Vormittags hat es geregnet, jetzt schaut die Sonne recht zaghaft zwischen den Wolken hervor. 23 Grad im Schatten, das ist für Ende Juli in Südtirols Süden extrem kühl. Die ideale Gelegenheit, eine kurze Wanderung von Gmund über die Rosszähne zur Leuchtenburg zu unternehmen. Normalerweise kann man den Mitterberg zu dieser Jahreszeit unmöglich bewandern, wenn man nicht einen Hitzeschlag erleiden möchte; aber heute könnte es gehen.
Wir parken bei der „Knottnbar“, so nennen wir Traminer das Würststandl „Viktors Imbiss“, welches sich an der Auererstraße kurz vor der Autobahnunterführung befindet. Ab nächster Woche wird man die Knottnbar zwar nicht mehr Würststandl nennen können, denn der Viktor wird auf der gegenüberliegenden Straßenseite ein neues „festes Standl“, ein richtiges Lokal eröffnen. Für Traminer wird es aber immer die Knottnbar bleiben.
In Gmund (228 m), einer kleinen Häusergruppe am südwestlichen Ende des Mitterbergs, beginnen wir unsere heutige Wanderung. Über den Steig Nr. 13 steigen wir der Beschilderung Rosszähne folgend den Mitterberg hoch. Trotz der niedrigen Temperaturen ist es schon fast zu heiß, aber da keine nennenswerten Höhenmeter vor uns liegen, wandern wir unbekümmert, froh nach dem Regenvormittag trotzdem noch einige Sonnenstrahlen ergattern zu können, den Berg hinauf.
Eichenbäume und Mäusedorn säumen den Weg. Die 300 Höhenmeter sind bald geschafft. Der Mitterberg liegt mitten im Etschtal, er verwehrt den Kalterern und Eppanern den Blick auf die Etsch und den Aurern den Blick auf den Kalterer See. Jetzt da wir uns direkt auf dem relativ niedrigen, aus rötlichem Porphyrfels bestehenden Buckel befinden, können wir immer wieder tolle Einblicke ins Unterland in östlicher Richtung gegen Neumarkt und Auer, gegen Süden in Richtung Salurner Klause und gegen Westen in Richtung Tramin und Kaltern erhaschen.
Über Porphyr-Platten, teilweise felsigen, teilweise bewaldeten Untergrund, wandern wir den Rosszähnen und den Warmluftquellen am Mitterberg entgegen. Bei 609 m über dem Meeresspiegel ist das erste Etappenziel erreicht. Die Rosszähne, eine bizarre Felsformation, welche tatsächlich an Ross- also Pferdezähne erinnert, sind erreicht. Zwischen zwei „Zähnen“ kann man hindurch gehen, aber allzu dick darf man dafür nicht sein. Auf einen Zahn kann man hinauf klettern und die Rundumsicht auf die im Norden liegende Landeshauptstadt Bozen, die Stadt Leifers und die Dörfer Pfatten, Branzoll, Auer und Neumarkt im Osten und Tramin und Kaltern im Westen genießen.
Wenige Meter nach den Rosszähnen kann man Warmluftquellen erleben. Durch Felsspalten und Felsröhren dringt das ganze Jahr über ca. 25° C warme Luft aus den Tiefen des Mitterberges empor. Ähnlich wie bei den umgekehrt funktionierenden Eislöchern in Eppan kann bisher niemand dieses beeindruckende Naturphänomen schlüssig erklären. Es ist einfach da.
Wir haben es heute nicht sehr eilig. Darum artet die Wanderung mehr in einen Spaziergang aus. Von den Rosszähnen bis zur Ruine Leuchtenburg, welche hoch über dem Kalterer See thront, sind es trotzdem nur circa 30 Minuten.
Die Leuchtenburg ist mit dem Kalterer See eng verbunden. Selten findet man eine Abbildung des Alpensees ohne die weithin sichtbare Burgruine. Eine enorme Schildmauer schützt die Wohnbauten vor was auch immer…
Erbaut wurde die Anlage wahrscheinlich um 1250 von den Herren von Rottenstein. Irgendwann soll sie an die Landesherren von Kaltern übergegangen, eine Zeitlang auch Sitz des Gerichts gewesen sein. Heute ist sie ziemlich verfallen, nur Reste des Palas mit einigen Fresken aus dem 15. Jahrhundert sind noch erhalten.
Ich wage mich auf die Schutzmauer hinauf, die aufgrund ihrer Breite leicht zu beschreiten ist. Am südlichen Ende der Mauer steht die Fahnenstange mit der weithin sichtbaren, heute aufgrund mäßigen Windes auch hörbaren, rotweißen Südtiroler Fahne.
Der schweifende Blick reicht von Kaltern im Nordwesten über Tramin im Südwesten nach Salurn im Süden bis nach Neumarkt im Südosten.
Die hügelige, mit Zypressen versetzte, Reblandschaft vermittelt ein mediterranes Flair.
Die heute angenehmen Temperaturen verleiten zum Verweilen und zum Schläfchen halten auf der Mauer, was aber aufgrund der Mauerhöhe nicht unbedingt ratsam ist. Darum brechen wir lieber auf und wandern gemütlich plaudernd über den Weg Nr. 13 in Richtung Kreithof / Klughammer zum Kalterer See hinunter.
Das mediterrane Flair wird stärker und stärker. Der glitzernde Alpensee lässt Urlaubsstimmung aufkommen.
In Klughammer zieht es mich auf einen Kaffee in das Cafe Leuchtenburg, vor allem wegen der tollen Aussicht, die man hier auf den Kalterer See hat. Ein Plätzchen, an dem man den Alltag vergessen kann. Beinahe ein bißchen wie Urlaub.
Nach dem Schwarzen im Cafe Leuchtenburg schlendern wir am Ostufer des Kalterer Sees die Klughammer Straße entlang über den Seerundweg, an dessen Ende wir es uns nicht nehmen lassen wollen, über den Steg durch das Kalterer See Biotop zu gehen, um dort die letzten Abendsonnenstrahlen zu genießen.
Am Ende des Steges wartet noch eine Überraschung auf uns: ein Maisacker. Eine große Tafel erklärt: hier wird der Kalterer Plent angebaut. Plent, die Italiener sagen Polenta dazu, ist ein Maisbrei, der von uns Südtirolern gerne in Kombination mit Wurst, Käse und Peperonata gegessen wird. Mich erinnert das vor allem an meine Kinderzeit als wir beim Apfelpflücken oder bei der Weinlese draußen in den Gütern auf offenem Feuer den Plentenkessel aufgesetzt und Plent gekocht haben. Das waren noch Zeiten.
Es wird Zeit, zurück nach Gmund zu spazieren und somit die heutige Rundwanderung abzuschließen. Unerwartet zieht sich der Marsch auf der Straße, welche das Militärgelände Gmund im Halbbogen umspannt, in die Länge. Obwohl Durchfahrtsverbot besteht sind einige Autos und dazu noch recht zügig, unterwegs, was diesen letzten Teil der Wanderung nicht gerade angenehm macht. Trotzdem erreichen wir um circa 19.30 Uhr, nach einer sehr gemütlichen, sehr einfachen, aber für das heutige Wetter optimale Wanderung heil unseren Ausgangspunkt in Gmund.
GPS-Daten der Wanderung auf den Mitterberg
Akt. Position: -km, -m
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Eckdaten der Tour
Wanderung oder Spaziergang? Über den Mitterberg
- Dauer: 3:55 h
- Distanz: 12,3 km
- Bergauf: 431 m
- Bergab: 498 m
Um welche Art von Tour handelt es sich?
In welcher Region befindet sich die Tour?
Um welche Bergkategorie handelt es sich? Auf welcher Höhe liegt die Tour?
Wie lang ist die Strecke?
Wie streng ist der Aufstieg (Länge, Höhenmeter, Steigung)?
Wie anspruchsvoll ist der Abstieg (Länge, Höhenmeter, Steigung)?
Wie viel Zeit werde ich für die Tour brauchen?
Dieser Wert kann individuell stark variieren. Siehe Gehzeitrechner.
Wie viele Kalorien werden bei der Tour verbrannt?
Es ist zu beachten, dass die Berechnung des Kalorienverbrauchs auf Faustformeln und allerlei Annahmen beruht, z.B. Gewicht=75 kg, Kalorienverbrauchsvorgaben für Aufstieg, Abstieg, flach usw. und daher nur eine Schätzung und keine exakte Angabe liefert. Wenn du deinen Kalorienverbrauch selbst berechnen möchtest, dann schau dir diesen Kalorienrechner an.
Gibt es interessante Wegpunkte?
Ja, es gibt interessante Wegpunkte. Hier ist eine Liste:
- StartHöhe: 292 m ü. d. M.GPS: 46.355048, 11.282969250 m Höhe
- AusblickHöhe: 437 m ü. d. M.GPS: 46.359757, 11.28082124-JUL-11 14:52:36
- RoßzähneHöhe: 598 m ü. d. M.GPS: 46.369309, 11.283103Laubwald
- LeuchtenburgHöhe: 574 m ü. d. M.GPS: 46.378958, 11.28008624-JUL-11 16:40:40
Fotos Mitterberg und Kalterer See
Spaziergang Mitterberg
Ich verstehe nicht, wie Sie diese Wanderung als Spaziergang bezeichnen können!
Der Anstieg über Gmund, ist alles eher als leicht, teilweise geht es sehr steil und ruppig über Steine und Platten, als Rückweg würde ich diesen Steig überhaupt nicht wählen!
Auch die Zeitangabe für den Aufstieg entspricht nicht Ihren Vorgaben.
erlebt am 16.3.2022
Hallo,
ganz ehrlich? Sie haben vollkommen recht! Ich würde diese Wanderung heute auch nicht mehr als Spaziergang bezeichnen. Ich ändere darum den Titel ein klein wenig.
Wahrscheinlich habe ich diese Mitterberg-Wanderung damals als Spaziergang angesehen, da wir damals extrem fit waren, sie uns damals bzgl. Kondition als Spaziergang vorkam.
Bedenken sie bitte, dass dieser Wanderblog kein Wanderführer im herkömmlichen Sinn ist, sondern ein total persönliches Wandertagebuch. Sämtliche Formulierungen sind nach meinem damaligen Gefühlsstand verfasst. Ich orientiere mich nicht an irgendwelchen Wanderwegbeschreibungsstandards oder Alpenvereinswegbeschreibungsvorgaben nur an meine komplett subjektiven Eindrücke.
Mittlerweile bin ich älter, vorsichtiger, ängstlicher als zum Zeitpunkt dieser Wanderrunde und wenn ich jetzt den Beitrag nochmals lese freue ich mich sogar, dass ich die Tour damals als Spaziergang bezeichnet hatte. Scheinbar kam sie so einfach vor, dass ich sie als Spaziergang bezeichnete 🙂
Grüße
Dietmar