zu beachten, dass die Berechnung des Kalorienverbrauchs auf Faustformeln und allerlei Annahmen beruht, z.B. Gewicht=75 kg, Kalorienverbrauchsvorgaben für Aufstieg, Abstieg, flach usw. und daher nur eine Schätzung und keine exakte Angabe liefert. Wenn du deinen Kalorienverbrauch selbst berechnen möchtest, dann schau dir diesen Kalorienrechner an.
Hi Dietmar Vermutlich mein letzter Beitrag bevor ich nach Südtirol fahre, ich werde mich nochmals melden, habe ja deine Handynr. Herrliche Bilder vor allem hinüber in die große Welt der leider mittlerweile total überlaufenen Dolomiten. Die Bilder im Winter zeigen die Schönheit der Berge, jedoch sind sie in der weißen Verkleidung nicht immer so deutlich zu unterscheiden wie im Sommerhalbjahr. Sie wirken viel weicher und zugänglicher, obwohl das natürlich nicht der Fall ist. Interessant sind diese Perspektiven mit den weichen Bergen allemal, der Rosengarten ist jedoch mit seiner im wahrsten Sinne des Wortes strahlenden Rotwand unverkennbar, beim Peitlerkofel hatte ich Probleme ihn wiederzuerkennen, durch deine beigefügte Beschreibung konnte ich identifizieren. Ja der Peitlerkofel immer noch ein Wunschberg den ich noch nicht bestiegen habe und der Respekt davor mit jedem Wanderjahr noch mehr wächst. Die biologische Uhr tickt ja gegen uns um solche Sachen noch zu machen.
Doch die Wunschliste ist trotz des vielen Schnees im Hochgebirge schon im Rucksack, als Wünsche falls wetterbedingt machbar sind im Gepäck: – Seescharte am Lagazoui – Mitterthaler Höhenweg in Antholz – Antoniosspitze bei La Val – Wildgrabenjoch und Gwengalpenjoch bei den Drei Zinnen (sehr fraglich) – Gsieser Almweg 2000 über Uwald-Alm (also rechts herum – links habe ich letztes Jahr gemacht) – Und vielleicht noch eine gemütliche Almtour Die Tour zum Lenkjöchl hebe ich mir für unsere gemeinsame Wanderung und wenn es erst nächstes Jahr ist, auf.
So weit so gut und Dir gute Besserung und Berg-Heil Dein Charly
Wandertipps, Wanderreportagen, Wanderungen und Bergtouren vor allem, aber nicht nur in Südtirol.
Dietmar
Unternehmer, Wanderer, Buchautor
Mein Name ist Dietmar Mitterer-Zublasing und ich bin selbstständiger Unternehmer mit einer besonderen Leidenschaft für das Wandern in den Bergen meiner Heimat Südtirol. Seit vielen Jahren erkunde ich die schönsten Wanderwege der Region und habe so als erfahrener Bergwanderer...
Hi Dietmar
Vermutlich mein letzter Beitrag bevor ich nach Südtirol fahre, ich werde mich nochmals melden, habe ja deine Handynr.
Herrliche Bilder vor allem hinüber in die große Welt der leider mittlerweile total überlaufenen Dolomiten.
Die Bilder im Winter zeigen die Schönheit der Berge, jedoch sind sie in der weißen Verkleidung nicht immer so deutlich zu unterscheiden wie im Sommerhalbjahr. Sie wirken viel weicher und zugänglicher, obwohl das natürlich nicht der Fall ist.
Interessant sind diese Perspektiven mit den weichen Bergen allemal, der Rosengarten ist jedoch mit seiner im wahrsten Sinne des Wortes strahlenden Rotwand unverkennbar, beim Peitlerkofel hatte ich Probleme ihn wiederzuerkennen, durch deine beigefügte Beschreibung konnte ich identifizieren.
Ja der Peitlerkofel immer noch ein Wunschberg den ich noch nicht bestiegen habe und der Respekt davor mit jedem Wanderjahr noch mehr wächst. Die biologische Uhr tickt ja gegen uns um solche Sachen noch zu machen.
Doch die Wunschliste ist trotz des vielen Schnees im Hochgebirge schon im Rucksack, als Wünsche falls wetterbedingt machbar sind im Gepäck:
– Seescharte am Lagazoui
– Mitterthaler Höhenweg in Antholz
– Antoniosspitze bei La Val
– Wildgrabenjoch und Gwengalpenjoch bei den Drei Zinnen (sehr fraglich)
– Gsieser Almweg 2000 über Uwald-Alm (also rechts herum – links habe ich letztes Jahr gemacht)
– Und vielleicht noch eine gemütliche Almtour
Die Tour zum Lenkjöchl hebe ich mir für unsere gemeinsame Wanderung und wenn es erst nächstes Jahr ist, auf.
So weit so gut und Dir gute Besserung und Berg-Heil
Dein Charly