Eigentlich sollte das heute eine Apfelblütenwanderung werden. Doch leider müssen wir feststellen, dass ich mit meiner Einschätzung falsch gelegen bin. Ich dachte, wenn die Blüte im Südtiroler Unterland abklingt, dann wird sie in Natz-Schabs beginnen. Falsch gedacht. Wir sind circa eine Woche zu früh am Start.

Egal, die Rundwanderung Schabs-Natz-Brixen-Neustift-Schabs wird nun absolviert. Wer weiß, vielleicht bekommen wir in tieferen Lagen trotzdem die eine oder andere Blüte zu Gesicht.

Schabs

Von Schabs ausgehend wandern wir zuerst über den Wanderweg Nr. 2 und dann über die Viumser Straße nach Viums. Meine Planung sah eigentlich vor mitten durch die Apfelblüte zu schreiten. Deshalb hatte ich die Straße und nicht den im Wald verlaufenden Wanderweg „Dörferrunde Natz-Raas-Schabs-Viums“ eingeplant. Jetzt stellt sich heraus, das war nicht gescheit.

Viums

Egal, nach Viums kommen wir trotzdem. Wir schauen uns das malerische St. Magdalena Kirchlein an und erfreuen uns an der Kirschblüte rund herum.

Nun machen wir den Fehler einige Dutzende Meter Richtung Rienzschlucht und Schloss Rodeneck zu marschieren, merken das aber bald und kehren um. Der „richtige“ Weg nach Natz ist der Wanderweg Nr.1. Er führt uns vorbei am Biotop Sommersürs bis ins Zentrum von Natz.

Natz

Die Koffeinsucht macht sich bemerkbar. So bleibt uns nichts anderes übrig als im Dorfzentrum von Natz, welches heute akustisch mit einer Messe beschallt wird, in der Bar des Hotels Langenhof einzukehren. Wir wundern uns, dass das Lokal mit Blasmusik-Musikanten überfüllt ist. Die Kellnerin klärt uns auf. Heute wird hier in Natz Erstkommunion gefeiert. Aha, wir verstehen. Wahrscheinlich auch darum die Dorfbeschallung mit der Messe.

Von Natz aus peilen wir nun das Biotop Laugen an und wählen dafür aber nicht den kürzesten Weg, sondern den schönen 15und anschließend die Steige „Nr. 6“ und „Laugen“. Dieselben führen an den orographisch rechten Hang der Rienzschlucht heran. Uns wird erst jetzt so richtig bewusst, dass die Rienz vom Pustertal kommend bei Mühlbach links abbiegt und links des Natz-Schabs Plateau nach Brixen hinunter fließt.

Durch einen lichten Kastanienwald geht es nun wunderschön nach Elvas. Blüten entdecken wir auch. Nein, nicht Apfelbaumblüten. Der Wald ist hier mit Kirschbäumen durchsetzt. Deren weiße Blüten stechen immer wieder hervor. Auch entdecken wir in einem besonders schönen Kastanienhain massenhaft gelbe Himmelsschlüssel. Toll!

Elvas

Den Heiligen St. Peter und St. Pauls ist die Kirche in Elvas geweiht. Wir schlendern rund herum bevor wir uns anschicken entlang des Wandersteigs Nr. 2 die sonnigen Südhänge nach Brixen abzusteigen.

An dieser Stelle muss zur Römerzeit eine Straße von Stufles nach Schabs geführt haben. Spurrillen im Fels bezeugen es, eine Freiluftausstellung von römischen Streitwägen und eine Informationstafel unterstreichen es.

Der Abstieg beschert uns unverhofft einen Apfelhain mit Blüten im Ballonstadium, anschließend vor allem Weinberge und einen geradeaus Blick auf die Bischofsstadt Brixen. Kurz vor Brixen dann endlich Apfelblüten aufgepoppt!

In Brixen angekommen wandern wir über den Kranebitweg, die wunderschöne Schlipfgasse und die Adlerbrücke schnurstracks auf den Domplatz.

Brixen

Überraschung! Der Platz hüllt sich in ein Meer von weiß. Nicht nur dass die zahlreichen Vogel-Kirschbäume (zumindest glaube ich, dass es Wildkirschbäume sind) herrlich in Vollblüte stehen, auch stehen darunter Seite an Seite weiße Zelte. Es sind die Marktstände des Markts „SelberGMOCHT“, der genau heute stattfindet. Ich liebe den plötzlichen Wechsel von ruhiger Wanderung zum Menschengewühl. Die flanierenden Massen beobachten, herrlich! Da ein Lachen, dort ein Staunen, hier ein Diskutieren – ich mag das!

Genau der richtige Platz für eine entspannende Mittagspause. Wir machen es uns an einem Tisch des Bistro Millennium gemütlich, bestellen ein Gläschen Kerner und einen Teller Hirtenmaccheroni und bestaunen den Traum in weiß. Das Leben ist schön!

Selbstverständlich wollen wir nach der Stärkung auch mitten ins Gewühl eintauchen und die interessanten Marktstände bewundern. Da gibt es allerhand Selbsgemachtes: handgeschmiedeter Schmuck, traditionelle Filzpantoffeln, Naturkosmetik, hausgemachte Leckereien und ausgefallene Accessoires.

Und was sollte man sich keinesfalls entgehen lassen, wenn man am Brixner Domplatz steht? Natürlich den Kreuzgang zwischen dem Dom, der Johanneskapelle und der Frauenkirche! Der aus vorromanischer Zeit stammende Kreuzgang, der jedoch später romanisch und gotisch umgestaltet wurde, gehört zu den bedeutendsten Kunstdenkmälern Südtirols. Das können wir uns nicht entgehen lassen.

Neustift

Der Rückweg führt uns gemütlich flach entlang des Eisacks nach Neustift ins Kloster Neustift. Nein nicht noch eine Kirche steht auf dem Program! Es ist der wunderbare Keller der Stiftskellerei Neustift der uns anzieht. Neben herzhaften Tiroler Jausen kann man hier selbstverständlich alle Stiftsweine verkosten.
Wir verkosten den Riesling der Linie „Praepositus“. Ich bin Riesling Fan und da er in Tramins Gasthäusern leider nie auf der Weinkarte steht nutze ich auswärts jede Gelegenheit die sich bietet.

Raas

16.30 Uhr, es wird Zeit zurück hinauf nach Schabs zu wandern. Zuerst über den Herrensteig, dann den Törggelesteig steigen wir Richtung Raas auf. Die liebe Sonne entschließt uns die Ehre zu erweisen. Ein wenig früher wäre nicht schlecht gewesen. Doch wir können nicht meckern. Den Blick hinunter auf den Stiftsgarten des Klosters dürfen wir im Sonnenschein erleben und den 200 m Anstieg hinauf nach Raas ebenfalls.

Von Raas wandern wir über den Wanderweg „Dörferrunde“ Nr. 2 zurück zum Ausgangspunkt nach nach Schabs.

Eine 18 km lange, Höhenmeter mäßig nicht anspruchsvolle abwechslungsreiche Rundwanderung liegt somit hinter uns. Wer die Möglichkeit hat die Wanderrunde genau zur Apfelblütezeit zu absolvieren, der wird sie sicherlich als grandios erleben. Ich schätze Ende April wird man genau richtig sein.

Karte mit GPS-Track Apfelblütenwanderung Natz-Schabs – Brixen

Fotos Rundwanderung Natz-Schabs – Brixen inklusive Markt Selbergmocht

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