Die Schwester der besten Ehefrau von allen hat Geburtstag. Wir möchten sie zu einem Wanderspaziergang mit Mittagessen einladen. Selbstverständlich mit Familie, also mit Uwe und der zweijährige Lisa.
Wir machen um 11.30 Uhr bei den Golfwiesen auf der Mendel aus, da wir beide nach unserem Schottland Abenteuer wieder mal in Südtirol richtig wandern wollen und darum zuerst von Kaltern über den alten Mendelsteig, die Kalterer sagen auch Telefonsteig dazu, zu Fuß auf den Mendelpass rauf wollen.
Von der Talstation der Mendelbahn, einer der ersten Standseilbahnen unseres Landes, geht es zuerst durch den Kalterer Ortsteil St. Anton hindurch und dann, der Beschilderung Mendelsteig folgend, das Mendelgebirge hoch.
Ausblicke gibt es recht wenige, da uns meist der dichte Wald den Blick versperrt. Einmal kurz schaut das Weindorf Kaltern zu uns herauf, dann ist für etwa 30 min ???? Schluss mit schauen.
Entschädigt werden wir bei Kilometer 3,3. Eine etwas ausgesetzte, aber breite und gesicherte Stelle ermöglicht uns, ja zwingt uns fast zu einer kurzen Fotopause. Das grandiose Wetter gibt dem herrlichen Blick in Richtung Kalterer See den richtigen Rahmen. Der wärmste Alpensee – eingebettet in eine tiefgrüne, sanfte Mittelgebirgskulisse – präsentiert sich heute himmelblau. Hoch über dem See thront die Leuchtenburg, dahinter recken sich die beiden Hörner Weisshorn und Schwarzhorn gen Himmel.
Das höher gelegene Weindorf Kaltern, dann das Nachbardorf Eppan und die Alpenstadt Bozen runden das wunderbare Landschaftbild ab. Natürlich fehlen auch die südlichen Dolomiten von den beiden Hörnern über den Rosengarten bis hin zum Schlern, dem Bozner Hausberg, nicht.
Obwohl ich mir geschworen habe, die Nikon D800E nicht mit zum Wandern zu nehmen, ist sie heute trotzdem dabei. Ist ja kein so richtiger Wanderausflug, sondern eher ein Heimspaziergang *g*
Ganz zufrieden bin ich mit dem Pixelmonster nicht, da es leider Probleme mit dem Autofokus beim Fotografieren durch den Sucher gibt. Aber ich hoffe mal, dass trotzdem das eine oder andere Foto gelingt.
Das nächste Stück des Mendelsteiges führt uns ziemlich nahe an die Mendelstraße heran und ist dadurch etwas Lärm belastet.
Nach 5 km ist der Mendelpass erreicht. Hier geht es heute zu wie in einem Bienenschwarm.
Nach telefonischer Absprache mit unserer Verabredung – sie sitzen scheinbar schon im Auto – schlendern wir der Straße entlang zu den Golf Wiesen hinein und warten dort auf Irene, Uwe und Lisa.
Die Mendel ist bereits von alters her das Sommerdomizil der Kalterer und Traminer, die hier zahlreiche Holzhütten aufgestellt haben, aus denen mittlerweile heimelige, kleine Rückzugsorte geworden sind. Die „Alten“ haben das früher mit der Genehmigung nicht so genau genommen und so steht hier auch die eine oder andere Hütte auf wackeligem Rechtsuntergrund, was in der letzten Zeit einige Feuerteufel dazu herausgefordert hat, ihrem höllischen Werk zu frönen. Fünf oder sogar sechs Hütten sind mittlerweile schon den Flammen zum Opfer gefallen.
Ahhh, da sind sie. Der Uwe voraus – er ist ein Kenner der Mendel, weil er als Kind fast jeden Sommer hier verbracht hat – mit der Lisa auf den Schultern spazieren wir nun zu fünft ein kurzes Stück in Richtung Cincinella Hütte, um dann rechts durch den Wald, vorbei an den netten Ferienhäuschen zum Schotterweg, der uns zur Halbweghütte führen soll, abzubiegen.
Obwohl überhaupt nicht streng, weil der Weg im Vergleich zum Aufstieg auf den Mendelpass ziemlich flach ist und wir auch recht langsam unterwegs sind, hat sich auch bei mir ein Teufel zu schaffen gemacht und plagt mich mit Muskelkrämpfen. Ich muss sogar meine Begleiter vorraus gehen lassen, weil ich dauernd stehen bleiben muss. Unverständlich, der steile Aufstieg war kein Problem und der Spaziergang jetzt macht meine Muskeln fertig. Irgendetwas kann da nicht stimmen.
Die Halbweghütte ist erreicht und Glück beim Ergattern eines Sitzplatzes haben wir auch.
Die Lisa kann natürlich nicht ruhig sitzen bleiben und auf das Essen warten. Warum auch, dafür gibt es hier beim Rifugio Mezzavia, so der ital. Name der Halbweghütte, zu viel zu erkunden: einen Gemüsegarten in dem allerhand Figuren aufgestellt sind, einen Kinderspielplatz und sogar einen Fuchs, der zwar etwas weiter weg, aber seelenruhig durch die Wiese unter uns schleicht.
Die Mendel ist Uwe’s Revier. So schlägt er nach dem Essen selbst vor zum Lawinensitz hinaus zu spazieren. Für uns kein Problem, die Lisa muss ja er tragen.
Uch, ich bin fast ein wenig geschockt. Der nette Waldpfad musste einem befahrbaren Schotterweg weichen. Die Stelle am großen Stein, wo es zum Lawinenspitz raus geht, ist fast nicht wieder zu erkennen.
Während die Frauen ein kurzes Schläfchen in sicherer Entfernung der steil abfallenden Hänge des Lawinenspitzes machen, erkunden der Uwe und ich die Aussicht auf das Überetsch von Bozen, über Eppan und Kaltern bis zum Unterland mit Tramin.
Der Kalterer See dominiert das Bild, aber auch der Ausblick von einer etwas ungewohnten Perspektive auf das Mendelgebirge mit Göller und Paternkopf ist für uns beide interessant.
Es ist 18.00 Uhr geworden, die beste Ehefrau von allen und ich machen uns alleine an den Abstieg über den Steig Nr. 538. Zuerst etwas ausgesetzt einen grünen Hang querend wandern wir unter dem Lawinenspitz bis in den etwas dichteren Wald hinein. Ausblicke werden nun Mangelware. Von der Jägerhütte Prazoll steigt Rauch auf. Zwei Jagdhunde beginnen zu kläffen. Obwohl der Ausblick vielversprechend ist, riskiere ich es lieber nicht, zur Hütte hinüber zu gehen. Von Prazoll steigen wir bis zur Sportzone Altenburg hinunter und wandern dann nach St. Anton zur Talstation der Mendelbahn hinüber.
So absolvieren wir trotz dem eigentlich geplanten gemütlichen Sonntagsspaziergang 1200 Höhenmeter und 17 Kilometer.
GPX Daten der Wanderung Kaltern-Mendel-Lawinenspitz
Akt. Position: -km, -m
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Eckdaten der Tour
Von Kaltern auf die Mendel und zum Lawinenspitz
- Dauer: 6:30 h
- Distanz: 16,5 km
- Bergauf: 1.219 m
- Bergab: 1.145 m
Um welche Art von Tour handelt es sich?
In welcher Region befindet sich die Tour?
Um welche Bergkategorie handelt es sich? Auf welcher Höhe liegt die Tour?
Wie lang ist die Strecke?
Wie streng ist der Aufstieg (Länge, Höhenmeter, Steigung)?
Wie anspruchsvoll ist der Abstieg (Länge, Höhenmeter, Steigung)?
Wie viel Zeit werde ich für die Tour brauchen?
Dieser Wert kann individuell stark variieren. Siehe Gehzeitrechner.
Wie viele Kalorien werden bei der Tour verbrannt?
Es ist zu beachten, dass die Berechnung des Kalorienverbrauchs auf Faustformeln und allerlei Annahmen beruht, z.B. Gewicht=75 kg, Kalorienverbrauchsvorgaben für Aufstieg, Abstieg, flach usw. und daher nur eine Schätzung und keine exakte Angabe liefert. Wenn du deinen Kalorienverbrauch selbst berechnen möchtest, dann schau dir diesen Kalorienrechner an.
Gibt es interessante Wegpunkte?
Ja, es gibt interessante Wegpunkte. Hier ist eine Liste:
- StartHöhe: 470 m ü. d. M.GPS: 46.407845, 11.234932Straße
- 360° Kalterer SeeHöhe: 1.060 m ü. d. M.GPS: 46.417628, 11.21815322-JUL-12 10:31:46
- Mendelpass /Passo della MendolaHöhe: 1.371 m ü. d. M.GPS: 46.416040, 11.208331Passo Della Mendola
- Skizentrum/SkiortHöhe: 1.396 m ü. d. M.GPS: 46.405068, 11.209582
- Halbweg / Rifugio MezzaviaHöhe: 1.585 m ü. d. M.GPS: 46.392604, 11.206656Rifúgio Mezzavia
- 360° HalbweghütteHöhe: 1.604 m ü. d. M.GPS: 46.391297, 11.20609822-JUL-12 12:57:26
- LawinenspitzHöhe: 1.653 m ü. d. M.GPS: 46.389271, 11.209437Nadelwald
Fotos Kaltern-Kalterer See-Mendel-Lawinenspitz
Hallo Ihr Lieben
Nach deinen recht interessanten und schönen Bildern aus Schottland ist es trotzdem richtig schön, wieder Bilder aus Eurer (meiner zweiten) Heimat zu sehen, es sind für mich viele Erinnerungen daran verbunden, war ja viele Jahre selbst im Urlaub in Kaltern und Bereich Eppan a.d. Weinstraße.
Auch mit der Mendel und deinen herrlichen Bildern sind viele schöne Erinnerungen erhalten geblieben.
War sogar mal von einer Familie eines Gasthauses in Kaltern zum Grillen an einer der schönen kleinen Ferienhütten auf dem Weg von der Enzianhütte – Halbweghütte eingeladen, typische Südtiroler Gastfreundschaft wie ich sie bis heute sehr oft erleben durfte. Daher finde ich es schade, wenn der „Feuerteufel“ wie Du schreibst um sich gegriffen hat.
Allerdings war ich vor vielen vielen Jahren als der Sessellift zur Halbweghütte noch ganz neu installiert war, doch geschockt davon, ich dachte mir was sucht hier ein Sessellift in dieser schönen Wiesenlandschaft, die Wiese (Piste) sah im Frühsommer fürchterlich aus. Nun gut, so ist nun mal die Zeit, viele dürften sich inzwischen an den Anblick gewöhnt haben.
Dies zu meinen Erinnerungen an die Mendel, die ich jedoch immer mit dem Auto oder der Standseilbahn erreicht habe und mich immer auch etwas unter die auf dem „Markt“ stöbernen Menschen gemischt habe und oftmals preiswerte und gute Artikel erstanden habe. Daher gilt meine Bewunderung Eurer „kleinen Tour“ von 1200 hm, die du als Spaziergang bezeichnest .. ?
In diesem Sinne bis zu einem baldigen nächsten Kontakt, bin mal gespannt, wo Euch Eure letzten Touren in diesem Wandersommer (Dolomiten-Pala?) hinführen.
Bezüglich deiner Verletzungsanfälligkeit in diesem Jahr schreibe ich Dir persönlich per Mail, daher alles Gute für die nächsten touren
Euer
Charly
Wie immer Danke dir für den ausführlichen Kommentar.
P.S. Als Spaziergang sollte ich nur den mittleren Teil von den Golfwiesen zur Halbweghütte bezeichnen. Der erste Teil der Aufstiege und der letzte der Abstieg sind schon „echte“ Wanderungen 😉
LG
Dietmar